Callao, Corinto, La Union.
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Gebäude mit einer runden Kuppel. Die Spitze Chicarene ist von hier aus nicht
zu sehen, weil dieselbe durch einen Vorsprung, von den Eingeborenen Punta
Gorda genannt, der auf halbem Wege zwischen La Union und der ersteren die
Bai bedeutend einengt, verdeckt wird. Die am Kap Gorda in der Karte ver-
zeichneten Felsen sollen nach Aussage der Eingeborenen nicht vorhanden sein.
Einen Tag nach Neumond blieb auf unserem Ankerplatze bei Niedrigwasser nur
sine Tiefe von 5,5m — 18 Fufs—, weshalb ich das Schiff etwa 1'/ Kabellängen
weiter vom Lande ablegte, woselbst die geringste Wassertiefe zur Springzeit
6,7 m — 22 Fuß — betrug. Hier tritt die Spitze Chicarene eben hinter der
Spitze: Gorda hervor, Kirche und Rathbausthurm bleiben in derselben Peilung
wie früher.‘ Ein englisches Vollschiff, welches Ende April ankam, ankerte
2!/2 bis 3 Kabellängen weiter nach NNW, wo die Wassertiefe nach Aussage des
Kapitäns 7,3 m — 24 Fuls — betrug. Die Schiffe liegen im Hafen von La
Union sehr schön, weil in der fast ganz vom Lande umschlossenen Bai kein See-
gang aufkommen kann. Dennoch soll in den Monaten Januar und Februar, in
denen es manchmal stark aus Nord weht, das Landen mit dem Boote, infolge des
Seeganges, öfters beschwerlich und selbst unmöglich werden. Das in der Karte
angegebene Hafenfeuer brennt nur gelegentlich.
Beim Einsegeln sollte man, sobald die Spitze Chicarene in einem Abstande
von 1 Kabellänge passirt ist, auf zwei weiße, sandige Streifen am Ufer der nord-
nordwestlich von La Union liegenden kleinen Insel halten, Die Streifen sind
leicht zu erkennen, wennschon die Insel :als solche wegen der Enge des «sie
vom Festlande trennenden Wasserarms und der Windungen des Fahrwassers
schwer auszumachen ist. Auf diesem Kurse bleibt man gut frei von der südlichen
Küstenbank; später, wenn man sich der Stadt ziemlich genähert hat, kann man
näher an das Land hinan gehen, allein mit einem 4,5 bis 4,8 m — 15 bis 16 Fuß —
tiefgehenden Schiffe darf Punta Gorda nicht in Deckung mit der Südspitze der
Insel Punta Sacate gebracht werden. Schiffe, die nur zum Laden hierher kommen,
brauchen nicht nahe an die Stadt zu gehen; sie haben davon nur insofern einen
Vortheil, als sie ihren Ballast bequemer löschen können. Die Wassertiefe an
dem äufsern Ende der aus Sand und Steinen aufgeworfenen Pier beträgt nur
1,2 bis 1,5 m — 4 bis 5 Fuß — bei Hochwasser zur Springzeit und. nicht, wie in
meiner Segelanweisung angegeben, 1,5 bis 1,8 m — 5 bis 6 Fufs — bei Niedrig-
wasser. Bei letzterem läuft der Boden bis auf mehrere Schiffslängen vom Pier-
ende trocken, und eine Landung kann dann nur ausgeführt werden, indem man
die Wegestrecke durch Schlick und Sand watet. Der Ballast mufs auf eine behördliche
Verfügung, zum Zweck der Verlängerung der Pier vor dem Ende derselben aus-
geschüttet‘ werden, eine Arbeit, die sehr zeitraubend ist, weil hier nur kleine
Leichter und diese nur in geringer Zahl vorhanden sind und weil die Arbeit
durch den niedrigen Wasserstand während mehrerer Stunden des Tages unmög-
lich gemacht wird. Dazu ist das Löschen des Ballastes auch sehr theuer, denn
man hat an Leichterfracht, einschliefslich des Auswerfens des Ballastes, 2 Dollars
für die ‚englische Tonne zu zahlen. Als Anhalt für die gelöschte Menge des
Ballastes dient die Anzahl der beförderten Leichterladungen, wobei man sich
hinsichtlich der meistens zu 6 Tomen angegebenen Größe der Leichter ganz auf
die Aussagen ihrer Besitzer verlassen mufs. Die von uns in Callao eingenommene
Menge des Ballastes war zu. 400 Tonnen angegeben worden. Von dieser behielt
ich 50 Tonnen zum Lasten - des Schiffes an. Bord. Der in La Union gelöschte
Rest wurde zu nur 322 Tonnen berechnet, und würde demnach das bei der
Kostenberechnung angewandte Verfahren für die Schiffe nicht ungünstig sein.
Mit den Schiffsbooten den Ballast zu löschen, ist ihres größeren Tiefganges
wegen natürlich ganz unräthlich. Die hiesigen Leichterfahrzeuge sind fast
sämmtlich grofßse Kanoes.
Die Ladung wird fast ausnahmslos aus der grofsen Bucht im Nordwesten
von La Union herangebracht, und für die Leichter ist daher ein möglichst weit
nach NW vorgerückter Ankerplatz der Schiffe von Vortheil. Unter den Leich-
tern giebt es hier auch gröfsere, aber flach gehende Prähme. Wir wurden durch zwei
solche bedient, die eine viereckige, vorn und hinten zugespitzte Form und bei
einer mittleren Belastung von 15 Tonnen einen Tiefgang von 2 Fufs hatten.
Zuletzt kam noch eine Ladung mit einem 7 bis 8 Tonnen grofsen Kanoe, das
aber seines größeren Tiefganges halber nur 6 Tonnen laden durfte. Da die