339 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1892,
fast ausschliefslich aus NNE, brachten uns bis zum 2. März zum Aequator, den
wir auf 87° O-Lg schnitten, Auf 1° Süd am 4. begannen die Doldrums, und erst
am 16. auf 6,9° Süd und 85° Ost setzte der NE-Passat ein. Anfangs flaue, dann
frische bis stürmische südöstliche bis östliche Winde brachten das Schiff bis zum
1. April nach 28,5° S-Br und 49,9° O-Lg.
Hier lief der Wind durch Nord auf WSW, ging jedoch, ohne stürmisch
zu werden, bis zum nächsten Tage südlich und südöstlich, so da[ls die Reise vom
3. an wieder guten Fortgang nahm. Vom 6. an können wir dieselbe auf der
Bahnenkarte verfolgen. Vom 9. bis 11. hatten wir dann ein Unwetter zu
bestehen, wie ich es kaum ungemüthlicher im Centrum der Cyklone im
Oktober 1878 im Nordatlantischen Ocean durchgemacht hatte. Wir wollen diese
Tage hier etwas näher besprechen. Am 9, Morgens herrschte totale Windstille,
das Barometer stand noch von dem Sturm vom 8. her niedrig, es war, trotzdem
der Wind am Abend vorher SW (8 bis 4) war, noch gefallen. Von 4 Uhr
Morgens bis 8 Uhr lag der „Eduard“ steuerlos in der Dünung aus Westen.
Um 10% a kam der Wind aus Norden durch, anfangs in Stärke 2, aber um
L1'/2 Uhr schon in Stärke 8 aus NW wehend.
Das Barometer fiel weiter. Nachmittags sehr harte Böen mit Regen,
machten Klüver und Besahn fest. Abends nahm der Wind wieder ab. Regen-
böen bis 5 Uhr. Dann wurden gegen 8 Uhr wieder Segel gesetzt, Wind NW 5,
Von 8 bis 12* p leichte Briese bei ganz klarer Luft, aber fortwährendem Blitzen
im NW bis West. Barometer stetig im Fallen. Bis 1'/2" a am 10. klare Luft
and lebhafte Briese. Dann kam urplötzlich schwarze, dicke Luft im WNW auf;
wir bekamen die Bramsegel noch fest, aber als gleich darauf ein orkanartiger Wind
mit Regen und Blitzen einsetzte, da flogen Klüver und V.-U.-M.-Segel in Fetzen
davon. Die St. Elmsfeuer tanzten auf allen Nocken und Toppen. Alle Segel
bis auf Gr.-U.-M.-Segel fest; das Schiff arbeitete heftig. Der Orkan wüthete ohne
Unterlafßs aus WNW bis West den ganzen Tag fort. Das Schiff lag auf St.-B.-
Halsen an den Wind. Die Brechseen räumten mit allen losen Theilen an Deck
gründlich auf, zerschlugen aber auch vieles Andere. Um 6 Uhr Abends wurden
lie Kombüse und das Lifeboat oben auf dem Logis eingeschlagen. Es begann
eine grauenhafte Nacht. Die Steuerbord-Reling wurde durch eine See, die aus Lee
über kam, weggeschlagen. Das Schiff zitterte und bebte in allen seinen Bestand-
iheilen. Die Mannschaft flüchtete sich auf das Halbdeck, Grelle Blitze erleuch-
teten auf Sekunden die rabenschwarze Nacht. Um 8 Uhr Abends hatte das
Barometer mit 743 mm seinen niedrigsten Stand erreicht. Es fiel jedoch noch
ür die Regenböen, die gewöhnlich etwas nördlicher einkamen als der Wind
war, um 1,5 bis 2mm und stieg sogleich wieder, sowie die Böen vorüber waren.
Dieses ungewöhnliche Vorkommen, dafs beim Einsetzen der Böen das Barometer
hier gefallen, wo es sonst nach den Daten, die uns die Barographen-Aufzeich-
aungen liefern, beim Einsetzen der Böen gewöhnlich steigt, mag seine Ursache
in dem Einfallen der Böen aus nördlicherer Richtung haben, weil hier bei nörd-
lichen, also äquatorialen Winden das Barometer überhaupt die Tendenz zum
Fallen hat, während sonst Böen gewöhnlich aus polaren Richtungen kommen,
im Norden aus NW und‘ im Süden aus SW, wobei dann das Barometer steigt.
Durch Zufall wurde gegen 8 Uhr Abends entdeckt, daß die Seen den Ven-
tilator oben auf dem Logis zertrümmert hatten, und durch die Sturzseen, welche
ohne Unterlafs über das ganze Schiff weg brachen, hatte bis dahin das Wasser
frei in den Schiffsraum dringen können. Es gelang uns, die Oeffnung zu schliefsen.
Um 12 Uhr liefs der Orkan etwas nach; wir halsten und kamen glücklich über
den anderen Bug. Beim Aufklaren brachen die Seen unaufhörlich über Deck,
30 dafs sämmtliche Reservespieren von der Gewalt der hin- und herstürzenden
Wassermassen sich losrissen, wobei ein Matrose unter eine Spiere geworfen
wurde. Kaum war derselbe wieder frei, da sahen wir, dal ein helles Licht
von Luv her recht auf uns zukam. Ein Blick nach unserer B.-B.-Positions-
laterne überzeugte mich, dafs dieselbe weggeschlagen war. Wir lagen
steuerlos und machtlos in der hohen See, beigedreht für Gr.-U.-M.-Segel. Aus
dem Wege gehen konnten wir also nicht. Immer näher rückte der schwarze
Junkle Gegenstand vor dem Winde auf uns zu. Es waren bange Minuten, die
ganze Mannschaft, die zuerst durch Rufen sich hatte bemerkbar machen wollen,
stand, als sie das Vergebliche davon bei diesem Wind und Wogengebraus ein-