Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1892.
Dann trat im deutschen Binnenlande Abkühlung vorübergehend ein, indem
hoher Druck von Südwest her vordrängte und zunächst die Zufuhr kühlender
Winde auf seiner Vorderseite bedingte. Der Kern dieses Maximums verlagerte
sich rasch längs der Küste nach Kurland und weiter nach Westrussland, während
der Luftdruck über dem Westen Europas sank, so daß am 25. der Kontinent
fast ganz einem Depressionsgebiet angehörte, mit Centren niederen Druckes über
der Nordsee. Vom 22, bis 25. herrschte in Deutschland bei meist östlicher und
südöstlicher Luftströmung vielfach heiteres, theilweise sehr heißlses Wetter;
Niederschläge fielen an der mittleren Ostseeküste nur am 25., während die west-
licheren Theile der Küste mehrfach leichte Regenfälle hatten, zum Theil von
Gewittern begleitet. Die Maximumtemperatur betrug am 23. in Hamburg 31°
und lag für die Stationen der Küste, von Swinemünde ostwärts, am 24. und 25.
meist über 30°, indem in Swinemünde 32° und 31°, in Rügenwaldermünde 33°
and 31°, in Neufahrwasser 32° und 34°, in Königsberg 30° und 32° und in Memel
am 25. 33° beobachtet wurden.
Heifse Witterung herrschte auch in Mitteldeutschland am 22. bis 25., in
Süddeutschland am 23. und 24., indem die höchsten Temperaturen am 24, an 12
von den 15 Bericht erstattenden Stationen 30° überschritten; das Maximum war
37° in Grünberg, wo noch am Folgetage 36° beobachtet wurden.
Vergleicht man die Morgentemperaturen an der Küste für den 24. und
25. August mit den am 27. und 28. Mai d. Js. beobachteten, an welchen Tagen
bei sehr ähnlicher Wetterlage auch 32° als Maximumtemperatur erreicht wurde,
so ergaben sich im Mittel der Bericht erstattenden Stationen für jene Tage 28°
und 26°, für diese 28° und 27°, also nahe die gleichen Werthe, doch lagen im
Mai die entsprechenden Morgentemperaturen bis zu 14°, im August nur bis zu
7° über der Normalen.
Die Daten des Eintritts der höchsten Maxima im August zeigen, dafs diese
sich ostnordostwärts fortpflanzten, so dafß im Allgemeinen die höchste Monats-
temperatur auf der Iberischen Halbinsel am 15. und in Frankreich am 16. ein-
trat, während nach dem Herzen von Centraleuropa hin eine Verspätung bis zum
19. und 20. statthatte und an der deutschen Küste die höchsten Temperaturen
vom 23. bis 25. beobachtet wurden.
Am 26. gewann die mit ihrem Centrum über Nordwesteuropa lagernde
Depression an Ausdehnung zunächst nach Osten hin, so dafs nach Ost fort-
schreitende Abkühlung für die Küste eintrat, wie auch für das Binnenland, indem
die Depression bis Ende des Monats ihre Herrschaft allmählich über die nord-
westliche Hälfte des Kontinents ausdehnte. "Trübes, regnerisches Wetter bei
westlicher Luftströmung, mit häufigen, theilweise ausgedehnten Gewitterzügen,
charakterisirten die letzten Tage des Monats, an welchen die Temperatur seit
ihrem Rückgang am 26. bezw. 27. nur wenig Aenderung zeigte. Sehr ergiebige
Niederschläge fielen am 28. in Kiel (28), Flensburg (24), Tönning (23), Neuwerk
(33), Wangeroog (43), Norderney (32), Borkum (32) und Helgoland (26), sowie
am 31. in Keitum (21).
Im Monatsmittel lag der Luftdruck etwas unter, die Temperatur etwas
über der Normalen, während die von den Anemometern registrirten Wind-
geschwindigkeiten außer auf Borkum nahe normale Werthe erreichten; die Regen-
mengen blieben in den Monatssummen meist gegen die vieljährigen Werthe zurück.
338
Berichtigung.
Im Jahrgang 1890, anf Seite 350, Zeile 1 von oben, mufß es in dem Aufsatze: „Die Ge-
zeitenerscheinungen und die Navigirung auf der unteren Seine“ heifsen:
+... beim Einsegeln an B-B. und die letzteren an St-B. zu lassen.“
Gedruckt und
Königliche
in Vertrieb bei E. S. Mittler & Sohn
Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei
Berlin. Kochstraßlse 68—70.