433 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1892.
beobachteten Richtungen im Monat erreichten. Bei hohem Druck auf der Ost-
seite des Maximums herrschte meist trübes, vielfach znebliges, sonst trockenes
Wetter, heitere Tage traten nur um die Mitte des Monats an der westlichen
Ostseeküste ein.
Ein Umschlag der Witterung erfolgte zunächst im Osten, indem ein vom
Norden des Schwarzen Meeres nach dem Finnischen Busen wanderndes flaches
Minimum am 21. an der östlichen Ostseeküste westliche Winde hervorrief. Diese
breiteten sich bis zum 24. auch nach der Nordsee aus, indem ein von Nord-
skandinavien südostwärts nach Russland wanderndes Minimum weiteres Sinken des
Luftdruckes im Osten zur Folge hatte und sein Depressionsgebiet bis nach der
Nordsee ausdehnte. Während dieser Tage herrschte trübes Wetter, mit täg-
lichen Niederschlägen an der östlichen Ostseehälfte, während an der Nordsee nur
am 24, geringe Niederschläge beobachtet wurden, an welchem Tage vereinzelt
an der Östsee stürmische Winde aus NW auftraten.
Am 25, bis 28, schritt ein Maximum in schneller Bewegung vom Skan-
dinavischen Meere über die westliche Ostsee, an Umfang und Höhe zunehmend,
nach dem Schwarzen Meere, während ein tiefes Minimum im hohen Norden
erschien und sein Depressionsgebiet im Rücken des Maximums südwärts rasch
über den Norden Deutschlands ausdehnte und in den letzten Tagen des
Monats die Wetterlage der Nordhälfte Europas beherrschte. Während der
Wanderung jenes Maximums erfolgten am 25. an der östlichen Ostsee ergiebige
Niederschläge, im Uebrigen herrschte aber am 25. bis 27. trockenes und vielfach
heiteres Wetter, und es traten die niedrigsten Temperaturen dieses Monats ein,
Die letzten Tage brachten wieder trübes Wetter mit meist geringen, aber täg-
lichen Niederschlägen bei westlichen bis südwestlichen Winden, die am 29. und
zumal am 30. vielfach stürmisch wehten, Mittags am 30. hatte Nesserland
Gewitter, und am Abend wurde mehrfach an der Nordsee Wetterleuchten
beobachtet.
Sehr ergiebige, 20 mm übersteigende Niederschläge fielen am 1. in Flens-
burg (25), Tönning (26), Cuxhaven (30), Geestemünde (21), Brake (31), Wilhelms-
haven (27), Wangeroog (28), Karolinensiel (31) und Nesserland (32), sowie am 30, in
Neuwerk (26), außerdem 10 mm übersteigende Niederschläge am 6. an der Nordsee
und am 25. an der östlichen Ostsee. An den mittleren Theilen der Ostseeküste er-
reichte die Monatssumme des Niederschlags kaum 10 mm, sie betrug in Wustrow nur
2 mm. Schnee fiel im November an der Nordsee nur an einzelnen Stationen am
30., während die Niederschläge der letzten Dekade an der östlichen Ostsee und
diejenigen der letzten Tage an der westlichen Ostseeküste vorwiegend aus Schnee
bestanden.
Die Morgentemperaturen lagen bis zum 9. relativ hoch, dann trat lang-
same Abnahme und in der Folge wenig Aenderung bis zum 20. (21) ein; nach
einer stärkeren Erwärmung bis zum 24. erfolgte ein starker Rückgang der Tem-
peratur bis zum 27. und darauf wieder eine nahe gleiche starke Erwärmung bis
zum 30. — abgesehen von einzelnen Abweichungen in Borkum und Memel. Am
Morgen lag die Temperatur vom 1. bis 10, meist über, vom 12. bis 27., außer
am 24. an der Ostsee, fast durchweg unter und an den beiden letzten Tagen
wieder über der Normalen.
In den Monatsmitteln lagen die Temperatur und die registrirte Wind-
geschwindigkeit, wie die Monatssummen der Niederschläge (aufser Wilhelms-
haven) unter den vieljährigen Mittelwerthen, während der Luftdruck und an
den westlichsten und östlichsten Theilen der Küste die Bewölkung die Normale
erheblich überschritten.
Berichtigungen.
S. 109 Z. 15 und 17 lies S-Br statt N-Br.
S. 336 Z. 26 lies NW statt NE.
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