316 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1892.
bis Mitte Mai und von Mitte August bis Mitte Oktober erfolgen. Uebrigens
wird infolge der täglichen Drehung der Erde um ihre Achse im Verein mit
besonderen Bewegungen der Erdatmosphäre der Durchgang durch die Aequator-
egenden sich vielleicht nicht in so einfacher Weise abwickeln, wie hier ange-
N Gextet, Es scheint nicht unmöglich zu sein, dafs die Zeiten des Durchganges
hier weniger gut begrenzt sind, als angegeben.
Es ist ferner möglich, dafs die leuchtenden Nachtwolken aus einer
bestimmten Gasart bestehen, die infolge der in den Höhen von 82 km
herrschenden niedrigen Temperatur kondensirt ist. Von der Frage über die
Art dieses Gases hängen mehrere andere kosmische Fragen ab, z. B. die über
die Temperatur der Weltraumluft und die Temperatur der Atmosphäre in der
Höhe von 82 km, die sich durch vergleichende Versuche im Laboratorium
beantworten lassen werden. Aus diesem Grunde sind spektrographische Auf-
nahmen des Sonnenlichtes bei niedrigen Höhen der Sonne in derjenigen Jahres-
zeit, welche sich durch das Erscheinen der leuchtenden Wolken an dem
betreffenden Orte auszeichnet, von hohem Werthe. Derartige spektrographische
Aufnahmen sind sowohl Abends kurz vor dem Sonnenuntergange als auch
Morgens kurz nach dem Sonnenaufgange auszuführen,
Os scheint, dafs in den nördlicheren Gebieten der Erde in etwa 70° Breite
in der Zeit von Mitte Juni bis Mitte Juli eine besonders grofßse Anhäufung der
Wolkenmaterie stattfindet, die aber dort, weil die Sonne in dieser Zeit beständig
über dem Horizonte steht, kaum sichtbar sein wird. Es dürfte sich daher für
diese Gebiete besonders empfehlen, spektrographische Aufnahmen des Sonnen-
lichtes bei niedrigen Ständen der Sonne auszuführen,
Aus den vorstehenden kurzen Bemerkungen über die Bedeutung des Phä-
nomens in Bezug auf kosmische Probleme erhellt zur Genüge, dafs die zur
Erforschung desselben nothwendigen Beobachtungen im Wesentlichen in das
Arbeitsgebiet der Astronomen und Geophysiker gehören. Es besteht nun kein
Zweifel darüber, dafs die zur Lösung dieser Fragen nothwendigen Beobachtungen
die Kräfte eines einzelnen Institutes weit übersteigen. Es ergeht daher hiermit
an alle diejenigen Beobachter, denen die Förderung der angedeuteten Fragen
von Interesse ist, die Bitte, durch die eine‘ oder die andere der oben vor-
geschlagenen Beobachtungsarten mitzuwirken an der Erforschung der leuchtenden
Nachtwolken.‘)
Berlin, Königl. Sternwarte, September 1892.
W. Foerster. Ö. Jesse.
Magnetische Beobachtungen an der Elbmündung.
Die schon seit 1873 öfter angestellten Bestimmungen des Werthes der
erdmagnetischen Elemente bei Cuxhaven sowie die zuerst 1890 auf Helgoland
ausgeführten Beobachtungen gleicher Art sind im Auftrage des Direktors der
Seewarte, Prof, Dr. Neumayer, von dem unterzeichneten Assistenten desselben
am 17. und 18. August d. J. wiederholt worden. Die Beobachtungen sind an
denselben Plätzen wie früher ausgeführt und zwar mit dem in den letzten Jahren
für diese Zwecke stets verwendeten Reisetheodolit Hechelmann: No. 686. Die
Horizontal-Intensität ist aus Ablenkungen berechnet, die in jedem Falle mit beiden
zum Instrument gehörigen Magneten beobachtet wurden. In Hamburg sind un-
mittelbar vor und nach der Reise zur Bestimmung des magnetischen Momentes
der Magnete absolute Bestimmungen, bestehend aus Schwingungs- und Ablenkungs-
beobachtungen, ausgeführt. Die Werthe der Inklination sind abgeleitet aus vollen
1) Eine in den nächsten Monaten zu erwartende Publikation „Die leuchtenden Nachtwolken“
ron O. Jesse wird Näheres über den ganzen Stand der vorliegenden Frage bringen.