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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Koldewey: Ein Apparat zur Bestimmung des Excentricitätsfehlers der Sextanten. 263 
Jer genau vertikal in der Mitte des Gesichtsfeldes steht, versehen ist, so dafs das 
Bild der Mire in die Mitte zwischen den beiden Einzelfäden eingestellt werden 
kann. Es wurde daher ein schon früher bei der Prüfung benutztes Sextanten- 
fernrohr mit Träger und Ansatz, welches nach Entfernung des eigentlichen 
Fernrohrträgers vom Sextanten auf diesen aufgeschraubt wurde, verwendet. Es 
blieb dabei die Stellung der optischen Axe des Fernrohrs parallel zur Ebene 
des Instruments. Wurden dann Theodolit und Sextant beide nivellirt, so standen 
die beiden Drehungsaxen parallel, und es konnte die eigentliche Winkelmessung 
beginnen. 
6 Es hat nun die Anwendung dieses Apparats zunächst den grofsen Vortheil 
vor der Methode der direkten Winkelmessung voraus, dafs man stets dasselbe 
Objekt einstellt und daher nicht von der ungleichen Vertheilung der Beleuchtung 
verschiedener Objekte, sowie von einer etwa vorhandenen seitlichen Strahlen- 
brechung abhängig ist. Andererseits ist man von den Fehlern der Stellung 
des Sextantenfernrohrs frei. 
Die gröfste Sorgfalt muß dagegen bei diesem Prüfungsverfahren auf die 
Unveränderlichkeit der Stellung des Sextanten auf der Platte verwendet 
werden. Man kontrolirt diese am besten dadurch, dafs man die Einstellung des 
doppelt reflektirten Bildes, bei auf Null eingestelltem Index des Nonius am 
Sextanten, zwischen den einzelnen Messungen häufig wiederholt. 
Nachdem nun der so hergerichtete Theodolit in dem schon seither zur 
Sextantenprüfung dienenden Häuschen auf ‚dem Südthurm der Seewarte auf- 
gestellt war und noch zur Benutzung an denjenigen Tagen, an welchen dichter 
Nebel die Einstellung einer hinreichend entfernten Mire unmöglich macht, ein 
Kollimatorfernrohr auf dem Westthurm in einer Entfernung von 25m aufgestellt 
war, wurde am 10. Juni 1890 mit der Prüfung von Sextanten nach dieser 
Methode und zwar zunächst in der Weise begonnen, dafs dasselbe Instrument 
sowohl nach der alten als auch nach der neuen Methode geprüft wurde. 
Die Resultate waren gleich vom Anfange an recht befriedigend, trotzdem 
man sich sagen mufste, dafs die kurze, verhältnilsmäfsig schwache Messingaxe 
des provisorisch verwendeten Theodoliten für die ihr jetzt zugemuthete Trag- 
fähigkeit namentlich auf die Dauer kaum ausreichend sein konnte, Verschiedene 
kleine Schwierigkeiten, welche die Festigkeit der Verbindung der Fülße mit dem 
Körper des Sextanten, die Anvisirung der Mire namentlich bei Anwendung des 
Kollimatorfernrohrs bei besonders hohen Füfsen der Instrumente und die Auf- 
stellung des ganzen Sextanten bei ungewöhnlichen Dimensionen desselben an- 
betrafen, wurden leicht durch zweckmäßige Anordnungen überwunden, 
Die unveränderte Stellung des Sextanten zum Theodoliten während des 
ganzen Verlaufs der Excentricitätsbestimmung mußte in der Weise kontrolirt 
werden, dafs nach einer jeden Einstellung auf irgend einen Theilpunkt des 
Kreises wieder der Nonius des Sextanten auf Null eingestellt, das Bild der Mire 
anvisirt und der Theilkreis des Theodoliten neu abgelesen wurde. 
Es zeigten sich nun im Verlaufe der Zeit zwei Gründe, wodurch die zu- 
weilen auftretenden Schwankungen in den nach dieser Methode ausgeführten 
Nullpunktsbestimmungen bedingt wurden. Kinerseits ergab sich, dafs die gröfste 
Sorgfalt auf die Aequilibrirung der den Sextanten tragenden Platte in Bezug auf 
ihre Drehungsaxe verwendet werden mulste, da sogar starke Temperaturänderungen 
öfters einen bemerkbaren KEinflufs äufserten; andererseits aber war mehrfach 
eine leise Berührung des Fernrohrs mit den Augenlidern genügend, eine Ver- 
änderung der Visirlinie zu verursachen, die störend einwirkte. Dieser letztere 
Uebelstand wurde in endgültiger Weise dadurch beseitigt, dal ein neuer Fern- 
rohrträger mit besonders dazu konstruirtem Fernrohr an der Tragplatte für den 
Sextanten. angebracht wurde, so dafs das Fernrohr nunmehr vom Sextanten ganz 
unabhängig war. 
Nachdem 250 Sextanten auf diesem Apparat geprüft waren, unter denen 
bei 50 zugleich auch die KExcentrieitätskorrektion nach der alten Methode 
bestimmt wurde, führten die daraus gesammelten Erfahrungen zugleich mit-ver- 
schiedenen eingehenden Untersuchungen des Apparats zu der Ueberzeugung, dafs 
aunmehr keine wesentliche principielle Aenderung an der Konstruktion noch 
vorzunehmen sei, und es konnte daher im Herbst 1891 ein definitiver Apparat dem 
Mechaniker Hechelmann in Auftrag gegeben werden, welcher denselben am
	        
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