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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

244 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1892. 
Buche „Handbuch der ausübenden Witterungskunde“, Seite 267, die mittlere 
Geschwindigkeit der über Westeuropa ziehenden Niederdruckgebiete auf 27 km 
in der Stunde an, und Loomis berechnete sie für die mittleren Breiten des 
Nordatlantischen Oceans als 29km und für Nordamerika als 46km betragend. 
Und nach Reye sollen sich die Tornados in Nordamerika mit einer Durch- 
schnittsgeschwindigkeit von 58km in der Stunde fortbewegen. Nach verschie- 
jenen in den früheren Reiseberichten der Seewarte veröffentlichten Angaben, 
scheint auch die stündliche Fortbewegung heftiger Stürme im südlichen Theile des 
Indischen Oceans etwa 54 km in der Stunde zu betragen. Wie die Hochdruck- 
gebiete sich nicht selten über Patagonien nach Westen und Osten hin ausdehnten, 
30 finden sich auch unter den angeführten Niederdruckgebieten einige, die sich 
durch die hohe Kette der Anden in ihrer Fortbewegung nach Osten nicht auf- 
halten ließen. 
In mehreren Fällen krimpte der Wind bei den auf der linken Seite 
der Bahn, in der vorderen Hälfte und in geringer Entfernung vom Mittelpunkte 
des Sturmfeldes befindlichen Schiffen von NW durch Nord nach NE, entsprechend 
demselben Vorgange, wie er auf nördlicher Breite unter ähnlichen Verhältnissen 
auf der rechten Seite der Bahn stattfindet. Schiffe, welche gleichzeitig in größerem 
Abstande nördlich vom Mittelpunkte der Depression standen, beobachteten solches 
Krimpen nicht. 
Ob die angegebenen Ostwinde im Winter häufiger unter der Herrschaft 
von südlich von den Schiffen liegenden Hochdruckgebieten oder von sich nörd- 
lich von ihnen nach Osten bewegenden Niederdruckgebieten standen, ist schwer 
zu entscheiden. Denn das Dasein eines Hochdruckgebietes südlich von 60° S-Br, 
wo grofse von ewigem Eise bedeckte Strecken, möge dies Eis nun auf Wasser oder 
ınbekanntem Lande ruhen, eine dem Wintermaximum grofser Kontinente ähnliche 
Wetterlage hervorzurufen geeignet erscheinen, bedingt wahrscheinlich die dann 
nördlicher gelegene Bahn der Niederdruckgebiete, So scheint es bei der im 
August 1886, im Juni 1887 und im Mai 1889 angegebenen Wetterlage der Fall 
gewesen zu sein. Als wahrscheinlich ist anzusehen, dafs die nur kurze Zeit 
wehenden Ostwinde die Folge eines Niederdruckgebietes. waren. In mehreren 
Fällen entstanden sie, nachdem der Mittelpunkt einer Depression sich über die 
Schiffe nach Nordost bewegt hatte, in anderen, indem der Wind sich von SW durch 
Süd nach SE veränderte, wenn das westlich vom Kap Horn befindliche, in rascher 
Fahrt nach Norden vorrückende Schiff in den nordöstlichen Theil eines Hoch- 
druckgebietes gelangte. 
In den Niederdruckgebieten sank der Luftdruck in mehreren Fällen sehr 
tief, und in den Hochdruckgebieten stieg er dagegen mehrfach auf eine für 
diesen Theil der Erde ganz unerwartete Höhe. Einen niedrigsten Stand von 
698,4 mn beobachtete „Nereus“ am 13. April 1890 bei 59° S-Br in 69° W-Lg, 
and ein höchster von 782,5 mm wurde am 31. August 1887 bei 54° S-Br in 
34° W-Lg abgelesen. Der Unterschied dieser Stände betrug also nicht weniger 
als 84 mm, und selbst unter Berücksichtigung eines für den Breitenunterschied 
anzubringenden Abzuges noch über 80mm. Es ist das eine Schwankung des 
Luftdruckes an einem und demselben Orte, die wohl von keiner an anderen 
Theilen der Erde beobachteten übertroffen wird. Und zieht man die Kürze der 
hier überhaupt vorliegenden Beobachtungszeit in Betracht, im Vergleiche zur 
langen Dauer derselben an anderen Orten, so gewinnt jener Betrag noch gröfsere 
Bedeutung. Die höchsten wie die niedrigsten Stände traten während des süd- 
lichen Winters auf. Während des südlichen Sommers scheinen die Schwankungen 
des Luftdruckes am Kap Horn erheblich geringer zu sein. Dieselben Verhält- 
nisse gelten ja bekanntlich in noch gröfserem Mafse für die höheren Breiten 
des Nordatlantischen Oceans und für Europa. 
Einzelne mehr als 775 mm betragende Luftdruckangaben mögen hier zu- 
sammengestellt werden: 
780 mm am 9. Sept. 83, in 38° S-Br und 87° W-Lg beobachtet von „Van den Bergh“ 
7176 mm am 17. Aug. 85, in 50° S-Br und 81° W-Lg beobachtet von „Parnafs“. 
(82,5 mm am 381. Aug. 87, in 54° S-Br und 84° W-Lg beobachtet von „Roland“. 
779 mm am 15. Sept. 87, in 52° S-Br und 91° W-Lg beobachtet von „Frieda Grampp“ 
781 mm am 1. Juni 88, in 46° S-Br und 98° W-Lg beobachtet von „Inca“. 
7177,5mm am 15. Juni 88, in 54° S-Br und 76° W-Le beobachtet von „Inca“.
	        
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