Koldewey: Ein Apparat zur Bestimmung des Excentricitätsfehlers der Sextanten. 9267
7. Man kann zur Prüfung ‚aller Sextanten dasselbe gute Fernrohr benutzen
und ist demnach unabhängig von der minderwerthigen Beschaffenheit des dem
Sextanten beigegebenen Fernrohrs,
Der durchschnittliche Fehler einer Winkelmessung betrug bei den 31 Sextan-
ten ganz verschiedener Konstruktion, welche bislang mit dem definitiven Apparat
geprüft worden sind, 4,1“. Der geringe Betrag dieser Größe ist einerseits auf
die grofßse Uebung zurückzuführen, welche sich die Beobachter bei der Prüfung
von jetzt nahezu 2800 Sextanten erworben haben, andererseits aber auch auf
die geschickte Konstruktion und präcise Arbeit bei der Ausführung des Apparats
durch den Mechaniker G. Hechelmann.
Die Samoa-Orkane im Februar und März 1889,
Mit 5 Kärtchen und 1 Diagramm.
Vortrag, gehalten vor der Versammlung der Deutschen Meteorologischen
Gesellschaft in Braunschweig am 8. Juni 1892.
Von E. KNIPPING, früher Direktor an dem Observatorium in Tokio.
Obwohl als allgemeine Regel für die tropischen Orkane gelten kann,
dafs sie verhältnifsmäfsig gelten auftreten und ein und dasselbe Gebiet erst
wieder nach einer längeren Pause heimsuchen, kommen doch bisweilen Ausnahmen
von dieser Regel vor. In gewissen Jahren und Gegenden scheinen nämlich die
Bedingungen für die Bildung von Orkanen besonders günstig zu sein, so im An-
fange des Jahres 1889 bei den Samoa-Inseln, denn in der Umgebung derselben
traten innerhalb eines Monats nicht weniger als drei Orkane auf.
Der deutsche Konsul in Apia, Herr Dr. Knappe, bemerkt dazu in seinem
Bericht vom 25. März 1889 über den Untergang der deutschen Kriegsschiffe
Folgendes: „Während in früheren Jahren die Regenzeit bereits im November ein-
zusetzen pflegte, hatten wir in diesem Jahre auffallend schönes Wetter bis Ende
Januar. Desto unruhiger wurde der Februar u. s. w.“ Die Verspätung der
Regenzeit und die infolge dessen ungewöhnlich starke Sonnenstrahlung des süd-
lichen Sommers (Dezember und Januar) werden hier in unmittelbarem Zusammen-
hang mit dem häufigen Auftreten von Orkanen erwähnt. Die nördlichen Winde,
welche sich sonst im November einstellen und die Regenzeit bedingen, waren
also von dem SE-Passat um zwei volle Monate zurückgedämmt, Land, Wasser
und Luft in ungewöhnlichem Maße erwärmt, die Verdunstung entsprechend
gesteigert und der Dampfgehalt der Luft ein ausnahmsweise hoher. Die Orkane
sorgen für einen theilweisen Ausgleich solcher Ueberschüsse.
Der erste Orkan konnte vom 9..bis 17. Februar verfolgt werden, der
zweite nur am 7. und 8. März, endlich der denkwürdige grofse vom 15. bis
23. März 1889. Die Zwischenzeiten betrugen also nur 17 und 6 Tage. Weitaus
das gröfste Interesse beansprucht der letzte, wegen der entsetzlichen Ver-
wüstungen, die er unter der Kriegs- und Handelsflotte binnen wenig Stunden
im kleinen Hafen von Apia anrichtete, Es empfiehlt sich aber doch, auch die
beiden Vorläufer gleichzeitig zu betrachten, denn nach Zeit und Ort gehören
sie zusammen; das allen Gemeinsame wird besser hervortreten, ebenso die Eigen-
tHhümlichkeiten des dritten Orkans.
1. Orkan vom 9. bis 17. Februar 1889.
Aus den Beobachtungen S. M. S. „Olga“, Kommandant Korv.-Kapt.
Freiherr von Erhardt, im Hafen von Apia am 14. Februar, Wind von ENE
durch Nord nach WNW, läfst sich zunächst mit Sicherheit entnehmen, daß am
Nachmittage des 14. ein Orkan südwestlich von Apia auf südöstlichem Kurse
vorbeigegangen ist. Der reducirte Luftdruck betrug Mittags 751,3 mm, um 6p
751,0 mm, so daß man 3p als Zeit des Vorüberganges des Centrums betrachten
kann, Die höchsten Windstärken traten gleichzeitig damit auf, Stärke 8 bis 10.
Mittags und um 2 p., Stärke 9 bis 10 um 4p.