212 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1892.
rasch an und erreichte um 3% 47" p. m. 54,2 m. p. s., bald darauf begann sie jedoch
wieder abzunehmen, so dafs sie um 5" 20" p. m. 32,2 m. p. s., um 6" p. m. 26,8 m. p.8.,
am 7"p.m. 21,0 m. p. 8. und um 9"'p. m. nur noch 11,6 m. p.s. betrug. Zu dieser
Zeit war das Wetter schön, der Himmel theilweise klar, und hier und da schienen
die Sterne hell.
In Anbetracht der Abnahme des Luftdrucks von 9"a.m. des 24, bis zu
9a. m. des 27, von 763,5 auf 759,5 mm und der Drehung des leichten Windes
von ESE!LS auf EzS wurde eine Notiz den Zeitungen zugestellt, welche aus-
zagte, dafs nördlich von der Insel seit dem 24. schlechtes Wetter herrsche; womit,
wie gewöhnlich unter diesen Umständen, gemeint war, dafs Anzeichen von einer
weiter im Norden liegenden Cyklone vorhanden seien, welche von NO nach SW
sich fortpflanze.
Da aber der Wind am 28. um 9% a. m. NEzE erreicht hatte und das Baro-
meter höher stand, als zur gleichen Stunde am 27., so war keine Besorgnifs vor-
handen; und als am Nachmittage des 28. der Wind noch immer mäfig aus NE
war und das Barometer nur im Betrage von 0,1 mm stündlich fiel, so wurde an-
gezeigt, dafs keine Gefahr vorliege.
Erst am 29, selbst wurden die Anzeichen drohend, und um 9* 40" a. m. wurde
ein Telegramm abgesandt, welches meldete, dafs das Barometer mit zunehmender
Schnelligkeit falle. Andere Telegramme, welche um 11" a. m. abgingen, meldeten,
dafs die Windgeschwindigkeit in den Böen 23 m. p.s. erreiche und dafs sie wahr-
scheinlich nicht über 25m. p.s. steigen werde. Bald darauf wurden die Tele-
graphendrähte zerrissen, und es hörte alle Verbindung auf.
Da das Barometer fortfuhr, immer schneller zu fallen, und die mittlere
Richtung des Windes nahezu konstant blieb, wurde geschlossen, dafs das Centrum
der Depression, langer Erfahrung entgegen (da der Wind aus NE wehte), über
die Insel hinweggehen werde und dafs der Wind danach aus ungefähr entgegen-
gesetzter Richtung wehen werde. Das Centrum ging übrigens nicht über das
UÜbservatorium selbst hinweg, sondern acht englische Meilen westlich davon vorbei
und wanderte von da anscheinend in ostsüdöstlicher Richtung über die Insel,
In der Regel ist bei nordöstlichem Winde fast gar keine Orkangefahr für
Mauritius vorhanden. Alle unsere grofsen Orkane haben nicht mit nordöstlichem,
sondern mit südöstlichem Winde begonnen. Das ist der Grund, weshalb, als der
Wind gestern um 11"a m. NEzE war, und das Barometer 745 mm zeigte, es für
wahrscheinlich gehalten wurde, dafs die Windgeschwindigkeit nicht über 25 m. p. 8.
steigen werde. Am 12. Februar d.J. fiel das Barometer auf 744,8 mın, und war
die gröfste Geschwindigkeit des Windes 21,3 m. p.s. aus NE, worauf das Baro-
meter hald wieder stieg und der Wind abflaute.
Es giebt anscheinend nur zwei Wege, um bis zu einem gewissen Grade
sich von der Fortpflanzung der Cyklone über die Insel aus WNW-Richtung
Rechenschaft zu geben. Entweder ist die Cyklone, welche vom 24. bis zum
27. nördlich und nordwestlich der Insel in der Richtung nach SW zog, gegen
Süd und SO umgewandt; oder es ist eine kleine sekundäre Cyklone im SÖ-Viertel
der gröfseren entstanden und hat sich nach OSO über Mauritius hinweg fort-
gepflanzt. Die letztere Annahme ist vielleicht die wahrscheinlichere; denn der
kleine, aber heftige Orkan von gestern trug in Bezug auf Ausdehnung, Dauer u, 8. w.
die Züge einer lokalen atmosphärischen Störung.
In der Nacht vom 27. und am Morgen des 28, gab es viel Donner und
Blitz, und auch viel Blitzen in der Nacht vom 28. Den Orkanen von Mauritius
geht aber selten, wenn je, unmittelbar Blitz und Donner vorher.
Es möge auch erwähnt werden, dalßs vom 25. bis zum 29. April fünf bis
sechs Gruppen von Sonnenflecken sichtbar waren, welche eine grofse Zunahme
ler Sonnenthätigkeit bewiesen, und dals vom 25. bis zum 28. starke magnetische
Störungen vorkamen; dabei war derjenige Theil der Sonnenscheibe, auf welchem
sich eine grofse Fleckengruppe am 12. Februar befand, wieder in der Nähe des
ecentralen Meridians der Sonne.“