‘Aufforderung zu Beobachtungen leuchtender Nachtwolken, :: - 315
können, die Frage zu entscheiden, ob die Höhe der Wolken unter verschiedenen
geographischen Breiten eine. verschiedene ist. Wesentlich . ist.hierbei,: dafs die
Messungen stets: auf solche Punkte sich beziehen, welche in der Schnittlinie des
Erdschattens mit der oberen Grenzschicht der Wolken liegen....
Seit den letzten Jahren wird das ganze Dämmerungssegment (womit wir
hier kurz das aufserhalb des Erdschattens liegende Segment bezeichnen) nur noch
verhältnifsmäfsig selten von den leuchtenden Nachtwolken angefüllt, und es könnte
daher häufig zweifelhaft bleiben, ‚ob in’ der That der höchste Punkt des Phäno-
mens auch in der Grenze des Erdschattens liegt. Um. zu erreichen, dafs diese
Messungen dem angegebenen. Zwecke entsprechen, ist es daher erforderlich, die-
selben möglichst. oft in Zwischenräumen von wenigen Minuten zu wiederholen.
Am Abend ‚erkennt man aufserdem . diese Grenze daran, dafs in der Nähe der-
selben fort uud fort Theile des Phänomens verschwinden, wohingegen Morgens
stets neue Theile in der Nähe dieser Grenze nach‘ oben hin sichtbar werden.
Die Zenitdistanz der oberen Grenze der leuchtenden Wolken in dem Vertikal
der: Sonne ist für die Breite von Berlin unter. der Voraussetzung, ‚dals das Phä-
nomen sich über das ganze Dämmerungssegment erstreckt, aus dem. folgenden
Täfelchen zu erkennen, .
Tiefe der Sonne unter dem Horizont ..-. . 12°0 125 13,0 13,5 14,0
Zenitdistanz der oberen Grenze des Phänomens 80° 83 85 86» 87.
Ferner, da man mittelst eines Fernrohres die. obere Grenze. des Phänomens
im Allgemeinen etwas höher sieht als mit blofsem Auge. und um 80 höher, je
lichtstärker das Fernrohr ist,. so ist es erwünscht, dafs man hierbei immer auf
die mit blofsem Auge gesehene Grenzlinie einstellt. Man wird durch. Vergleichung
der mit bloßfsem Auge gesehenen Erscheinung und der im Fernrohre gesehenen
leicht diejenigeLinie in dem letzteren finden, welche dem Sehen mit blofßsem Auge
entspricht. | Die Genauigkeit dieser Messungen müfste etwa 3 bis 6. Minuten
(Bogenminuten) in Bezug auf das Azimut und auf die. Höhe sein, während -die
Zeit bis auf 2 bis 4 Sekunden genau sein müßte. ;
_, Auch die Bestimmungen der Bewegung der leuchtenden Nachtwolken haben
einen hohen Werth. Dieselben könnten als Grundlage für.die Entscheidung der
Frage über die Dichtigkeit der: Weltraumluft und über die sonstigen Zustände
der obersten Atmosphärenschichten dienen. Möglichst genaue Positionsbestim-
mungen bestimmter Wolkenpunkte in verschiedenen Zeiten sind daher dringend
erwünscht. Im Allgemeinen ist die Formveränderung der Wolken eine recht
grofse; derartige korrespondirende Positionsbestimmungen lassen sich daher nur
innerhalb kurzer Zeit von etwa einer Minute Dauer ausführen.
Die Anwendung von photographischen Apparaten empfiehlt sich sowohl
zu Orts- als auch zu Bewegungsbestimmungen des Phänomens. Es eignen sich
jedoch nur solche Apparate dazu, bei welchen das. Verhältnifs des Oeffnungs-
durchmessers zu der Brennweite mindestens 1:4 oder gröfser ist. Bei geringerem
Verhältnifs würde die Belichtungsdauer zu lange währen, und infolge davon
würden bei den raschen Veränderungen des Phänomens die Einzelheiten desselben
verloren gehen. Bei einem Apparat, bei dem das Verhältnifs des Oeffnungs-
durchmessers zu der Brennweite gleich 1:3, ist die Belichtungsdauer. für ver-
schiedene Tiefen der Sonne unter dem Horizonte, unter der Bedingung, dafs das
Phänomen einigermafsen hell ist, die folgende: en
Tiefe der Sonne unter dem Horizont: 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15°
Belichtungsdauer: 16, 21, 27, 35, 48, 72, 122°
Im Allgemeinen bilden sich gleichzeitig auf der‘ photographischen Platte
Sterne ab, durch die im Verein mit der Zeit die Platte orientirt ist,
In’ Bezug auf die Aequatorgegenden ist es von grofsem Werthe, die Zeiten
des ‘Durchganges der leuchtenden Wolken durch diese Gebiete ‘ genauer zu
erforschen. Auf Grund der‘ bisher vorliegenden Beobachtungen dürfte, der
Durchgang‘ durch den Aequator bei der Wanderung von Nord nach Süd in der
Zeit zwischen Anfang September und Ende Oktober und bei der Rückkunft von
Anfang März bis Ende April erfolgen. Unter 20° südlicher Breite wird der
Durchgang dann von Mitte September bis Mitte November. und von etwa Mitte
Februar bis Mitte April, ferner unter 20° nördlicher Breite .yon etwa Mitte März