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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1892.
Die Beobachtungen wurden unter &inem Zelte bezw. unter einem Schirme
ausgeführt. Gegen Regenschauer ist solcher Schutz zweifellos sehr vortheilhaft,
gegen eine gröfsere Gefahr bei den Beobachtungen, gegen die Wärme, hat er
jedoch nichts genutzt, da Temperaturen bis zu 40° und Aenderungen bis zu 8°
beobachtet sind. Obschon nun die Temperatur-Koefficienten der Magnete bis
32,8° noch bestimmt sind, dürfte doch durch so hohe Temperaturen eine gewisse
Unsicherheit bedingt sein, zumal bei erheblicheren Schwankungen die Temperatur
der Magnete an und für sich schwer zu bestimmen ist. Vortheilhafter ist es
jedenfalls, wenn es irgend sein kann, durch Auswahl früher Morgen- bezw. später
Abendstunden die hohen Temperaturen und starken Strahlungen zu vermeiden,
zumal damit noch ein anderer Gewinn, die Beobachtung zu Zeiten geringer
täglicher Aenderung der magnetischen Elemente, verbunden ist,
Die Bestimmungen der Deklination und der Horizontal-Intensität wurden
mit Hülfe der Aufzeichnungen des Magnetographen in Pola auf 1890,0 reducirt.
Dagegen sind die beobachteten Inklinationen nur nach Verhältnis der direkt
beobachteten Werthe in Pola auf dieselbe Epoche umgerechnet.
Die Ableitung der Säkular-Aenderung für 1854 bis 1867/70 bezw. für
1867/70 bis 1890 zeigt auch hier, dafs dieselhe in Abnahme begriffen ist. Die
jährliche Abnahme der westlichen Deklination beträgt nur noch 5,7‘ im nörd-
lichen Theile des Gebietes und geht herunter bis 4,7’ im südlichsten Theile. Die
mittlere jährliche Zunahme der Horizontal-Intensität stellt sich auf 0,00017, die
mittlere Abnahme der Inklination auf 1‘. Ob jedoch aus der bis jetzt festgestellten
Abnahme der Gröfse der jährlichen Aenderungen einfach auf eine weitere Abnahme
derselben zu schlielsen ist, dürfte doch noch dahingestellt sein.
Die sämmtlichen Werthe der erdmagnetischen Elemente sind in eine
Karte eingetragen und danach die isomagnetischen Linien gezogen. Daraus ist
zu ersehen, dals zwei magnetische Störungsgebiete (wie sie auch schon bei
Kreil und Schellander angedeutet, jetzt jedoch durch ein dichtes Beobachtungs-
netz sicher erwiesen sind) vorliegen. Das eine unbedeutendere liegt zwischen
Fiume und Grossa, das zweite intensivere breitet sich von Spalato bis Stagno
Grande und seewärts über Lesina, Lissa, Lagosta aus. Die Isogone für 10° hat
fast dieselbe Lage, wie sie von Prof. Dr. Neumayer in der Karte „Linien
gleicher magnetischer Deklination für 1890,0* festgelegt ist. Dagegen mülste
nach diesen neuesten Vermessungen die Isogone für 9° bei Dr. Neumayer um
ein Weniges östlicher verlaufen.
Auffallend ist, dafs die magnetische Aufnahme Italiens durch Dr. Chistoni
nirgends zum Vergleiche und zum Anschlufs herangezogen ist, Die hier speziell
auf der Halbinsel gemachten Beobachtungen sind niedergelegt in: Misure assolute
degli elementi del magnetismo terrestre fatte nell’ anno 1885 (bezw. anno 1886)
dal Dott. Ciro Chistoni (Estratto dagli Anunali della Meteorologia Italiana —
Parte 1 — 1884 (bezw. 1885)“. Chistoni hat an der Ostküste Italiens etwa
20 Punkte bestimmt. KReducirt man diese auf die Epoche 1890, so zeigt sich
in Deklination und Inklination eine ziemlich befriedigende Uebereinstimmung
mit den Isogonen und Isoklinen, wie sie von Laschober und Kefslitz nach
Italien hinübergezogen sind. Anders jedoch liegt die Sache bei den Isodynamen.
Venedig!)
Manfredonia
Molfetta
Brindisi
Deklination
Chistoni | Laschober
10° 52’
9° 28,4
9° 9,5
8° A934
L0° 59,8‘
9° 26,0
9° 9,7
5° 374
Inklination
Chistoni | Laschober
61° 22
75° 26,3‘
56° 55,9
56° 6,9’
61° 24,6'
57° 28,0
56° 48,8’
56° 71
KHorizontal-Intensität
Chistoni | Laschober
0,21540
0,23545
0,23866
0.242920
0,21622
0,23662
0,23900
0,24291
1) Für Venedig eind nicht die nach einer Formel aus der Epoche von 1835 her in: „Sulla
variazione secolare degli elementi del magnetismo terrestre etc.“ von Dr. Chistoni für 1890 errechneten
Werthe gesetzt, sondern es ist aus den Beobachtungen von 1883,7 mit der zur Zeit beobachteten
jährlichen Aenderung reducirt worden. Die Berechnung der Werthe für weit vorausliegende Zeit-
räume aus weit zurückliegenden wird nach dem heutigen Stande der Wissenschaft noch mit erheb-
lKehen Unsicherheiten behaftet bleiben.