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Börgen: Ueber die Berechnung eines einzelnen Hoch- oder Niedrigwassers.
Die UVebereinstimmung unserer Rechnung mit den Angaben der „Indian
tide-tables“ ist mit Ausnahme derjenigen für die Zeit des zweiten Niedrigwassers
3aehr befriedigend. Bei der Beurtheilung der letzteren grofsen Abweichung von
33 Minuten ist aber sehr wohl zu beachten, dafs zwischen dem vorhergehenden
Hochwasser und diesem Niedrigwasser nur ein Höhenunterschied nach unserer
Rechnung von 5, nach den ‚Indian tide-tables“ von 7 Zoll engl. oder bezw. 13
und 18 Centimeter stattfindet. Die Angaben der „Indian tide-tables“ geben die
Ablesungen der mit Hülfe der „tide-predicting machine“ für das betreffende Jahr
im Voraus gezeichneten Wasserstandskurven, bei deren Konstruktion eine weit
zröfsere Zahl von KEinzeltiden berücksichtigt werden, als bei unserer Rechnung
zur Anwendung gekommen sind. Diese Vernachlässigung kann in unserer Rech-
nung Abweichungen von einigen Minuten (vielleicht in ungünstigen Fällen bis
zu 10”) hervorbringen, zum weitaus gröfsten Theil aber wird jene Differenz von
33" zweifellos dadurch ihre Erklärung finden, dafs das Niedrigwasser aus den
Wasserstandskurven für einen zu späten Termin entnommen worden sein wird,
was bei dem sehr geringen Fall gegen das vorhergehende Hochwasser nicht
überraschen kann, wenn man in Betracht zieht, dafs man in solchen Fällen eher
geneigt sein wird, das Zeitintervall zwischen Hoch- und Niedrigwasser dem nor-
malen von 6* 12" zu nähern als dasselbe unnöthig zu verkleinern oder zu ver-
gröfsern. In diesem Falle beträgt das Intervall zwischen den beiden Phasen nach
anserer Rechnung nur 3" 46", nach den Tide-tables 4* 15". Prof. Darwin
giebt auf S. 228 seiner Abhandlung: On tidal predietion nach Colonel Hill an,
Jlaßs zwei Beobachter, welche dieselbe Gezeitenkurve ablesen, häufig um 5 und
bisweilen um 10 Minuten in der Zeit und um 1, bisweilen um 2 Zoll in der
Höhe von einander abwichen. Unter diesen Umständen kann daher die Ab-
weichung von 33 Minuten gegen die .‚Indian tide-tables‘“ kein Argument zu Un-
gunsten unserer Rechnung abgeben. 'Thatsächlich zeigen sich auch bei der grofsen
Anzahl von Vergleichungen, welche der Verfasser gemacht hat, ähnlich grofse
Differenzen nur dann, wenn der Höhenunterschied gegen die benachbarte Phase
sehr klein ist. In solchen Fällen ist aber die Kenntnifs der genauen Zeit der
Phase ganz gleichgültig. Schlielst man deshalb diese grofsen Differenzen aus, so
dürfte die mittlere Differenz unserer Rechnung gegen die „Indian tide-tables“
auf + 5 bis 8" in Zeit und + 1 bis 2 Zoll in Höhe zu veranschlagen sein.
Zwei Umstände können, aufser dem schon erwähnten, daß wir weniger
Tiden berücksichtigen als in der Tide-predicting machine zur Anwendung kommen,
dazu beitragen, die Abweichung von der vollständigeren Berechnung oder auch
von der Natur zu verstärken, Der erste liegt in der Beschränkung auf volle
Grade bei Ermittelung von #, und ,, wodurch die Zeit um 4" bis 6", vielleicht
mehr entstellt werden kann. Wenn nämlich 2 %, und @,, das eine um 0,5° zu
grofs, das andere um 0,5° zu klein angenommen wird, was leicht vorkommen kann,
30 wird &,— gg, um 0,75° zu klein oder zu grofs sein, und dies kann in geeigneten
Fällen, wenn der Nenner in der Formel (26) für tg Aw, sebr klein ist, den
Werth von 4%, um 1° bis 1,5° entstellen, so dafs im ungünstigsten Falle # um
1,25° bis 1,75° und tm um 5" bis 7" fehlerhaft werden kann; solche Fälle sind
aber nur sehr selten. Der zweite Umstand, durch welchen eine Ungenauigkeit
hervorgebracht werden kann, besteht darin, dafs die Argumente v, + 0,, nz + vo
a. s. w. nicht, wie sie eigentlich sollten, für die Zeit T + g- 0,069 der be-
treffenden Phase, sondern für die Zeit T + u - 0,069 gelten, welche von der
ersteren um (p — u) 0,069* = {(p, — ) + 49,} 0,069% abweicht, was auf mehrere
Stunden anwachsen kann. Es ist klar, dafs aus diesem Grunde die Werthe von
Po, 2 und r,, g, und daher auch Ag, etwas andere sind, als man finden würde,
wenn man die Werthe der Argumente für die richtige Zeit angewendet hätte.
Dies fällt aber wenig ins Gewicht, und dürfte der daraus entspringende Fehler in
der Zeit der Phase im Durchschnitt 2" bis 3" kaum übersteigen, wenn schon er
für eine grofse Abweichung der beiden Zeiten von einander auch wohl zuweilen
einen grölseren Betrag erreichen kann.
Wenn man mehrere auf einander folgende Phasen berechnet, so kann man
die Gröfse dieses Einflusses leicht überschlagen, wenn man den Gang der Zahlen
Pz, 2 und r,, @, verfolgt und hieraus ergiebt sich ein einfaches Mittel, eventuell
die erste Rechnung zu verbessern, indem man die Werthe von r,, %, und r,, ©,