Ann. d. Hydr. ete., XX. Jahrg. (1892), Heft IV.
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Studien über Nebelsignale.
Von Professor Dr. H. Mohn in Christiania.
(Schlufs,)
Diese Berechnungen zeigen, dafs die beobachteten Hörweiten und ihre
auffälligen Schwankungen sowohl von einem Tage zum anderen als auch im Laufe
desselben Tages sich sehr wohl erklären lassen aus der Weise, in welcher die
Temperatur, die Feuchtigkeit und die Bewegung der Luft in den verschiedenen
Höhen vertheilt sind und sich ändern. Zwar ist die Aenderung der Wind-
geschwindigkeit mit der Höhe nicht beobachtet worden, aber die gefundenen
Werthe zeigen, daß sie stets mit der Höhe zunimmt, und dafs diese Zunahme
verhältnifsmäfßsig gering ist, ganz wie man es über der offenen Meeresfläche
erwarten sollte. Um näher zu untersuchen, ob die berechneten Werthe für Aw
wahrscheinlich sind oder nicht, werde ich sie mit einigen Ergebnissen aus Ver-
guchen, welche mir bekannt sind, zusammenstellen,
Stellen wir die berechneten Werthe für Aw mit den zur selben Zeit
beobachteten Windgeschwindigkeiten an der Meeresfläche (an Bord) zusammen,
zo erhalten wir
wW ‚100 Aw. 100 Aw:w
Okt. 13. 42 p. m. 3mp. 8. 0,093m p. 8. 0,031
Okt. 11. 2° p.m. 6 0,439 0,073
Okt. 14. 2 p.m. 9 1,223 0,136
Man sieht, daß /w mit w wächst und zwar in einem stärkeren Verhältnis
als dieses.
Ich lese soeben in Petermanns Mittheilungen 1892, I, Seite 18 in
Dr. W. Ules Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Fahrten des Ballon
„Herder“ Folgendes: „Die Geschwindigkeit nun, mit welcher der Ballon jenen
Weg zurückgelegt hat und welche der Windgeschwindigkeit in den einzelnen
Höhen entspricht, zeigt, mit der Windgeschwindigkeit an der Erde verglichen,
zunächst eine Zunahme bei dem Aufstieg bis zu 1000 m von 7 bis 8m auf 12,3 m
p. S.“ Also, bei w= 7 bis 8m, 100 Aw durchschnittlich (12,3 — 7,5): 10 oder
0,48, und 100 Aw:w = 0,064, was mit der Zahlenreihe in meiner obigen Tafel
gar nicht übel stimmt.
Im Juli 1870 fand ich aus gleichzeitigen Beobachtungen mit zwei ver-
glichenen Robinson’schen Windmessern an Bord der norwegischen Korveite
„Nornen“ im Hafen von Queenstown in Irland die folgenden Windgeschwindig-
keiten in verschiedenen Höhen:
Höhe über dem Meere w 100 4w 100 4w:w
Fallreep 44m 3,32 m p. 8.
Grofsmars 19,5 3,52
Grofssahling 33,3 RR
Unterschied 15,1
13,8
28,9
12,0
26,4
Im Hafen von Queenstown wuchs die Windgeschwindigkeit mit der Höhe
bei einem schwachen Winde von 3 bis 4m p. S. Geschwindigkeit durchschnittlich
um 1,77m p. S. per 100 m Höhenunterschied, also weit rascher als für Färder
berechnet. Wie bei Färder gefunden, nahm Aw mit w zu und zwar in einem
noch stärkeren Verhältnifs als bei Färder. Dies ist erklärlich, theils durch die
weniger freie Lage in einem Hafen (nicht auf der Rhede), theils durch die nicht
geringen Unterschiede im Widerstand gegen die freie Bewegung der Luft,