Konkurrenz-Präfung von Marine-Chronometern im Winter 1891—92. 247
an den Koppeschen Haarhygrometern abgelesenen relativen Feuchtigkeitsgrade
im Innern des Prüfungsapparates angegeben.
In Gemäfsheit der hohen Verfügungen des Herrn Chefs der Admiralität
vom 12. Juli 1889 und vom 3. März 1890, sowie dem Konkurrenz-Ausschreiben
der Direktion der Seewarte entsprechend, sollte nach beendeter Prüfung für die
Beurtheilung der Güte der Chronometer das folgende Verfahren in Anwendung
gebracht werden: Sämmtliche Chronometer, soweit sich dieselben überhaupt als
brauchbar für die nautische Praxis erweisen, werden in vier Klassen eingeordnet,
welche durch folgende Prädikate bezeichnet werden:
Klasse 1: „Vorzüglich“
2: „Sehr gut“
2; „Gut“
4: „Genügend“.
Für die einzelnen Klassen werden die folgenden Maximalwerthe der die
Fehler der Chronometer zum Ausdrucke bringenden Koefficienten A, B und €
festgestellt:
Klasse 1 4 3 +
A+2B+C 2,5° 5,0° 6,55 10,0°
B 0,755 1,2° 1,6° 2,5°
C 0,0755 0,10° 0.19° 0.2°
Diese Gröfsen A, B und C werden berechnet aus den während der ein-
zelnen Dekaden der symmetrisch vorgenommenen Temperaturprüfung erhaltenen
mittleren täglichen Gänge. Zur Bestimmung der Gröfse A sind die beiden zu
yleichen Temperatur-Dekaden gehörigen täglichen Gänge paarweise zu einem
Mittelwerthe zusammenzufassen (siehe Kolumne VI). Es ist dann die gröfte
vorkommende Differenz der so gefundenen Mittelwerthe gleich A zu Setzen.
Bezeichnet ferner B‘ die gröfßste Differenz der täglichen Gänge von zwei auf
einander folgenden Dekaden, 7 die Differenz der Temperatur dieser beiden Zeit-
abschnitte und T die Differenz der höchsten und niedrigsten überhaupt während
der Prüfung vorgekommenen Temperatur, so ist B= B‘— T A, wobei auf eine
etwaige Verschiedenheit in den Vorzeichen von A und B‘ keine Rücksicht ge-
nommen wird.
C oder die mittlere tägliche Acceleration erhält man, indem man die
Gangdifferenzen von je zwei zur Mitte der Untersuchungszeit symmetrisch ge-
legenen Dekaden gleicher Temperatur bildet, dieselben durch die Anzahl der zwischen
der Mitte beider Zeitabschnitte liegenden Tage dividirt und aus den so erhaltenen
Zahlen das Mittel nimmt. Zur Erreichung einer gröfseren Genauigkeit von C
zind hier nur die aus den zwei äufseren Paaren von Zeitabschnitten abgeleiteten
Werthe benutzt worden. — In den einzelnen Klassen werden die Chronometer
nach der Summe A + 2B +C geordnet, d. h. dasjenige Chronometer, bei welchem
diese Summe den geringsten Werth erreicht, nimmt den der Güte nach ersten
Rang ein.
Eine Durchsicht der Gangtabelle zeigt, dafs das Resultat der diesjährigen
Chronometer-Konkurrenz-Prüfung als ein recht befriedigendes bezeichnet werden
darf, indem sämmtliche Chronometer in die vier durch obige Bestimmungen ab-
gegrenzten Klassen eingeordnet werden konnten, Allerdings mul zugegeben
werden, dal so hervorragende Leistungen, wie sie in der vorhergehenden
L4. Prüfung bei einzelnen Chronometern, so bei Ehrlich No. 531 und 530 und
W. Bröcking No. 1182 zu verzeichnen waren, und wo nicht weniger als
6 Instrumente in die erste Klasse eingereiht werden und das Prädikat „vorzüg-
lich“ erhalten konnten, diesesmal nicht vorgekommen sind, und nur 4 Chrono-
meter der ersten Klasse angehören. Um so stärker ist diesesmal die zweite
Klasse, mit 16 Chronometern, vertreten, denen sämmtlich das Prädikat „sehr
gut“ gebührt; einzelne dieser Instrumente, so die Chronometer Ehrlich No. 616,
630, Kutter No. 24 und A. Lange No. 1 sind augenscheinlich noch von den
Einwirkungen der Acceleration beeinflufst, und sie werden voraussichtlich, sobald
dieselbe nachgelassen haben wird, noch bessere Resultate liefern, als dieses be-
reits jetzt bei der Konkurrenz-Prüfung der Fall gewesen ist.