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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Knipping: Die Samoa-Orkane im Februar und März 1889. 
3. Der grofse Samoa-Orkan vom 15. bis 23. März 1889.') 
Es wurde schon Eingangs bemerkt, dafs dieser Orkan im Hafen von Apia 
mit einer so verheerenden Gewalt auftrat, dafs ihm nichts widerstehen konnte. 
Ist schon die Windgeschwindigkeit in tropischen Orkanen überhaupt hoch, in 
manchen 50m. p. s. = 100 Sm die Stunde, so war bei diesem die lange Dauer 
bei unveränderter Nordrichtung besonders verderblich, da der Orkan gerade in 
den nach Nord offenen Hafen hineinwehte. An Bord S. M. S. „Olga“ wurde 
volle 24 Stunden hindurch Nord 11 und 12 notirt. Dadurch wurde in dem 
Hafen eine aufsergewöhnlich hohe See aufgewühlt, die. unaufhörlich über die 
Schiffe hinwegbrandete, und ein gewaltiger, zu 15 bis 20 Sm geschätzter”) Strom 
erzeugt, der auch die gröfsten Schiffskolosse hin und her zerrte, durch vielfache 
Kollisionen auf dem beschränkten Raum dem Verderben vorarbeitete, bis 
schliefslich Ankerketten und Maschinenkraft dem vereinten Andrängen von 
Sturm, See und Strom weichen mußten. 
Ungewöhnlich war auch das Verhalten des Barometers. Wenn es -bei 
einem Orkan einmal seinen tiefsten Stand erreicht hat, steigt es stetig 
wieder an. Hier in Apia anders. Es stieg wohl nach dem Minimum am 
15. März, aber nur eine Zeit lang, dann fiel es aufs Neue am 16. Statt eines 
einzigen traten also 2 Minima auf. Das erste derselben war für die Schiffe im 
Hafen ungefährlich und hat auch nicht einen einzigen Schiffsverlust zur Folge 
gehabt; das zweite dagegen, obwohl nicht tiefer als das erste,*) war von dem 
verderblichsten Orkan begleitet, der die Samoa-Inseln seit 1850 heimgesucht hat, 
und richtete alles Unheil an. 
Die Fig. 6 der Tafel enthält drei mit A, O0, T bezeichnete Barometerkurven 
für Apia. A ist nach den Angaben des Herrn Dr. Funk gezeichnet (Aneroid, 
an Land, für Stand verbessert), O sind die reducirten Werthe 5. M, S. „Olga“ 
(Quecksilberbarometer); T' ist eine vergrößerte und darum wohl nicht absolut 
genaue Kopie der Kurve, welche Lieut, Hayden a. a. O. unter „Trenton“ mit- 
theilt; für die Zeit des Sturmes konnte sie genauer gezogen werden nach den 
offenbar dieser Kurve zu Grunde liegenden Zahlenwerthen, welche die Seewarte 
Herrn Zimmermann verdankt. Ob die Beobachtungen an Bord oder an Land 
angestellt sind, ist uns nicht bekannt. 
” Diese drei Kurven stimmen bis zum 16. März 12 p im Wesentlichen über- 
ein und lassen die zwei Minima deutlich erkennen. Das erste Minimum trat am 
15. März 2—3 p ein; das Barometer stieg dann um 6 mm bis 12 p, und erreichte 
das zweite Minimum am 16. März, 2—4p. Die entsprechenden Stände sind im 
Mittel von O und T 739, 745 und 740 mm. 
Dafs wir es hier mit einer Erscheinung zu thun haben, die nur für die 
Umgebung von Apia gilt, nicht aber für den Orkan in seinem ganzen Verlauf, 
zeigt die Kurve der „Hagarstown“ in See, Kapt. O0. Meyer, vom 16. bis 18. März. 
Das Minimum gilt für denselben Orkan, aber den 17, März und den Schiffsort 
200 Sm SO von Apia, und ist einfach, nicht doppelt. 
Ehe wir den Versuch einer Deutung dieser auffallenden Barometerkurve 
machen, empfiehlt es sich, die Windverhältnisse zu betrachten. Dieselben waren 
nach dem Journal S. M. S. „Olga“ folgende: 
14. März. Vormittags wehte leichte bis mäfsige südwestliche, Nachmittags 
südöstliche Briese mit Regenböen aus SSW und Süd; Abends sprang der Wind 
mehrfach zwischen SSW und SE um. — 15. März. Vormittags blieb die Richtung 
unverändert Süd, Stärke 1 bis 6, in den Böen 8. Von 11*30a bis 2"30p war 
der Wind ziemlich beständig und flaute bis Stärke 1® ab, langsam nach SE und 
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1) Unter dem Titel: „The Samoan hurricane of March 1889“ hat bereits im Jahre 1891 Herr 
E. Hayden, Meteorolog des Hydrographischen Amtes der Vereinigten Staaten, in den „Proceedings 
of the U. S. Naval Institute“, Vol. XVII, No. 2, eine sehr dankenswerthe Abhandlung veröffentlicht, 
die im Text mit (H) bezeichnet ist. Die Erklärung der zum Theil auffallenden Beobachtungen, 
ebenso die Beantwortung der Frage nach der Herkunft dieses und des vorhergehenden Orkans, ist 
aber hier eine abweichende, theils bedingt durch eine verschiedene Auffassung derselben Beobach- 
tungen, theils durch Hinzuziehung neuer. 
2) Nach einer gefälligen Mittheilung des Herrn C. F. Zimmermann au die Seewarte, 
3) Die schnellen Luftdruckschwankungen im Orkan, oft mehrere Millimeter in wenig Minuten 
betragend, ebenso das „Pumpen“ der Barometer gestatten keine scharfen Vergleiche der Kurven 
der Figur 6 unserer Tafel.
	        
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