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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Reutsche Seewarte: ‚Segelhandbuch für den Indischen Ocean, 293 
gegeben werden könnte, wie dies im HM. Theil „Segelanweisungen‘“ (derselbe 
enthält etwa 400 Seiten) geschehen ist. Er bietet für jede Route zwischen Aus- 
gangs- und Bestimmungshafen eine in sich abgeschlossene, praktisch bewährte 
Segelanweisung, in welcher Wind, Wetter, Strömungen und besondere Erfahrungen 
und Rathschläge ‘ (letztere vorwiegend entnommen aus deutschen Journalen) so- 
weit wie erforderlich von Neuem besprochen, bezw. verwerthet sind. 
Es wäre falsch, die Bedeutung einer solchen Arbeit durch den Hinweis 
auf den Rückgang der Segelschiffahrt — was zur Zeit auch nicht zutrifft — und 
die mächtige Entwickelung des Dampferverkehrs in Frage stellen zu wollen. 
Abgesehen davon, dafs die Segelechiffahrt für gewisse grofse Routen des 
Weltverkehrs niemals beseitigt werden wird, solange wir Passate, Monsune 
und auf höheren Breiten Westwinde mit entsprechender See haben, hat man da- 
mit zu rechnen, dafs Dampfer, um auf die Kösten zu kommen, in kürzerer Zeit 
mehr leisten sollen als Segelschiffe, Das „Durchhalten“ ist aber selbst für Schnell- 
dampfer nicht immer möglich. Auch hier mufß unter Umständen vom Kurse ab- 
gewichen werden. Noch viel mehr trifft dies zu für Kriegsschiffe und tief 
geladene Frachtdampfer, die unter Umständen sogar kreuzen müssen. Es liefse 
sich ferner mit Recht die Forderung aufstellen, dafs die Sicherheit der Narvi- 
girung auf Dampfern verhältnilsmäfsig eine viel gröfsere sein sollte als auf 
Segelschiffen. Man hat dort nicht so viel Zeit in dem doppelten Sinne, als der 
Führer schneller Entschlüsse zu fassen hat wegen der gröfseren Fahrt und häufig 
aus Konkurrenzrücksichten, z. B. bei Nebel, mehr riskiren mul. Auch steht hier 
ja gewöhnlich mehr auf dem Spiel. 
Es ist hiernach klar, dafs auch von dem Dampferkapitän nicht nur eine 
vielseitige und gründliche Vorbildung in nautischen Dingen verlangt werden muls, 
sondern er hat alle Veranlassung, sich informirt zu halten über das Neue und die 
Fortschritte auf diesem Gebiet, auch wenn er eine bestimmte Fahrstrafse noch so 
oft zurückgelegt hat. 
Die Förderung der Schnelligkeit und Sicherheit des Seeverkehrs sind aber 
nicht nur allgemein die Aufgaben der Seewarte, sondern auch die praktischen 
Ziele, welche das vorliegende Segelhandbuch, neben seiner wissenschaftlichen 
Richtung, anstrebt, und in diesem Sinne war es gewiß ein richtiger Gedanke, 
auch die Kapitel über Kompafs und Chronometer von Neuem hier aufzunehmen. 
Wie weit z. B. selbst hinsichtlich der nothwendigen Ausrüstung die An- 
sichten noch auseinandergehen, ist durch die Thatsache ersichtlich, dafs nach 
dem amtlichen Handbuch für die deutsche Handelsmarine für 1891 unter 1422 See- 
schiffen, welche überhaupt mit Chronometern versehen (eingeschlossen alle 
Schnell- und Postdampfer), nur 3 Schiffe genannt sind, welche wie die Kriegs- 
schiffe 3 Chronometer besitzen. 190 besitzen 2, der Rest je 1 Chronometer, Gegen- 
über der vielfach üppigen inneren Einrichtung verdient dies hervorgehoben 
zu werden. Ch. 
Kleine Notizen. 
1. Meteore. An Bord des Dampfers „Paranagua“, Kapt. W. Hanssen, 
wurde am 4. Mai d. J. um 5* 40” a in der Nähe von Kap Frio an der Südost- 
küste Brasiliens ein sehr helles und grofses Meteor von 20 bis 25‘ scheinbarem 
Durchmesser beobachtet, das in einer Höhe von ungefähr 10° im Nordwesten 
über den Horizont hinzog. Dasselbe war 10 bis 12 Sekunden sichtbar und ver- 
schwand schliefslich hinter den hohen Bergen an der Küste. Das Licht war 
hellblau und grün. Vor sich her schob das Meteor eine grofse Dunstmasse; 
hinter sich hatte es einen langen feurigen Schweif von röthlicher Farbe, welcher 
spitz auslief und von dem helle Feuerkugeln abflogen. 
Kapt. M. Geerds vom Schiffe „Rose“ berichtet: „Am 4. Mai 1892 um 
4 Uhr Morgens, in 16° 8'’N-Br und 43°31‘ W-Lg erblickten wir auffallend viele 
Sternschnuppen. Eine sehr helle fiel über der südöstlichen Kimm. Dieselbe zeigte 
uns die Erscheinung, dafs die Fallbahn noch ungefähr 3 Minuten, nachdem der 
Ann, 4. Hydr, etc., 1892, Heft YIIL
	        
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