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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Mohn: Studien über Nebelsignale. 
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Schallschatten und Hörweiten, die um so kürzer sind, je rascher die Abnahme 
der Werthe der genannten Elemente mit der Höhe ist. Der Wind dagegen 
macht auf der Leeseite. die Schallstrahlen konkav zur Erdoberfläche und läfst 
diese die Erdoberfläche in der weitesten Ferne erreichen, während er auf der 
Luvseite die Schallstrahlen konvex zur Erdoberfläche macht und mit den zwei 
ersten Elementen dazu beiträgt, kürzere Hörweiten zu geben. Der gröfste 
Gegensatz besteht zwischen dem Lee und Luvart. Senkrecht zur Windrichtung 
kommen nur die zwei ersten zur Wirkung und geben eine Hörweite, welche 
größer als die zu Luvart, aber kleiner als die in Lee ist. 
In der Regel wird also die Hörweite am kleinsten zu Luvart und am 
gröfsten in Lee sein. Je größer die Windstärke, um so gröfser wird der Gegen- 
satz. In Lee kaun die Wirkung des Windes, insofern sie eine Vergrößerung 
der Hörweite bewirkt, die Wirkung der Temperatur und der Feuchtigkeit hin- 
sichtlich der Verkleinerung derselben ganz aufheben, und die Praktische Hörvweite 
in Lee wird allein durch die mit der Entfernung von der Schallquelle abneh- 
mende Intensität des Schalles bestimmt, während sie in anderen Richtungen eine 
endliche Größe erlangt. In anderen Fällen kann die Wirkung des Windes zur 
Erweiterung der Hörweite in Lee kleiner sein als die der Temperatur und der 
Feuchtigkeit in der entgegengesetzten Richtung, und die Hörweite erlangt eine 
endliche Größe in allen Azimuten, selbst in Lee von der Schallquelle. 
Unter weniger normalen Verhältnissen werden die Hörweiten sich anders 
stellen können. Von der Feuchtigkeit darf man wohl annehmen, dafs sie immer 
mit der Höhe abnimmt, von der Oberfläche des Meeres aus. Dagegen kann es 
eintreffen, dafs die Temperatur, wie auch während unserer Versuche geschehen, 
in den niederen Luftlagen mit der Höhe zunehmen kann, denjenigen, mit welchen 
wir hier zu thun haben. In einem solchen Falle werden, wie Fig. 2 zeigt, die 
Schallstrahlen konkav zur Erdoberfläche werden können, wenn die Wirkung der 
Temperaturvertheilung nicht von derjenigen der Feuchtigkeit oder des Windes 
aufgehoben wird. Jedenfalls wird eine Zunahme der Temperatur mit der Höhe 
dazu beitragen, die Hörweite zu vergrößern. Eine Zunahme der Temperatur 
mit der Höhe in den niederen Luftlagen ist zwar nicht häufig über der Meeres- 
fläche. Sie kann sich bei einem Windwechsel einstellen, wenn ein kälterer Wind 
von einem wärmeren, sich in der Höhe zuerst geltend machenden abgelöst wird, 
wie es bisweilen der Fall ist und was wahrscheinlich auch bei unseren Versuchen 
am 13. Oktober der Fall war, indem der Wind, welcher bis 4 Uhr westlich ge- 
wesen war, während unserer Zurückfahrt nordwärts nach Färder auf SE herum- 
ging. Ueber dem Lande ist es, wie bekannt, nicht so selten der Fall, dafs die 
niedrigsten Luftschichten kälter sind als die höher gelegenen, namentlich wegen 
der stärkeren Ausstrahlung des Erdbodens, und also am häufigsten in der Nacht 
und im Winter. Am Tage dagegen ist die Abnahme der Temperatur mit der 
Höhe die Regel, und hierdurch entsteht, zumal über dem Lande, eine tägliche 
Periode der Hörbarkeit des Schalles von entfernten Schallquellen mit einer 
gröfseren Hörbarkeit in der Nacht als am Tage, welche mit der Erfahrung und 
einer aufmerksamen Beobachtung solcher Erscheinungen stimmen dürfte, Spuren 
einer solchen Periode habe ich bei Färder gefunden in den von der Korvette 
„Nornen“ daselbst am 20: Mai 1889 gemachten Schalluntersuchungen, indem die 
Hörweite deutlich zunahm von kurz nach Mittag bis 6 Uhr Abends von 2,5 bis 
6 Sm, mit dem Leuchtthurm in SW. 
Die Geschwindigkeit des Windes wird in der Regel wegen der Reibung 
an der Erdoberfläche in den tieferen Lagen geringer sein als in den höheren. 
Aber es ist ein grofser Unterschied da zwischen der Wirkung der Oberfläche des 
Meeres und der des festen Erdbodens, indem der Erdboden die Bewegung : der 
Luft weit mehr verzögert als das Meer. Die Wirkung des Windes auf die Hör- 
weite wird daher über dem Lande weit stärker hervortreten als über dem Meere. 
Das zeigt die alltägliche Erfahrung, wie weit der Schall reicht, wenn er mit dem 
Winde kommt, und wie er weiter reicht, sobald der Wind stärker weht, so wie 
auch wie kurz die Hörweite wird, wenn der Schall dem Winde entgegenkommt, 
und wie leicht eine Verstärkung des Windes den Schall:in diesem Falle ganz 
vernichtet. 
Der zwar seltene, aber nicht undenkbare Fall, dafs‘ in geringen Höhen 
ein anderer Wind weht als an der Erdoberfläche, wird zu eigenthümlichen Ver-
	        
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