388 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1892.
Jie Luftdruckvertheilung über Nordamerika und ferner Wind und Barometer von
zwei Stationen an der Küste von Neufundland und Neubraunschweig und auf
einigen in amerikanischen Häfen eben angekommenen Schiffen angeben.
Aus diesem Material geht hervor, dafs am 4. Oktober auf der Osthälfte
des Oceans nördliche, auf der Westhälfte bis ca 50° W-Lg südliche Winde
wehten. Zwischen zwei Depressionen, deren Centrum mit je ca 747 mm über
England und Neubraunschweig lagen, befand sich bei ca 28° W-Lg ein baro-
metrisches Maximum von ca 773mm. In dem westlichen Niederdruckgebiet
3aehen wir, namentlich am Abend des 4., neben dem von Westen gekommenen
Minimum über Neubraunschweig ein zweites, wohl noch stärkeres, in etwa
16° N-Br und 48° W-Lg, in dessen Nähe nicht nur auf der dem Maximum zu-
yekehrten Seite der SE-Wind, sondern auch auf der entgegeugesetzten Seite der
NW-Wind theilweise ale Sturm auftreten.
Das folgende Täfelchen zeigt uns Wind und Barometerstand auf zwei in
rascher Fahrt nach Westen begriffenen Dampfern und auf einem Segelschiff, das
seinen Ort nur langsam änderte: der „Oberon“ stand mittags am 4. in 45,0° N-Br,
45,2° W-Lg, am 5. in 45,1° N-Br, 44,9° W-Lg. Das Wirbelcentrum befand sich,
wie man sieht, zwischen diesen Schiften; dasselbe scheint aus SW gekommen
zu sein und nach Nord sich entfernt zu haben, doch wird Bestimmtes sich erst
sagen lassen, wenn die synoptischen Karten vom Ocean für diese Tage fertig-
gestellt sind.
Zeit | „Virginia“ „Oberon“ „Fürst Bismarck“
JO N, | NEE nett | (N
Breite Länge Bar. Wind { Bar. Wind | Breite Länge Bar. Wind
4 Oktbr. 87a |46,40 N 48,0° W._ 754,3 ESE 4|755,6 SSE VE 344°W 771,8 E 2
* ‘\ 8b pl45,6° N 50,7° W 747,5 WNW10|748,6 8 8|48,0°N 404° W 757,1 SE 9
$ Oktbr.£ 808 [10N 53,6° W. 755,2 SW 4|750,6 W 11|46,9° N 45,3° W 743,6 W 5
. ‘\8bpl44,5° N 56,3° W 750,3 SSW 5|756,0 WNW 8146,0° N 50,4°W 753,6 S ?2
Der rapide Barometerfall auf dem „Fürst Bismarck“, 28 mm in 24 Stunden,
ist natürlich zum grofsen Theil der raschen Ortsveränderung des Schiffes zuzu-
schreiben.
2. Sonnenflecken in den Jahren 1889—1892. Herr Prof. G. Spörer
theilt in den „Mem. della Societ£ degli Spettroscopisti, Vol. XXI, 1892“ einige Re-
zultate der von ihm auf dem astrophysikalischen Observatorium zu Potsdam an-
gestellten Beobachtungen über Sonnenflecke mit. Die Zahl der Flecken hat in den
letzten drei Jahren bekanntlich rasch zugenommen, besonders auf der nördlichen
Halbkugel der Sonne; erst in diesem Jahre zeigte sich in höheren Breiten eine
viel stärkere Entwickelung auf der südlichen als auf der nördlichen Halbkugel, so
dafs die mittlere heliographische Breite der Flecke im Zeitraum März bis Juli 1892
im Süden auf 21,2°, im Norden nur auf 15,7° sich stellt. Die Summen der Häufig-
keitszahlen für je 5° Breite stellen sich, wenn je 15 Rotationsperioden zusammen-
gefaßt werden, wie folgt:
Perioden Zeitraum
| Nördliche Halbkugel | Südliche Halbkugel
40353025 20 15 105 0 51015 20 25303540
a1 3121121 —| —| 4} 2] 6,241 21 3.16110—| 1
| 4115| 72; 60 —| 2141 Si 25/52,34/ 5/ 1
—| 489 107:147.137'34. öl 1] 31461104 67.42'23| 1
381—395
396—410
A11— 425
1889 19./3.— 1890 29./4.
1890 29./4.—1891 9./6.
4891 10./6.—18992 20./7.
3. Ein fünfter Mond des Jupiters ist am 9. September von Herrn Bar-
nard auf der Lick-Sternwarte in Kalifornien, welche im Besitze des zur Zeit
röfsten Fernrohrs ist, entdeckt worden. Er ist äufserst lichtschwach, 13. Größe.
Die Umlaufsdauer des neuen Trabanten soll nur 11* 58", seine Entfernung von
der Jupitersoberfläche nur 1!/2 mal so viel als der Halbmesser des Planeten betragen.
4. Auffällige Himmelserscheinung. Kapitän R. Karlowa, Führer
des deutschen Dampfers „Wieland“, berichtet: „Am 23. Oktober 1891 um 8 Uhr
15 Min. abends, als wir uns auf der Reise von New-York nach Hamburg in
48,8° N-Br und 37,1° W-Lg befanden, erschien ein in der Richtung OzN rw vom
westlichen Horizont durch das Zenit bis zum östlichen Horizont reichender heller
Lichtstreifen am Himmel, dessen Breite in der Nähe des Zenits 1'/2 bis 2° be-
trug und der sich über dem Horizont auf einen halben Grad ergänzte. Das
Aussehen des Streifens war wie das eines oder eigentlich zweier Kometenschweife,
die, vom westlichen und östlichen Horizont ausgehend, sich am Zenit vereinigten.