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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Dreyer: Esmeraldas, Ecuador. 
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jängs der Küste, passirten um 3 Uhr Morgens am 1. August die Insel Plata in 
4 Sm, um 7'/ Uhr Abends die Spitze Jama in 6Sm, um 3'/4 Uhr am Morgen 
jes 2. August das Kap San Francisco in 4 Sm und um 5 Uhr die Spitze Galera 
bei flauem SW-Winde ebenfalls in 4Sm Abstand.” Wiederholt angestellte 
Lothungen ergaben keinen Grund; um so mehr war es überraschend, als das 
Schiff gleich nach dem Passiren der letztgenannten Spitze einen heftigen Stofs 
arlitt. Die Ursache wurde indefs bald erkannt, als wir in unserer Nähe eine 
grofse Anzahl Wale entdeckten, von denen vermuthlich einer — vielleicht im 
schlafenden Zustande — vor den Bug des Schiffes gerathen war. Möglicherweise 
war auch das Schiff gegen einen der hier vielfach umhertreibenden Baumstämme 
yerannt. Als die Spitze Galera in die Peilung SWzS gebracht war, steuerten 
wir auf einem NOzN-Kurse gerade von derselben weg, bis die Spitze Coquito 
0S0!%40 peilte, hielten dann ungefähr recht auf diese zu und ankerten um 
12 Uhr Mittags, den Leuchtthurm auf, der Spitze Coquito in einem Abstande 
von etwa 3 Sm SOzO peilend, auf einer Wassertiefe von 16,5m (9 Fad.). Auf 
der Atacames-Bank lotheten wir Tiefen von 165 bis 20m (9 bis 11 Fad.). 
Strom wurde unter der ganzen Küste und auch auf diesem Ankerplatze nicht 
wahrgenommen. 
Um 9 Uhr Morgens am 3. August erhielten wir einen Fischer als Lootsen;, 
lichteten um 11 Uhr bei eintretender Seebriese den Anker und segelten nach 
der Rhede von Esmeraldas, wo wir auf einer Wassertiefe von 165m (9 Fad.) 
zu Anker gingen. Von unserem Ankerplatz aus peilte der Leuchtthurm auf der 
Spitze‘ Coquito mw. WzS, das äufsere Ende des Östufers an der Mündung des 
Flusses Esmeraldas ONO°%40, der Flaggenmast des Hafenhauses S'/2W und das 
Ostende des Coquito-Riffes, welches bei Niedrigwasser trocken läuft, NNW!4AW, 
Die geographische Lage dieses Punktes, der 50 bis 60 m südlich von der äufseren 
Sandbank und ungefähr 2'/s Sm von der Stadt liegt, bestimmte ich durch astro- 
nomische Beobachtungen zu 1° 0,5‘ N-Br und 79° 40‘ W-Lg. Bei der Einsegelung 
yaben wir dem Coquito-Riffe einen Abstand von gut %/4 Kabllg. und steuerten 
dann SzW!/2W nach dem Ankerplatz. 
Esmeraldas. Die im „South Pacific Ocean Directory“ besprochene Glocken- 
boje der Atacames-Bank hat sich vor sechs Jahren von ihrer Verankerung los- 
yerissen und ist nicht wieder ersetzt worden. Der Leuchtthurm der Spitze 
Coquito befindet sich am Fuße des Hügels gleichen Namens und hat eine Höhe 
von 18,3 m (60°) über dem Meeresspiegel. Das Feuer ist aber so winzig, dafs 
es kaum von dem gewöhnlichen Lichte einer Wohnung unterschieden und kaum 
6 Sm weit gesehen werden kann. Da nun aber die Atacames-Bank 7—8 Sm von 
der Küste, also aufserhalb des Feuerkreises der Coquito-Spitze liegt, so ist bei 
einer Ansegelung in der Nacht ein ununterbrochenes Lothen unerläfslich. 
Das Bett des Flusses Esmeraldas ist bedeutenden Veränderungen unter- 
worfen und hat eine solche Steigung, dafs sich .die Gezeiten 3 Sm oberhalb der 
Ansiedelung nicht mehr bemerkbar machen. Der hier stets ablaufende und in 
der Regenzeit reifsend werdende Strom führt aufser vielen Baumstämmen eine 
Menge Sand mit sich, welch letzterer ein Anwachsen der Bänke vor der Flufs- 
mündung und eine von Jahr zu Jahr zunehmende Verengerung des Hafens oder 
der Rhede von Esmeraldas hervorruft. In der Regenzeit — von Anfang Dezember 
bis Mitte Mai — ist man gezwungen, jeden dritten Tag den Anker zu lichten, 
damit dieser nicht versandet; in der übrigen Zeit des Jahres genügt es, wenn 
dieses alle 8 Tage geschieht. In dem erstgenannten Zeitabschnitt hat man auf 
piner Wassertiefe von 55m (30 Fad.) zu ankern, um dem Schiffe bei den dann 
zeitweise auftretenden starken nördlichen Winden Raum zum Herumschwaien zu 
geben. Bei der Auslothung des Hafens oder Mündung des Flusses fand ich un- 
gefähr in der Mitte zwischen der Spitze Coquito und der Ostspitze eine tiefe 
Rinne, welche in der Richtung mw. NzO dem Laufe des Stromes folgte. An 
der äufseren Kante der Sände, Coquito-Spitze in W*%/4S, betrug die Wassertiefe 
in dieser Rinne 9m (5 Fad.), weiterhin, schnell zunehmend, 55m (30 Fad.) und 
in der Peilung Coquito-Spitze SW 146 m (80 Fad.). Die Seiten der tiefen Rinne 
steigen‘ ganz steil an, der Grund ist weicher Mud. Die Behauptung hiesiger 
Leute, dafs auf halber Länge der Rinne sich ein tiefes, kraterartiges Loch be- 
finden soll, in dem vor drei Jahren mit 1280m (700 Fad.) kein Grund gelothet 
werden konnte, habe ich durch meine Untersuchungen nicht begründet gefunden.
	        
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