Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

400 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1892. 
schiedene dasselbe erweiternde Kommentare erhielt. In England war das Werk 
von Martin Cortes am besten bekannt und bildet dort gewissermaßen den 
Ausgangspunkt für die Pflege dieser Wissenschaft. Dabei mufs hervorgehoben 
werden, dafs England um jene Zeit in nautischen Dingen weit hinter Portugal 
und Spanien zurückstand. Cortes (1561), Guevara und Medina wurden in 
das Englische übertragen, des Letzteren Werk erschien in der englischen Ueber- 
setzung im Jahre 1581. Von da an nahm die englische Thätigkeit in der Pflege 
der nautischen Wissenschaften rasch zu, und während der Regierung der Königin 
Elisabeth erreichte dieselbe einen beträchtlichen Grad von Vollkommenheit, 
was um so höher anzuschlagen ist, als in der That England, wie schon er- 
wähnt, weit zurückstand.') Wie unter den selbstständigen englischen Arbeiten 
jene von John Davis gewürdigt werden muß, werden wir weiter unten sehen, 
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts trat die englische Nation voll und 
ganz in den Wettkampf um die Herrschaft der Erde ein. Die Regierung der 
Königin Elisabeth von England ist auch in dieser Hinsicht als der Ausgangs- 
punkt der englischen Macht zur See zu bezeichnen, Maritime Unternehmungen 
veihten sich an maritime Unternehmungen, ferne Meere wurden besucht und 
Kolonisationsbestrebungen eingeleitet, wodurch die nautischen Wissenschaften 
naturgemäfs vervollkommnet und die Seewege gebahnt und erweitert werden 
mufsten. Zuerst begegnen wir hier William Hawkins, der in den 
Jahren 1567 und 1568 mit dem „Jesus von Lübeck“ und mehreren anderen 
Schiffen Theile von Guinea und Westindien besuchte, überall mit der Absicht, 
Handelsverbindungen anzuknüpfen und die Navigirung zu vervollkommnen. An 
Bord eines seiner Schiffe befand sich ein damals junger Mann, welcher später 
zu großem Ruhm gelangte: Francis Drake. Von besonderem Interesse sind 
die Reisen des Letzteren, welche in die Zeit von 1580 bis 1587 fallen und 
wesentlich darauf hinausgingen, allenthalben den Spaniern den Weg zu verlegen 
und der englischen Flagge zur Herrschaft über alle Meere zu verheifen. Thomas 
Cavendish führte in den Jahren 1586 bis 1588 die erste Weltumsegelung von 
Westen nach Osten aus. Seine Fahrt ging um das Kap der guten Hoffnung nach 
Elizabeth-Bay nach Ostindien, durch die Magalhags-Strafse nach Europa zurück. 
Raleigh untersuchte die Küste von Guaiana und verhalf dort der britischen 
Herrschaft zu einer festen Stellung. Aber vor allen grofsen Entdeckern jener 
Zeit interessirt uns bei gegenwärtiger Betrachtung das Leben und Wirken von 
John Davis, welcher in beiden Hemisphären Grofses ausführte und stets darauf 
Bedacht nahm, die Kunst des Navigirens zu Vvervollkommnen. Von seinen 
Forschungsreisen ist das Meiste wohl bekannt; weniger dürfte dies aber der Fall 
sein mit Beziehung auf seine schriftstellerische Thätigkeit, die nur darauf 
berechnet war, die Sicherheit der Befahrung der Seewege zu erhöhen und den 
Fortschritt der Navigation herbeizuführen. Davis legte die Ergebnisse seiner 
Arbeiten und seiner Erfahrungen in einem Werke nieder, welches im Jahre 1607 
in zweiter Auflage im Druck erschien und den Titel führt „the Seamens Sea 
seecrets“. Auch der Jakobsstab wurde von ihm vielfach angewendet und, auf den 
Tafeln des Regiomontanus und Martin Behaim fußend, neue Tafeln berechnet 
and zur Anwendung gebracht. Auch in der Kartographie hat dieser geistvolle 
Mann Neues geleistet und vor Allem auch der Bestimmung der geographischen 
Länge eine Beachtung und Sorgfalt gewidmet, wie sie bisher in dem Verkehr 
zur See nicht geübt worden war. Fast um dieselbe Zeit beginnen die Unter- 
nehmungen der Holländer in Ostindien eine grofse Rolle zu spielen. Der Beginn 
des 17. Jahrhunderts brachte die Entdeckung des australischen Kontinentes durch 
die Holländer. Wenn wir uns auch zur Annahme geneigt fühlen, dafs schon um 
das Jahr 1526 die Portugiesen von Ternate aus unter Don Miguel Gomez de 
Sylva an der Ostküste Australiens gelandet hatten, — erst durch die Holländer 
wurde fast um dieselbe Zeit, als Schouten und Lemaire das Kap Horn 
umschifften (1616), durch Antonio van Diemen die holländische Kolonisation 
Javas in Angriff genommen und damit der Erforschung des grofsen Südlandes, 
1) Markham sagt darüber ungefähr: Die Zeitgenossen von Davis behandelten die Werke 
der Alten, des Ptolemäus Almagest und Geographie, mit grofser Achtung und diskutirten ihre 
Methoden; die Engländer hatten erst ganz kürzlich eine Stellung unabhängig von fremder Hülfe ein- 
genommen und versuchten nun selbstständig Werke über Navigation zu veröffentlichen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.