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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Ueber die Prüfung von Schiffspositionslaternen. 
der Sichtbarkeit in der Weise’ ermittelt, dafs der Dampfer mit halber Fahrt sich 
entfernte bis zunächst den schwächeren, als normal betrachteten Augen die Laterne 
verschwunden war. Diese Entfernung wurde durch Peilung mit Hülfe von See- 
karten festgestellt und notirt. Alsdann wurde weitergefahren bis die Laterne 
auch den besten Augen entschwunden war und es wurde wiederum die Entfernung 
festgesetzt. Bei der Rückfahrt wurde der Ort der ersten Wahrnehmung beobachtet. 
Aus den fortlaufend von mir gemachten Notizen habe ich alsdann die in obiger 
Tabelle enthaltenen Zahlen herausgezogen. Was die Helligkeitsmessungen betrifft, 
so wurden diese am nächsten Tage im physikalischen Institut gemacht und zwar 
mit Hülfe des Milchglasplattenphotometers. Die Zahlen in der letzten Kolonne 
geben an, wie viel Normalkerzen auf 10m Abstand das gleiche Licht entsenden 
(oder die gleiche indizirte Helligkeit besitzen) wie die Laternen. Es ist dabei 
die Intensitätsmessung der grünen und rothen Laterne mit Hülfe zweier will- 
kürlich gewählter gut monochromatischer rother und grüner Gläser ausgeführt. 
Die für die farbigen Laternen angegebenen Zahlen sind also relative, auf das 
spezielle von mir benutzte farbige Glas bezogene. Die Helligkeitsmessung der 
Topplaterne ist leider insofern nicht mit der genügenden Sorgfalt von mir aus- 
geführt worden, als die Emissionsrichtung nicht genauer kontrolirt ist. Topp- 
laternen mit ihren flachen Reflektoren besitzen aber, wie ich erst später zu be- 
achten lernte, in ihrer mittleren Symmetrielinie oft ein sehr grofses Maximum 
der Strahlung, welches schon innerhalb weniger Grade schnell abfällt. Ich kann 
daher nicht verbürgen und mufs es vielmehr bezweifeln, dafs die am 17. April 
gemessenen 17 Normalkerzen dem Maximum entsprechen. Es ist ferner bei der 
Aufstellung der Topplaterne auf Bellevue nicht mit genügender Sorgfalt darauf 
geachtet worden, ob das Maximum des Lichtes in die Richtung des Dampfers 
fiel. Das ganze Versuchsergebnifs mit der Topplaterne ist daher ein unsicheres. 
Als vorläufigen Anhaltspunkt zur Prüfung der Laternen habe ich aus den 
beschriebenen Versuchen und aus der gleichzeitigen Untersuchung einiger notorisch 
guter Laternen folgende Minimalhelligkeiten abstrahiren zu sollen geglaubt. Für 
grüne Seitenlaternen 15 Kerzen (meines relativen Mafses); für rothe Laternen 
10 Kerzen (desgleichen meines relativen Mafses); für Topplaternen 15 Kerzen 
(Hefner-Alteneck’sche Amylacetat-Kerzen); Ankerlaternen 4 Kerzen. 
Diese Grenzhelligkeiten sind im Juli alsdann etwas geändert worden, als 
ich die auf der Seewarte in Gebrauch befindlichen Normallaternen kennen lernte 
und mit Hülfe meines dorthin mitgenommenen Apparates photometrisch be- 
stimmte. Es ergab sich, dafs die dortige grüne Laterne in demselben relativen 
Male ausgedrückt 46,5 Kerzen stark war. Die rothe Normallaterne hatte 
21,8 Kerzen, die Topplaterne 32,0 Kerzen in der Mitte; 21,7 Kerzen nach der 
Seite zu. Auf Grund dieser Erfahrungen erhöhte ich das zuläfsige Minimum für 
grüne Laternen auf 25, für rothe auf 15, für Topplaternen auf 20. 
Indessen sind auch diese hier angenommenen Grenzen offenbar mit vielerlei 
willkürlichem Argumente behaftet und es kann wohl als das wichtigste Bedürfnifs 
für eine weitere Regelung des Laternenprüfungswesens bezeichnet werden: 
durch erneute sorgfältige und vielfach zu wiederholende Versuche, unter 
Berücksichtigung der Transparenz der Luft einerseits sowie des Läicht- 
emissionsgesetzes der benutzten Laterne andererseits, eine Relation zwischen 
Sichtweite und Helligkeit aufzusuchen. 
Das Resultat einer solchen Untersuchung würde bezüglich der Topp- und 
Ankerlaternen ohne Weiteres in einer allgemeinverständlichen, nur auf die jetzt 
wohl überall acceptirte Amylacetatkerze Bezug nehmenden Weise ausgedrückt 
werden können. Für die farbigen Laternen bedarf es zum Zwecke einer all- 
gemein verständlichen Ausdrucksweise der Herstellung eines normalen grünen 
und eines normalen rothen Glases, welches man sich gewissermafßsen in den Gang 
der Lichtstrahlen der Normalkerze eingeschaltet denkt. Ich würde es für zweck- 
mäfsig erachten, nicht die bisher von mir benutzten, für andere photometrische 
Untersuchungen allerdings besonders geeigneten Glassorten, sondern als grünes 
Normalglas ein solches zu wählen, welches in Farbe und Helligkeit den blau- 
grünen Laternengläsern bester Sorte (vergl. die unter 1II folgenden Bemerkungen) 
einigermafsen gleichkommt. Es würden in diesem Falle die Zahlen der that- 
sächlich gefundenen Helligkeiten der üblichen Laternen einen gleichmäfsigeren 
Charakter annehmen. Für grün und roth-liefse sich dann derselbe Minimalwerth
	        
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