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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Aus dem Reisebericht des Kapitän J. G. Nichelson. 
zu versehen, weshalb die auf der Rhede liegenden Schiffe, selbst bei höherer 
Zahlung, manchmal keinen bekommen können. 
Am 1. Januar 1889 stellten sich die schweren Roller ein, welche bis zum 
15. anhielten und eine derartige Brandung erzeugten, dass dieselbe manchmal 
über die Kaimauern hinweglief. In dieser ganzen Zeit ließ sich kein Ballast 
beschaffen, so dafs die Bestellung auf solchen für Schiffe im Dock sich schliefs- 
lich auf 2500, für Schiffe auf der Rhede auf 1000 Tonnen belief. Sobald der 
Zustand des Wassers wieder ein ruhigerer geworden war, erhielten die Schiffe 
im Dock ihren Ballast zu dem gewöhnlichen Preise von 1'/: Doll. für die spanische 
Tonne, während mir auf der Rhede für dieselbe Menge zuerst 3 Doll. abgefordert 
wurden und es mir schliefßslich nur gelang, sie zu 2 Doll. zu erhalten. Der 
Lieferant wollte dieses kleinen Vortheils nicht verlustig gehen. Der anhaltende 
hohe Seegang brachte mir einen Verlust an Zeit von 11 Tagen und an Geld — 
Mehrkosten für den Ballast — von 200 Doll. 
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I. Route von Callao nach einem der nördlichen Häfen Chiles. 
Ist man von Callao ausgehend südwärts bestimmt, so thut man am besten, 
Nachmittags nach 4 Uhr unter Segel zu gehen, weil alsdann die Briese am 
frischesten weht und schon anfängt allmählich östlicher zu holen. Für die Reise 
nach einem der Salpeterhäfen wird hier allgemein angerathen, so lange über einem 
Buge nach SW zu stehen, bis der Parallel von etwa 24° 8 erreicht ist. Hier soll 
man wenden und wird dann finden, daß beim Ostwärtssegeln der Wind immer 
mehr aufraumt, so dafs man im Stande ist, seinen Bestimmungsplatz auf einem 
Bug anzuholen. Wenn behauptet wird, man brauche nur bis nach 20° S-Br zu 
stehen und könne hier schon wenden, so mag dieses zu gewisser Jahreszeit ver- 
einzelt zutreffend sein, in der Regel aber nicht, so wenig wie es auf unserer 
Reise von Callao nach /quique der Fall war. 
Nachdem „,7Aeodore“ den Hafen von Callao am 26. Januar 1889 verlassen 
hatte, waren wir am 3. Februar nach 24,8° S-Br und 85,5° W-Lg gelangt. Bis 
hier waren wir bei meistens frischer Briese über einem Bug bei dem Winde in 
südwestlicher Richtung gesegelt. Der Passat war in der Nähe des Landes südlich 
und holte mit zunehmender Entfernung immer östlicher. An dem genannten 
Orte wurde gewendet. Da aber beim Segeln nach der Küste unsere Vermuthung, 
der Wind werde südlicher holen, nicht zutraf, so wurde 79° ha so nördlich 
als auf 20° S-Br geschnitten, also ungefähr in der Breite von Äquique. Wir 
waren daher gezwungen, zu kreuzen, wobei so viel als möglich stets über dem 
günstigsten Buge gesegelt wurde. Erst in einem Abstande von 100 bis 120 Sm 
von der Küste holte der Passat südlich, wurde aber gleichzeitig flauer, weshalb 
„Theodore“ den Bestimmungshafen Zquique nicht vor dem 20. Februar nach 
einer 25tägigen Reise von Callao erreichen konnte !). 
IV. Reise von Iquique nach Falmouth. 
„Theodore“ verliefs am 28. März 1889 bei leichtem Südwinde und schönem 
Wetter den Hafen von Zquique und trat die Reise nach Falmouth für Order an. Schon 
am folgenden Tage wurde der Wind sehr flau, worauf dann leichte, zwischen SSE und 
E verändernde Winde dasSchiff am 10. April nach 28,9° S-Br in 84,6° W-Lg brachten. 
Hier kam ein leichter nördlicher Zug durch; doch am nächsten Tage holte der 
Wind wieder auf SSE zurück und wurde etwas lebhafter. Nachdem er am 
13.und 14, bis ESE und E herumgeholt war, folgte Mallung und Windstille, die in der 
Nacht vom 15. zum 16. von Neuem durch eine frische Briese aus SE verdrängt 
wurde. Vom 16. bis zum 21. hatte der Wind bei schönem, heständigem Wetter und 
einem hohen Luftdruck, der an dem letztgenannten Tage 776,8 mm (red.) betrug, eine 
hoch südliche Richtung, womit 37,6° S-Br in 88,7° W-Lg erreicht wurde. Bei 
nunmehr fallendem Barometer und nebeligem Wetter frischte der südliche Wind 
mehr auf, wurde aber am 22, wieder still, worauf am 23. in 395° S-Br und 
86,7° W-Lg ein von Regen und Nebel begleiteter SW-Wind durchkam, der all- 
mählich westlich holte, dann auf SSW zurückdrehte und bis zum Vormittage des 
24. steif wehte, um am Nachmittage aus westlicher Richtung abzuflauen. Am 
Mittage des 26. April befand sich das Schiff auf 45° 14’ S-Br. und 84° 3‘ W-Le. 
3 Vergleiche auch diese Annalen 1886 Seite 62
	        
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