Hydrographische Notizen von der Westküste von Afrika,
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S. M. Knbt. „Hyaene“ bekam auf diese Weise (von den Fischerstaken an
„Suellaba recht achteraus, Mikauje-Huk recht voraus“) 1!/, Stunden vor Hoch-
wasser und 4 Tage vor Springfluth nicht unter 5m Wasser, so daß — wie auch
früher voraufgegangene Lothungen und Pegelbeobachtungen ergeben haben. --
die Tiefenangaben der Karte wenigstens in der trockenen Jahreszeit nicht für
Niedrigwasser, sondern höchstens für halbes Wasser stimmen.
2, Bimbia-Flufs, Dieselben Beobachtungen sind auch bezüglich der im
März 1891 angefertigten Karte des Bimbia-Flusses gemacht worden. Schon drei
Stunden nach Hochwasser wurden in der Mündung des Bimbia-Flusses die Tiefen
vorgefunden, welche nach der angeführten Karte bei Niedrigwasser dort sein
sollten.
3. Loanda-- Kapstadt, S. M. Knbt. „Hyaene“ verliefs am 17. Mai
mit westlichem Winde unter Segel den Hafen von St. Paul de Loanda mit der
Absicht, «während der Zeit der Kesselreinigung möglichst weit nach Süd zu
kommen. Nach dem „Africa Pilot“ II, Seite 133 sollte an diesem Theile der
Küste im Mai der Südostwind vorherrschen. Derselbe kam aus dieser Richtung
nur am 18. Mai, 4* bis 10*a.m., während sonst schwache südwestliche Winde
wehten. Infolge dessen hatte der Versuch, Kap Palmarinhas auf‘ 50 Sm zu
passiren, keinen Erfolg. Am 19. Mai 11* 30” p.m. wurde auf Salinas Point zuge-
dampft. Der Wind wehte auch jetzt schwach südwestlich, am Tage etwas west-
licher, bei Nacht südlicher, nahm erst bei Salinas Point an Stärke zu und drehte
dann für einige Stunden auf WzS.. Gleichzeitig nahm der Seegang bedeutend
zu. Bei Kap St. Martha wurde der Wind wieder schwächer und südwestlich,
um beim Kap Negro wieder aufzufrischen. Aufser dem gar nicht im Verhältnifs
zur Windstärke stehenden starken Seegang machte sich eine hohe SW-Dünung
bemerkbar.
Das Wetter blieb klar, war aber sehr böig. Die Stärke des Windes er-
reichte in den Böen Stärke 7. Nach 24 Stunden drehte der Wind auf Süd und
SzE, nahm an Stärke noch um einen Grad zu und wurde erst nach 24 Stunden
langsam schwächer, dann aber noch einen hohen Seegang und Dünung bis zum
nächsten Tage zurücklassend. Näheres über Wind und Strom ist aus nachstehender
Tabelle ersichtlich. ;
Die von der Seewarte für die regelmälsigen Reisen S. M. Schiffe vorge-
schlagene Segelroute („Annalen der Hydrographie“ 1891, Heft IX) wurde in An-
betracht der bei Kap Negro angetroffenen ungünstigen Witterungsverhältnisse,
welche ein Gegenandampfen gegen Wind und Strom bis Walfisch-Bai unmöglich
machten, schon von hier aus eingeschlagen. Beim Winde über Steuerbord-Bug
wurde im Südostpassat bis zu dessen polarer Grenze gesegelt, durch das Gebiet
der veränderlichen Winde gedampft, wenn angängig unter Mitbenutzung der
Segel, und die Länge mit den Westwinden zurückgelegt. Die Bemerkung, nach
Verlassen des Passatgebietes mit dem ersten günstigen Wind nicht sofort den
Kurs auf Kapstadt zu setzen, sondern noch in erster Linie Süd zu machen,
wurde als durchaus zutreffend befunden, und es dürfte nach den gemachten Er-
fahrungen (siehe Tabelle) auch für das Winterhalbjahr sich empfehlen, den Kurs
nicht zu früh östlich zu setzen. Die Tabelle der Seewarte über .die Häufigkeit
der Winde stimmte bis kurz vor Kapstadt. Von hier ab wurden andere Wind-
verhältnisse angetroffen, die auf ein südöstlich wanderndes Hochäruckgebiet zu-
rückzuführen sind. Als Beleg dafür dienen die hohen Barometerstände in nach-
stehender Tabelle. Ob die angeführte Route jedoch für Fahrzeuge der Hyaene-
Klasse mehr empfehlenswerth ist als die Fahrt an der Küste entlang, ist immer-
hin fraglich. Die Vortheile dieser Route bestehen darin, dafs das Geschütz- und
Segelexereitium fast nie durch ein Dampfen gegen Wind und See gestört und
dafs der Kohlenvorrath geschont wird, welcher auf der Fahrt an der Küste ent-
lang vollständig verbraucht wird und mit Sicherheit nicht aufgefüllt werden kann.
Andererseits ist jedoch der Zeitverlust erheblich größer wie z. B. 11 Tage
mehr in diesem Jahre als im vorhergehenden auf der Küstenfahrt. Ferner
fällt der Umstand, dafs die Fahrzeuge der Hyaene-Klasse vor den durch die
frischen Westwinde hervorgerufenen schweren Seen schlecht lenzen und. unter
Umständen zum längeren Beiliegen gezwungen werden können, sehr ins Gewicht,
Schließlich kommt für das Winterhalbjahr noch die Häufigkeit der schweren
Stürme am Kap der guten Hoffnung hinzu,
Ann. Ad. Hydr. etc., 1892, Heft 1X.