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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1892.
zogen. Nördlich von 50° S-Br im Pacifik nahm der Luftdruck noch für mehrere
Tage stetig zu, während der Wind frisch aus Westen wehte, bis derselbe am
3. August bei 43° S-Br in 77,5° W-Lg einen höchsten Stand von 768,5 mm er-
reicht hatte, Nachdem dann für kurze Zeit ganz schwacher Wind geweht hatte,
veränderte er sich nach NW und zeigte dadurch, sowie durch den nun rasch
abnehmenden Luftdruck, das Herannahen eines neuen Tiefdruckgebietes an.
Aehnliche Verhältnisse wie die vorerwähnten fand auch die von Kapitän
Oltmann geführte Bark „Pacific“ während ihrer gleichzeitig mit „Caroline Behn‘“
ausgeführten Umsegelung des Kap Horn. Sie erblickte dieses Vorgebirge am
28. Juli, zwei Tage später als „Caroline Behn“ sich in Sicht von Diego Ramirez
vefunden hatte. Auch sie wurde damals, wie auch während der folgenden Tage,
von frischem, beständigem Ostwinde begünstigt. Der Luftdruck nahm dabei anfäng-
lich noch zu, bis zu dem am 29, Juli bei 57° S-Br in 70,5° W-Lg beobachteten
höchsten Stande von 761,5 mm. Als dieser heobachtet wurde, hatte das Baro-
meter bei der sich in 52° S-Br und 81,5° W-Lg befindenden „Caroline Behn“
schon einen tiefsten Stand von 724 mm erreicht, und es endete dort der bis da-
hin wehende nordöstliche Wind. Bei „Pacific“ nahm der Luftdruck nach dem
29. Juli auch langsam ab. Da das von NW herankommende Tiefdruckgebiet
mit seinem Mittelpunkte aber nördlich von diesem Schiffe dahinzog, blieb der
Wind bei ihm östlich, und nur seine Stärke wurde gröfser. Am 30. Juli, an
welchem Tage sich „Pacific“ Mittags in 56° S-Br und 75,5° W-Lg befand, legte
dies Schiff bei steifem, theils heftig stürmendem Ostwinde 192 Sm zurück, während
lie unweit von 52° S-Br und 81° W-Lg in Stille treibende „Caroline Behn“ nur
11 Sm gut machen konnte. Dann wieder befand sich dies Schiff am 1. August in
18,4° S-Br und 79,5° W-Lg, dort Weststurm und Luftdruck gleich 748,5 mm
beobachtend, während „Pacific“ in 56° S-Br und 83° W-Lg noch immer vom
SE-Winde begünstigt wurde. Das Barometer zeigte hier auf einen Stand von
738 mm. Die nach Honolulu bestimmte, absichtlich einen gut westlichen Kurs
ainhaltende Bark „Pacifie‘‘ befand sich eben diese ganze Zeit in der südlichen
Hälfte von dem diesen Ostwind verursachenden, sich anscheinend nur mit geringer
Schnelligkeit nach SO bewegenden Tiefdruckgebiete. Nördlich von 50° S-Br
wurde von „Pacific“. später erst unweit 39° S-Br in 85° W-Lg ein 770 mm be-
tragender Luftdruck angetroffen.
(Fortsetzung folgt.)
Guayaquil, Esmeraldas” und Manta.
Von Kapitän H. KöÖLLN, Bark „Freya“.
Auf unserer Reise von Rotterdam nach Guayaquil sichteten wir am
8. Dezember 1888 um 4 Uhr Nachmittags die Insel Santa Clara, etwa 9 Sm ent-
fernt, in N!AW. Die Meeresoberfläche hatte eine grüne Färbung an:
genommen. In Sicht der Spitze Arena beobachteten wir eine starke Strömung.
Die Weiterfahrt mußten wir bei flauen, veränderlichen Winden, unter Benutzung
der Gezeiten ausführen. Der Ankergrund hält durchschnittlich sehr gut; der
Gezeitenhub beträgt etwa 3,7 m — 2 Faden —. Die Puna Patch scheint etwas
südlicher zu liegen, als in der Karte angegeben ist. Man ankert 1 bis höchstens
2 Sm Nord von dem Orte Puna, um das Abkommen eines Lootsen abzuwarten,
wenn ein solcher nicht schon vorher an Bord gekommen ist. Auf diesem Anker-
platz hat man auch den Besuch der Zollbehörde zu empfangen, wobei indefs
nichts Besonderes zu beachten ist. Die Lootsen sind tüchtige Leute; sie kommen
nicht eher an Bord, als bis das Schiff in Sicht des Ortes kommt, was in einem
Abstande von 2 Sm der Fall ist. Da wir unterhalb dieses Platzes geankert
hatten, mufsten wir den Lootsen mit unserem Schiffsboote vom Lande holen. Wegen
des zu grofsen Tiefyanges des Schiffes mufsten wir fast einen ganzen Tag auf
< 1) In englischen Publikationen findet man gewöhnlich die Schreibung „Esmeralda“, doch ist
‚Esmeraldas“ die richtigere Form.