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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

338 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1892. 
die Züge der Depressionen entlang, die das Umsegeln des Kaps von Ost nach West 
so beschwerlich machen. Nun sind diese mittleren Verhältnisse aber nicht immer 
in gleicher Weise vorhanden. Das Maximum des KLuftdruckes, dem wir die 
Passate verdanken, verschiebt sich in wenigen Tagen oft um ein Bedeutendes, und 
so kommt es, dafs auch Fälle vorkommen, wo es im Winter die sommerliche 
Gestalt annimmt; das giebt dann solche SE-Winde am Kap, wie ich sie 1877 
antraf. Zieht sich der Kern des Maximums dann wieder nördlich zurück, so 
erhalten wir wieder die Winde der Südseite, NW und West. Ein solches 
Zurückziehen des Maximums war die Ursache, dafs der SE-Wind am 23. Mai 1877 
sich auf SW und West drehte. Wir steuerten recht Nord und umsegelten hier- 
mit den höchsten Kern des Maximums an seiner Ostseite, und als wir nördlich 
davon waren, kam der Passat wieder durch. Wir steuerten dann für St. Helena; 
nun aber begegnete es uns, dafs das Maximum des Luftdruckes sich auch nörd- 
lich verlagerte und zwar so nördlich, dafs es das Schiff überholte. Am Mittag 
den 30. Mai auf 16,9° S-Br und 4,4° O-Lg flaute der SE-Passat ganz ab, die 
Luft war bedeckt, dann lief plötzlich der Wind auf NNE und Nord und hielt 
aus dieser Richtung acht Stunden an; Bar. 766 mm. Dann trat Windstille ein und 
wieder leichter nördlicher Windzug bis zum anderen Mittag. Nun erst zog sich 
das Maximum wieder südlich, und es trat wieder SE-Passat auf. Au diesem Tage 
(31. Mai) 5 Uhr Nachmittags kam St. Helena in Sicht. Hier hatte man auch 
am 30. flauen nördlichen Wind gehabt; ein Vorfall, der nur äufserst selten 
auftritt. 
1878 setzte am 31. Mai auf 30° S-Br und 12,5° O-Lg der SE-Passat ein; 
derselbe brachte das Schiff bis zum 9. Juli nach St. Helena. 
1879 setzte am 2. Juni auf 30,3° S-Br und 14,9° O-Lg südlicher Wind 
ein, der dann nach SSE lief, am 4. die Stärke 8 erreichte und dann wieder 
SW 5 wurde, Am 6. auf 22,3° S-Br und 7,2° O-Lg setzte dann der SE-Passat 
für recht ein. 12, Juni St. Helena. 
1880 hatte ich schon am 16. April im SE von Kap Agulhas südlichen 
Wind, der beim Kap der guten Hoffnung auf SE lief, aber dann noch zweimal 
durch Süd nach WSW resp. NW zurücklief. Am 22. auf 29,7° S-Br und 10,6° 
O-Lg setzte dann regelmäfsiger Passat ein. Am 30. April St. Helena. 
Nach allem Diesem würde ich nun vorschlagen, im Osten von Kap 
Agulhas den Agulhas-Strom auszunutzen und bei Stürmen aus NNW bis West 
(mw.) über St-B.-Hals beizuliegen und zu halsen, sowie der Wind auf WSW bis 
SW geht. Gewöhnlich ist dies letztere Eintreten durch Abflauen des NW-Windes, 
durch zeitweiliges Abklaren der dicken Luft, vielfach auch durch vorheriges 
Steigen des Barometers angedeutet. Dann mufs man diese verhältnifsmäfßig 
ruhigen Augenblicke ausnutzen, um das Schiff auf den anderen Bug zu legen, um 
so dem etwaigen Backlegen beim Einsetzen des WzS- bis SW-Windes vorzubeugen. 
Bei ruhigem Wetter und günstigen nördlichen und östlichen Winden mufßs man 
den Agulhas-Strom ausnutzen und dann die südliche Ecke der Bank schneiden 
und suchen, so schnell wie möglich nach NW zu kommen. 
Dafs die See im Agulhas-Strom gefährlich ist, ist nicht zu bestreiten, doch 
ist dieselbe auf der Bank selbst auch nicht viel besser; jedenfalls ist sie hier 
noch kürzer, und sind in ihr noch weniger Segel zu führen als im Strom selbst. 
Bei Nordwest- bis Weststürmen ist der St-B.-Hals dem B-B.-Hals vorzu- 
ziehen, weil die See auf dem ersteren mehr von vorn, auf dem letzteren aber 
mehr querein läuft. 
Im Westen vom Kap Agulhas, wenn man das Kap klarirt hat, mul man 
jede Chance wahrnehmen, um nach Norden zu kommen, weil nicht selten das 
Maximum des Luftdruckes im Südatlantischen Ocean nach Osten umsegelt werden 
kann; der NW geht dann auf West, SW und schließlich auf SE über. 
Ueber die östliche Stromversetzung dicht unter der Küste mögen noch einige 
Beobachtungen hier am Platze sein. Bei heftigem Westwinde fand ich, mit nörd- 
lichem Kurs die Küste ansegelnd, zwischen Kap St. Francis und Seal Kap in einem 
Abstand von 20 bis zu 5 Sm, eine Versetzung nach Osten, in drei Stunden um 
7 Sm. Ein Mitsegler auf B-B.-Halsen, welcher nach SSW aus dieser Strömung heraus- 
segelte, wurde gänzlich zu Luv aufgesetzt, oder vielmehr wir wurden nach Lee 
versetzt... Ich fand diese Versetzung durch Peilungen.
	        
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