Dreyer: Esmeraldas, Ecuador.
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jängs der Küste, passirten um 3 Uhr Morgens am 1. August die Insel Plata in
4 Sm, um 7'/ Uhr Abends die Spitze Jama in 6Sm, um 3'/4 Uhr am Morgen
jes 2. August das Kap San Francisco in 4 Sm und um 5 Uhr die Spitze Galera
bei flauem SW-Winde ebenfalls in 4Sm Abstand.” Wiederholt angestellte
Lothungen ergaben keinen Grund; um so mehr war es überraschend, als das
Schiff gleich nach dem Passiren der letztgenannten Spitze einen heftigen Stofs
arlitt. Die Ursache wurde indefs bald erkannt, als wir in unserer Nähe eine
grofse Anzahl Wale entdeckten, von denen vermuthlich einer — vielleicht im
schlafenden Zustande — vor den Bug des Schiffes gerathen war. Möglicherweise
war auch das Schiff gegen einen der hier vielfach umhertreibenden Baumstämme
yerannt. Als die Spitze Galera in die Peilung SWzS gebracht war, steuerten
wir auf einem NOzN-Kurse gerade von derselben weg, bis die Spitze Coquito
0S0!%40 peilte, hielten dann ungefähr recht auf diese zu und ankerten um
12 Uhr Mittags, den Leuchtthurm auf, der Spitze Coquito in einem Abstande
von etwa 3 Sm SOzO peilend, auf einer Wassertiefe von 16,5m (9 Fad.). Auf
der Atacames-Bank lotheten wir Tiefen von 165 bis 20m (9 bis 11 Fad.).
Strom wurde unter der ganzen Küste und auch auf diesem Ankerplatze nicht
wahrgenommen.
Um 9 Uhr Morgens am 3. August erhielten wir einen Fischer als Lootsen;,
lichteten um 11 Uhr bei eintretender Seebriese den Anker und segelten nach
der Rhede von Esmeraldas, wo wir auf einer Wassertiefe von 165m (9 Fad.)
zu Anker gingen. Von unserem Ankerplatz aus peilte der Leuchtthurm auf der
Spitze‘ Coquito mw. WzS, das äufsere Ende des Östufers an der Mündung des
Flusses Esmeraldas ONO°%40, der Flaggenmast des Hafenhauses S'/2W und das
Ostende des Coquito-Riffes, welches bei Niedrigwasser trocken läuft, NNW!4AW,
Die geographische Lage dieses Punktes, der 50 bis 60 m südlich von der äufseren
Sandbank und ungefähr 2'/s Sm von der Stadt liegt, bestimmte ich durch astro-
nomische Beobachtungen zu 1° 0,5‘ N-Br und 79° 40‘ W-Lg. Bei der Einsegelung
yaben wir dem Coquito-Riffe einen Abstand von gut %/4 Kabllg. und steuerten
dann SzW!/2W nach dem Ankerplatz.
Esmeraldas. Die im „South Pacific Ocean Directory“ besprochene Glocken-
boje der Atacames-Bank hat sich vor sechs Jahren von ihrer Verankerung los-
yerissen und ist nicht wieder ersetzt worden. Der Leuchtthurm der Spitze
Coquito befindet sich am Fuße des Hügels gleichen Namens und hat eine Höhe
von 18,3 m (60°) über dem Meeresspiegel. Das Feuer ist aber so winzig, dafs
es kaum von dem gewöhnlichen Lichte einer Wohnung unterschieden und kaum
6 Sm weit gesehen werden kann. Da nun aber die Atacames-Bank 7—8 Sm von
der Küste, also aufserhalb des Feuerkreises der Coquito-Spitze liegt, so ist bei
einer Ansegelung in der Nacht ein ununterbrochenes Lothen unerläfslich.
Das Bett des Flusses Esmeraldas ist bedeutenden Veränderungen unter-
worfen und hat eine solche Steigung, dafs sich .die Gezeiten 3 Sm oberhalb der
Ansiedelung nicht mehr bemerkbar machen. Der hier stets ablaufende und in
der Regenzeit reifsend werdende Strom führt aufser vielen Baumstämmen eine
Menge Sand mit sich, welch letzterer ein Anwachsen der Bänke vor der Flufs-
mündung und eine von Jahr zu Jahr zunehmende Verengerung des Hafens oder
der Rhede von Esmeraldas hervorruft. In der Regenzeit — von Anfang Dezember
bis Mitte Mai — ist man gezwungen, jeden dritten Tag den Anker zu lichten,
damit dieser nicht versandet; in der übrigen Zeit des Jahres genügt es, wenn
dieses alle 8 Tage geschieht. In dem erstgenannten Zeitabschnitt hat man auf
piner Wassertiefe von 55m (30 Fad.) zu ankern, um dem Schiffe bei den dann
zeitweise auftretenden starken nördlichen Winden Raum zum Herumschwaien zu
geben. Bei der Auslothung des Hafens oder Mündung des Flusses fand ich un-
gefähr in der Mitte zwischen der Spitze Coquito und der Ostspitze eine tiefe
Rinne, welche in der Richtung mw. NzO dem Laufe des Stromes folgte. An
der äufseren Kante der Sände, Coquito-Spitze in W*%/4S, betrug die Wassertiefe
in dieser Rinne 9m (5 Fad.), weiterhin, schnell zunehmend, 55m (30 Fad.) und
in der Peilung Coquito-Spitze SW 146 m (80 Fad.). Die Seiten der tiefen Rinne
steigen‘ ganz steil an, der Grund ist weicher Mud. Die Behauptung hiesiger
Leute, dafs auf halber Länge der Rinne sich ein tiefes, kraterartiges Loch be-
finden soll, in dem vor drei Jahren mit 1280m (700 Fad.) kein Grund gelothet
werden konnte, habe ich durch meine Untersuchungen nicht begründet gefunden.