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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Guayaquil, Esmeraldas und Manta, 
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dem Ankerplatz bei Puna zubringen, um mit 5,7 m — 18'% Fufßs — die flachen 
Stellen des Fahrwassers passiren zu können. 
In Guayaquil sind immer mehrere Schiffe gleichzeitig anwesend; da aber 
die Brücke nur für vier Schiffe von 500 Registertonnen Gröfse Raum hat, so mufs 
man meistens einige Zeit auf dem Strome vor Anker liegend warten, bis eine 
Stelle an der Brücke frei wird. Ein Arbeitstag an der Brücke, für den das 
Brückengeld mit circa 4'/2 Pfund Sterling berechnet wird, beträgt 6 Stunden, 
Man muls daher. die Zeit, in der wirklich gearbeitet wird, genau aufschreiben, 
um danach das zu zahlende Brückengeld berechnen zu können. Das Löschen 
der Stückgüter beginnt um 6" a. m. und endet gewöhnlich schon gegen 10* a. m., 
weil dann die ganze Brücke mit Gütern belegt ist und das weitere Löschen für 
den Rest des Tages seitens der Zollbehörde untersagt wird. Da unsere Ladung 
aus Wasserleitungsröhren bestand, und diese Güter zollfrei sind, konnten wir bis 
12 Uhr Mittags löschen und brauchten die Arbeit nur am Nachmittage zu unter- 
brechen. Der Ballast wird in Leichtern längsseits gebracht. Hat ein Schiff 
3eine Arbeit an der Brücke beendet und will dieselbe verlassen, so wird vom 
Hafenmeister ein Lootse an Bord geschickt, der das Schiff dann auf dem Strome 
verankert. 
Die Hitze war am Tage furchtbar und auch in der Nacht drückend, etwas 
frischer nur, wenn es am Abend regnete. Dazu liefsen einem die vielen Muskitos in 
der Nacht keine Ruhe. Am Morgen war es gewöhnlich windstill, und nur gegen 
Abend wurde der Wind etwas frischer. Das Wasser des Flusses war sehr 
schmutzig und angefüllt mit todtien T’hieren und Pflanzenüberresten. Es ist daher 
nicht zu verwundern, dafs die Leute sämmtlicher Schiffe vom Fieber heim- 
gesucht wurden. 
Alle Lebensbedürfnisse sind sehr theuer; das frische Fleisch mufs man sich 
selbst vom Markte holen. Das Aunschaffen von Schiffsproviant mufß daher soviel 
als möglich vermieden werden. 
Am Freitag den 1. Februar 1889 gingen wir Ankerauf und traten die 
Reise nach Esmeraldas an. Zwei Ebbetiden brachten das Schiff nach Puna, wo 
der Lootse sein Boot vom Lande holte, um uns nach der Spitze Arena hinunter 
zu lootsen, wofür ich ihm noch eine besondere kleine Vergütung zu entrichten 
hatte. 
Am Morgen des 3. Februar verlielsen wir bei flauer südlicher Briese‘ mit 
der durchkommenden Ebbe unseren Ankerplatz bei Puna. Der Wind holte all- 
mählich‘ westlicher, und die Luft war, wie schon seit einer Woche fast an jedem 
Vormittage, dick von Staubregen. Als um 3" p. m. die Fluth eintrat, mußte 
geankert werden, die Spitze Arena etwa 4 Sm entfernt, NWzW'2W peilend. 
Um 8 p. m. lichteten wir unsern Anker wieder mit der eintretenden Ebbe und 
kreuzten darauf bei zeitweilig dickem regnerischem Wetter, gegen leichten süd- 
westlichen Wind in Sicht der Feuer von Punta Arena und der Insel Santa 
Clara. Von Mitternacht bis 4* a. m. am 4. Februar wechselten Mallung und 
Windstille mit Regen mit einander ab, worauf bei etwas aufklarender Luft flaue 
nordöstliche Briese durchdrang, als gleichzeitig das Feuer von der Spitze Arena 
aus Sicht ging. Um 8 Uhr Morgens peilte die Insel Santa Clara in einem Ab- 
stande von 58m mw. NW. Ohne Unterbrechung konnte von‘ hier aus die 
Weiterreise ausgeführt werden. We 
Am 10. Februar um 12 Uhr Mittags war der Schiffsort 1° 0‘ N-Br und 
80° 6, W-Lg. Um 4" p. m. peilte der Feuerthurm der Spitze Coquito ‚an der 
Westseite der Mündung des Flusses Esmeraldas mw. 0'/,S 4 Sm. : Die in der 
Karte angegebene Glockenboje auf dein Nordwestende der Atacames-Bank ist 
von uns nicht gesichtet worden und daher wohl nicht an ihrem Platze gewesen, 
Auch die in einem Abstande von 8 Sın von der Spitze Gorda liegenden Klippen 
haben wir nicht gesehen. Die Atacames-Bank ist von uns bis auf eine Tiefe 
von 512 m — 3 Fad. — angelothet worden. Mit Sonnenuntergang flaute es all- 
mählich ganz ab, und die Luft nahm bei diesig bewölktem Himmel ein schlechtes 
Aussehen an. Wir ankerten um 6'/A4 Uhr auf. einer Wassertiefe von 9 m 
-— 5 Fad. —, Coquito-Feuerthurm in mw. SOzS, etwa 3 Sm entfernt, Während 
der Nacht wehte eine leichte Landbriese. Nachdem um 8 Uhr Morgens der 
Lootse an Bord gekommen war, gingen wir mit der um 9 Uhr einsetzenden, 
anfangs mässigen, allmählich aber auffrischenden Seebriese von West—WSW unter 
Ann. d. Hvar, ete., 1892, Heft YV.
	        
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