340 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1892.
Liebenswürdigkeit ihre Specialkarten über die kleinen Straßen zwischen den
Inseln gezeigt und die Cedar-Passage anempfohlen, da hier die günstigsten Strö-
mungsverhältnisse obwalteten. Abends 6 Uhr lichteten wir die Anker und segelten
nun mit frischer Landbriese und 6 bis 7 Sm Fahrt für die Cedar - Passage,
6lja Uhr passirten wir die Holländer, vereinzelt hörte man vom Lande her
Schüsse fallen. Die Luft war hell, so dafs wir trotz der eingetretenen Dunkel-
heit die Inseln Pulo Aukassa und Stony Island in genauer Peilung halten konnten.
Als wir in der Passage waren, steuerten wir so, dafs die Raaen an B-B. gut frei
von den hohen steilen Felsenwänden gingen. Diese Seite wufßte ich, durch
die Informationen, die ich von den Holländern erhalten, frei von allen Untiefen.
Die Felsenwand fällt steil ins Wasser, und wenige Meter vom Ufer sind 10 bis
20 Fad. Wasser. Es war Mondlicht, und eine interessantere Nacht habe ich
kaum je erlebt. Alle Nerven waren natürlich angespannt, Versehen durften
nicht gemacht werden. Umrauscht von den Wipfeln der Bäume auf Stony Island,
segelten wir mit 6 bis 7 Sm Fahrt durch die enge Passage, links das hohe
waldige Ufer und rechts die vielen Untiefen (blinde Klippen), die nur eine enge
Durchfahrt von kaum einer englischen Meile frei lassen. Ich hatte natürlich den
besten Mann am Ruder und hielt das Loth fortwährend im Gange.
Um 8 Uhr peilten Middle Isl. NW!/LAN und Pulo Gomes 0'/2N per
Kompafs, und die Strafßse lag hinter uns. Jetzt setzte ich den Kurs nach SSW,
um die flache Stelle des Riffes, welches recht vor der Passage liegt, zu ver-
meiden.
Obgleich ich noch mehrere Tage flaue Winde und Windstillen gehabt habe,
so erreichte ich doch am 18. schon die Linie, und hier auf 92,7° O-Lg setzten
schon südöstliche Winde ein, die ohne Unterbrechung in den Passat übergingen.
Am 9. Mai, 39 Tage von Bassein, erreichten wir 30° S-Br und 40° O-Lg. Ich
habe durch die Durchsegelung der Cedar-Passage einen grofsen Vorsprung
yegen meine Mitsegler erreicht und war mit 116 Tagen in Hamburg.
Aus dem
Reisebericht des Herrn Dr. Plehn über eine Reise
im tropischen Theil des Indischen Oceans.
Dem Direktor der Seewarte ist von Herrn Dr. med. Plehn über
eine Reise nach Java und zurück ein Bericht meteorologischen Inhaltes zu-
gegangen, der bemerkenswerth genug erscheint, um hier wenigstens auszugs-
weise veröffentlicht zu werden. Die Reise wurde von dem genannten Gelehrten
im Anfange dieses Jahres (1892) auf dem Hamburger Sunda-Dampfer „Salatiga“
zum Zwecke des Studiums einiger für die Akklimatisations-Physiologie und -Pa-
thologie in Betracht kommenden Fragen ausgeführt.) Da etwaige Funktions-
änderungen des menschlichen Organismus unter dem Einflufs wechselnder klima-
tischer Umgebung untersucht werden sollten, so mußte auf die in dieser Hinsicht
wichtigsten Faktoren, auf Temperatur, Feuchtigkeit und Bewegungszustand der
umgebenden Luft geachtet werden. Die Untersuchungen über Temperatur und
Luftfeuchtigkeit sind auf dem Oberdeck, im Maschinen- und Heizraum sowie in
der an der Backbordseite des Mittelschiftes gelegenen Kajüte angestellt. Die
Untersuchung der Aufsenluft wurde auf der Ausreise, während welcher mit ganz
geringen Ausnahmen ein gleichmäfsiger östlicher Wind von Suez bis Sumatra im
stumpfen Winkel die Breitseite des Schiffes bestrich, auf der Backbordseite des
Hinterdecks vorgenommen; auf der Heimreise, welche in die Periode der wech-
selnden Winde fiel und auf welcher ein meist westlicher Wind das Schiff mehr
oder weniger von vorn traf, ist ausschliefslich auf der Kommandobrücke unter
sorgfältiger Vermeidung aller etwaigen fremden Einflüsse beobachtet. Die Ab-
lesungen wurden so weit als möglich stündlich gemacht, zur Zeit der täglichen
Minima und des Maximums der Temperatur häufig halbstündlich und zwar meist
von Dr. Plehn selbst, in Verhinderungsfällen sowie während des größten Theiles
1) Vgl. den inzwischen erschienenen Aufsatz: Dr. med. Fried. Plehn, Beitrag zur Patho-
logie der Tropen, zur Kenntnifs der tropischen Malaria, im „Archiv für pathologische Anatomie“
Bd. 129, Heft 2 (1892).