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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

348 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1892, 
Wetterprognose denjenigen einer täglichen Depesche von Island sicher auf- 
wiegen würde, 
An diesen Vortrag knüfte Dr. A. Buchan einige interessante Bemerkungen, 
Wenn das Wasser an der Oberfläche des Atlantischen Oceans im Spätherbst um 
mehrere Grad wärmer als normal war, so haben nach seiner Erfahrung die De- 
pressionen im folgenden Winter und Frühling einen südlicheren Weg durch Europa 
genommen als gewöhnlich, wodurch die Britischen Inseln an ihre Nordseite 
gelangten und Kälte bei Nordostwinden und Schneestürmen hatten. Um diese 
Erscheinungen zu studiren, wären besonders ein Observatorium erster Klasse 
auf Bermuda und Stationen auf den Azoren erforderlich. Was die Hochstationen 
betrifft, so ist eines der werthvollsten bisher erlangten Ergebnisse die Existenz 
zweier Arten von Cyklonen, wie sie sich auf dem Gipfel des Ben Nevis deutlich 
zeigt. Bei der einen Art wehen die Winde auf dem Gipfel in. ganz derselben 
Richtung wie am Meeresspiegel rund umher. Der Luftwirbel reicht in diesen Fällen 
bedeutend über die Höhe des Ben Nevis (1343 m) hinaus. In einer anderen Art 
von Cyklonen weht der Wind in der Höhe direkt jenem im Meeresspiegel ent- 
gegen. Die Luft war dann zuweilen mit Wasserdampf übersättigt auf dem Gipfel, 
so daß, obwohl es weder Regen noch Nebel gab, ein Mensch in zwei Minuten 
bis auf die Haut durchnäfst werden konnte; er bildete dann einen Kern, an dem 
der Wasserdampf kondensirte. Hätte man eine ebensolche Gipfelstation auf den 
Azoren, so würde die Verknüpfung ihrer Beobachtungen mit jenen vom Ben 
Nevis eine neue Grundlage für die Beurtheilung der von Westen kommenden 
Witterungserscheinungen abgehen. Buchan schlägt vor, man möge mit einer 
Station am Meeresspiegel auf den Bermuden beginnen und darauf eine auf den 
Azoren gründen; hat man dann die Mittel zu einer Gipfelstation auf den Azoren 
erlangt, so wird ihr Nutzen so offenbar sein, dafs man weniger Schwierigkeit 
finden wird in der Beschaffung der Gelder für weitere Höhenstationen, 
3. Ueber die Temperatur, Dichtigkeit und Bewegung des 
Wassers im Golf von Guinea, von J. Y. Buchanan, F. R. S. Im Januar 
und Februar 1886 wurden auf dem Dampfer „Buccaneer“ während einer Reise 
zur Vermessung des Terrains für ein unterseeisches Kabel sorgfältige Beobach- 
tungen über Temperatur und Dichte des Wassers im Golf von Guinea gemacht. 
Im Juli bis September desselben Jahres wurden bei Legung des betreffenden 
Kabels ähnliche Beobachtungen auf dem Dampfer „Silvertown“, Kapt. A. 8. 
Thomson ausgeführt. Im Allgemeinen war die Temperatur der Küstengewässer 
im Januar höher als im Juli, während der Salzgehalt des Wassers, besonders 
in der Bucht, im Juli viel gröfser war als im Januar. 
Das warme Oberflächenwasser bildet im ganzen Golf von Guinea eine 
Schicht von im Allgemeinen nicht über 30 Fad, (54 ın) Mächtigkeit. Eine mäßige 
Briese vom Lande her bläst es mit Leichtigkeit fort, und an seine Stelle tritt 
das darunterliegende dichtere und kältere Wasser. Der jahreszeitliche Wechsel 
des Wassers auf der Linie von Appi nach der Insel S. Thome ist sehr bemer- 
kenswerth. Die Dichte dieses Wassers beträgt bei der Temperatur 15,56° C 
1,0260 bis 1,0262 und ist größer als die des Tiefenwassers unter ihm; möglicher- 
weise wird es aus weiter im Westen liegenden Gegenden durch eine rück- 
kehrende Unterströmung gebracht. Beweise für einen solchen Strom wurden 
gefunden beim Experimentiren am Aequator in der Länge von Ascension. 
Im Allgemeinen wurde längs der Guinea-Küste eine starke nach Osten 
setzende Strömung gefunden, der wohlbekannte Guinea-Strom. In der Bucht, bei 
der Insel S. Thome, setzt die Strömung in NW-Richtung; dieselbe war stark 
genug, um das Schiff während der Lothung um eben so viel zurückzuversetzen, 
wie es zwischen den Lothungen vorwärts dampfte. Die Folge war, daß in 
dieser Gegend die Lothungen viel näher bei einander lagen, als beabsichtigt 
war. Sobald freilich Beobachtungen erhalten wurden, wurde der Einfluß der 
Strömung festgestellt und berücksichtigt. 
Als der „Buccaneer“ auf der Reise von Ascension nach Conakry war, 
wurden einige interessante Strombeobachtungen in der Nähe des Aequators 
gemacht. Hier setzte das Wasser an der Oberfläche mit etwa 0,5 Sm per Stunde 
westwärts, darunter aber in 50 Fad. (90 m) Tiefe ostwärts mit 1,3 Sm per Stunde 
relativer oder mindestens 0,8 Sm absoluter Geschwindigkeit. Diese Strömung 
wurde festgestellt. indem ein Schleppnetz (current drag) auf die gewünschte Tiefe
	        
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