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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Die grofsen Strömungen des atmosphärischen Kreislaufs. 
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Gegenstand ist indessen noch so wenig durchgearbeitet, dafs er eine eingehendere 
und gesonderte Behandlung erhalten mufs, ; 
Die Fragen nach der allgemeinen Cirkulation der Atmosphäre gehören 
gewifs zu den interessantesten und anziehendsten Fragen der ganzen physikalischen 
Geographie... Allein man darf nicht vergessen, dafs fast alle einschlägigen Unter- 
suchungen, namentlich, wenn sie das mächtige Hülfsmittel der Mathematik 
anwenden, aufßerordentlich weitgehende vereinfachende Voraussetzungen haben 
machen müssen, so dafs _sie es nicht mit der, wirklichen Erde, sondern mit 
einem idealen, unter allen Längengraden gleich: beschaffenen Weltkörper zu 
thun haben. Was jetzt noththut, sind vor Allem Beobachtungen, welche uns 
über den Bewegungszustand und, soweit möglich, auch über die Temperatur 
bezw. den Luftdruck der mittleren und oberen Schichten der Atmosphäre 
direkte Auskunft geben: also Wolkenbeobachtungen und Registrirungen in freien 
Höhen, sei es auf Berggipfeln, sei es auf Ballons und hohen Thürmen, und 
deren eingehende wissenschaftliche Bearbeitung. 
Es ist deshalb mit Freude zu begrüßen, dafs auf dem internationalen 
meteorologischen Kongrefßs in München 1891 ein Uebereinkommen zu Stande 
gebracht ist, wonach an einer Anzahl Stationen Messungen über Zugrichtungen 
ınd Höhe der Wolken mit dem 1. Mai 1894 begonnen und während eines Jahres 
fortgesetzt werden sollen. Bis auf Weiteres sind dafür die Stationen Potsdam, Chem- 
nitz, Kew, Upsala, Nordkap, Pavlovsk, Yekaterinburg, Tiflis, Irkutsk, Odessa, Tasch- 
kent, Paris, Lyon, Puy de Döme, Algier, Blue Hill, Mass., Antananarivo in 
Aussicht genommen und ferner noch je 1 bis 2 Stationen in Westafrika, am Kap 
der guten Hoffnung, im Innern von Nordamerika, in Japan, Australien und Chile 
angestrebt. Die Ausarbeitung einer Instruktion für diese Beobachtungen wurde 
Herrn Prof. Hildebrandsson in Upsala übertragen, von welchem der Vorschlag 
ausging (Archiv der Seewarte, 1891, No. 5) und unter dessen Leitung bereits 
höchst werthvolle Reihen solcher Beobachtungen in Schweden ausgeführt 
worden sind. . W. Köppen. 
Kleine Notizen. 
1. Sturm auf dem Nordatlantischen Ocean am 4. bis 5. Oktober d. J. 
Der Hamburger Schnelldampfer „Fürst Bismarck“, der am 1. Oktober mit 
216 Passagieren erster und 179 Passagieren zweiter Klasse, sowie einer Be- 
mannung von 328 Personen von Southampton abging, hatte auf seiner Reise 
nach New-York einen Sturm zu überstehen, welcher in den Zeitungen als „ein 
Cyklon“ geschildert wurde, „wie sie in gleicher Heftigkeit nur selten vorkommen“, 
Wir haben darauf hin die uns zugänglich werdenden meteorologischen Beobach- 
tungen aus Amerika und vom Ocean nach Mafsgabe ihres Einlaufes bearbeitet, 
um möglichst bald einen Ueberblick über die interessante Erscheinung zu ge- 
winnen. Es zeigte sich dabei indessen, dafs die Zeitungsnachrichten ‚sehr über- 
trieben waren, so wohlberechtigt auch gewils der Dank gewesen sein wird, 
welchen die Passagiere dem vorzüglichen Verhalten von Schiff und Mannschaft 
während des schlechten Wetters gezollt haben. 
Das verfügbare Material ist folgendes: 1. Meteorologische Beobachtungs- 
journale von deutschen Schiffen, namentlich von Dampfern der Hamburger 
Packetfahrt und des Bremer Lloyd; auf diesen Schiffen wird in der Regel das 
kleinere Journal der Seewarte geführt, welches nur zwei regelmäfsige Beobach- 
tungen am Tage vorsieht (8a und 8"p), aber zugleich genug Raum enthält 
für genauere Angaben über bemerkenswerthe Erscheinungen; außer von „Fürst 
Bismarck“ selbst sind zur Zeit Beobachtungen aus diesen Tagen von den Dam- 
pfern „Augusta Victoria‘, „Rhaetia“, „Rugia‘, „Lahn“, „Elbe“, „Saale“, „Aller“, 
;„ Weimar“, „Wandrahm“, „Virginia“, „California“ abgekürzte Journale und von 
den Segelschiffen „Nixe“, „Anna“, „Fortuna“ und „Oberon“ volle Beobachtungs- 
journale eingegangen. 2. Die täglichen telegraphischen Depeschen, welche aus 
Washington an das Pariser meteorologische Amt gehen und in wenigen Worten
	        
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