Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1892,
liegt. Eine noch weit schlimmere See als Ost vom Kap Agulhas auf der Bank-
Grenze ist West von Agulhas bei NW bis SW-Stürmen.
Hier rollt eine furchtbare See bis an das Land hinan und sie ist auf der
Bank selbst grauenhaft, viel schlimmer als im Strom aufserhalb derselben. Sowie
die See die Bank trifft, geht sie steil auf und ist dabei so kurz, dafs kein Schiff,
ohne Gefahr schwer leck zu arbeiten, in ihr verkehren kann. Diese See kennen
zu lernen, hatte ich gleich auf meiner ersten Reise als Kapitän Gelegenheit.
1875 lag ich mit einem Weststurm gegen Kap Hangklip bis ungefähr auf
10 Meilen Entfernung vom Lande, Ich glaubte, die See mülfste abnehmen, aber
sie blieb gleich hoch. Als es dann plötzlich Stille wurde, war das Arbeiten des
Schiffes geradezu grauenhaft. Glücklicherweise kam bald der Wind aus NW
durch, so dafs ich von der Bank wieder abarbeiten konnte.
1876 erging es mir ähnlich: Am 22. Mai bei mäßigem NW-Winde wurde
Abends das Feuer von Kap Agulhas im NO gesichtet. Um 8*p flaue unstäte
Briese. 10*p wendeten auf 37 Fad. Wasser südwärts, Feuer vom Kap Agulhas
in NO mw, Bar. war seit 8 Uhr gefallen. Um 1 Uhr Nachts nahm der Wind
aus NW zu und zwar so rasch, daß gegen 6 Uhr Morgens schon ein schwerer
Sturm wehte, mehrere Segel waren weggeflogen, weil der Sturm zu rasch ein-
gesetzt hatte. Das Schiff wurde über St.-B.-Halsen an den Wind gelegt.
Von 8: a bis 12a am 23. wehte ein orkanartiger Sturm aus NW bis
West bei steigendem Barometer. Das Schiff arbeitete schwer auf der Bank-Ecke.
Nachmittags 3 Uhr lief der Wind auf SSW und nahm etwas ab, immer aber
noch in Stärke 9 bis 10 wehend. Wir halsten nun nordwärts. Wir sahen 20 bis
30 Fulßs langes armdickes Seetang längsseite treiben; dieses mulste sich während
des Sturmes vom Meeresgrunde losgerissen haben, denn wir sahen Steingerölle
und Bodenstücke an den Wurzeln sitzen. Die Wellenbewegung hatte sich dem-
nach 80 bis 90 Fad. tief fortgesetzt. Dieser Seetang machte von Weitem den
Eindruck einer Schiffstakelage. Das Barometer stieg bis zum andern Morgen
8 Uhr, wobei der Wind allmählich abnahm.
5'/2% a (am 24.) hatten das Feuer auf Kap der guten Hoffnung in NWzW1/W,
8ha Kap Hangklip in N'40O und Danger Point in SOz0'40 per Kompafs.
Gegen Mittag lief der Wind wieder auf NNW, und das Barometer fiel rasch,
Hohe See aus WNW. Nachmittags mußte schon wieder die Fock gereflt werden,
6hp schwere Hagelböe und eine fürchterliche See aus WNW; 8*p Sturm aus
West; Mitternacht WSW 11 und sternklare Luft. Dieser Sturm hielt bis zum
25. Mittags an, erst dann konnten wir die gereffte Fock setzen. Nachmittags
schnell abnehmender Wind. 4*p peilten das Kap der guten Hoffnung in N0%40
per Kompafs 20 Meilen Abstand. Hohe konfuse See; Nachts nicht genügend
Wind, um das Schiff zu steuern; dasselbe rollte, schwer beladen mit Reis, ent-
setzlich. Gegen Morgen kam leichter nördlicher Wind durch.
Ich wende mich nun der Besprechung der einzelnen Reisen zu, zunächst
zu dem Theile bis zur Länge vom Kap der guten Hoffnung, von Osten kommend.
1875 und 1876 hatte ich mich bis zur Länge von Kap Agulhas im Strome
gehalten und erst westlich von diesem Kap lief ich auf die Bank. Ueber den
weiteren Verlauf habe ich wenig hervorzuheben, so dafs hier ein Hinweis auf
die Tabelle 5 und die Routenkarte genügen kann. 1877, wie ich schon oben
erwähnt habe, wollte ich die Bank anlaufen, mußte aber davon abstehen, der
hohen See wegen, die ich auf der Ecke vorfand. Vom 8. bis 9, Mai, bei nord-
östlichen Winden, setzten wir unsern Kurs nach WSW, wurden aber 19 Meilen
recht Süd versetzt, ohne eine Versetzung nach Westen. Hier waren wir entschieden
zu weit südlich vom Agulhas-Strom, wo dann der Strom erst südlich und dann
nach Ost setzt. Als daher der Wind Nachmittags aus NW zum Sturme anwuchs,
legten wir das Schiff nach Norden, um den Agulhas-Strom wieder zu gewinnen.
Vom 9. bis 10. Mai hatten wir keine Stromversetzung, Mittags konnten einige
Segel setzen. Vom 10. bis 11. hatten wir ebenfalls keinen Strom nach SW, sondern
eine nördliche Versetzung. Dieses mag seinen Grund darin haben, daß wir
vielleicht bis 4 Uhr Morgens noch südlich vom Agulhas-Strom gestanden haben.
Am 11., auf der Bank, nahmen Wind und See ab. Dicht unter Land machte
ich dann die üble Erfahrung einer bedeutenden Strömung nach NE, worüber ich
später berichte. Mäfsige Winde, vielfach aus östlicher Richtung, veranlafsten mich,
den kürzesten Weg nach dem Kap zu verfolgen und auf der Bank zu bleiben. Bis
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