Knipping: Die Samoa-Orkane im ‚Februar und März 1889. 275
darf man in weitaus den meisten Fällen auf eine Bahn zwischen Süd und Ost
rechnen.
Hat man Grund zu der Annahme, dafs sich ein Orkan in der Nähe ent-
wickelt, so beachte man, dafs dann der Wind möglicherweise gerade auf seine
Mitte hinweht.
Ein Vergleich zwischen dem „Mazatlan“ und der „Hagarstown“ (8, und
17. März) zeigt folgendes Verhalten des Windes vor dem Centrum: Zwei Be-
obachter haben fast denselben Wind, Ost und ESE; beim ersteren ist die Wind-
richtung stetig; er bleibt ziemlich entfernt von der Bahn; beim zweiten
schwankt die Windrichtung zwischen Ost und SEzS hin und her, das Centrum
geht über ihn hinweg. Der zweite Vergleich besagt: Bei unverändertem NE
geht das Centrum über den Beobachter hinweg, bei unverändertem Ost an ihm
vorbei. Es bleibt abzuwarten, ob diese immerhin auffallenden Unterschiede
Hülfsmittel zu einer besseren Schätzung der Bahn werden können.
Als Grund der auffallenden Beobachtungen während des grofsen Orkans
und seiner verheerenden Wirkung haben wir also erkannt: Seine allmähliche
Entwickelung innerhalb einer gröfseren barometrischen Depression, seine erratischen
Bewegungen in dieser Periode, abhängig von der Unterlage und der Tageszeit,
die außerordentlich schnelle Zunahme der barometrischen Gradienten bei wach-
sender Wirbelgeschwindigkeit und unmerklicher Fortbewegung,
Hamburg, Seewarte, im Juni 1892.
Die Bahnen der Orkane im südlichen Indischen Ocean.
Vor Kurzem hat das Britische meteorologische Amt einen Atlas der Orkan-
bahnen im südlichen Indischen Ocean herausgegeben, !) auf Grundlage der hand-
schriftlichen Bahnenkarten, welche Meldrum im Jahre 1885 der „British Asso-
ciation“ vorgelegt hat. Diese Karten wurden damals dem „Meteorological
Council“ übergeben, welches beschlofß, dieselben zu veröffentlichen. Im Weiteren
hat Dr. Meldrum dieselben durch weiteres Material vervollständigen können,
und die jetzt erschienenen Karten umfassen den Zeitraum von 1848 bis 1885
einschliefslich; doch hat er für die Jahre 1849, 1850 und 1853 keine Berichte
über Cyklonen erhalten.
Der Atlas bringt die Cyklonenbahnen in zweierlei Gruppirung vor, einer-
seits in 35 Jahreskarten, deren vier auf ein Blatt gehen, andererseits auf
9 Monatskarten in voller Formatgröfse; für Juni und Juli brauchte zusammen
nur ein Blatt gegeben zu werden, und vom August und September lagen über-
haupt keine Orkanberichte vor.
Bei Bearbeitung der Cyklonen hat Dr. Meldrum dieselben in progressive
und stationäre getheilt. Unter den als „stationär“ bezeichneten Cyklonen mögen
jedoch wegen Mangels an Beobachtungen einige Stürme sein, welche in Wirklich-
keit ihren Ort doch geändert haben. Es ist nothwendig, auf diese Unsicherheit
in der Klassifikation hinzuweisen. Die ausgesprochene Verschiedenheit des
Zahlenverhältnisses zwischen den fortschreitenden und ‚den stationären Stürmen
in verschiedenen Monaten wird für den Seemann von praktischem Werthe sein,
wenn sie sicher festgestellt werden kann. Die Kenntnifs davon, dafs im Anfang
und am Ende der Orkanzeit es ungefähr gleich wahrscheinlich ist, daß eine
Cyklone fortschreitend oder stationär sei, und dafs auf der Höhe der Orkanzeit
es viel wahrscheinlicher sei, mit einer rasch sich fortpflanzenden Cyklone zu
thun zu haben, kann den Entschlufs eines Schiffsführers, der sich in der Nähe
einer Cyklone befindet, wesentlich beeinflussen, doch reicht das Material keines-
wegs aus, um das Zahlenverhältnifs, welches die umstehende Tabelle zeigt,
für ein definitiv gesichertes zu erklären.
4) Cyclone Tracks in the South Indian Ocean, from information compiled by Dr. Meldrum,
PObHenSS by the authority of the Meteorological Couneil. London 1891, (Official No. 90.)
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