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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

102 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1892. 
stillen in der Nähe der Küste sogar für geboten, den Aequator in 105° W-Lg 
zu kreuzen und dann so lange im NE-Passat über Backbord auf Steuerbordhalsen 
wegzuliegen, bis man einen Punkt erreicht habe, von dem aus man über dem 
anderen Bug seinen Bestimmungsplatz bequem beholen könne. Ich habe mich 
hauptsächlich nach der auf Seite 18 des IV. Bandes von „Der Pilote‘“ gegebenen 
Beschreibung der Reise der Bremer Bark „Agnes“ gerichtet. Sollte ich jemals 
diese Reise wieder zu machen haben, so wird es mein Bestreben sein, etwa 
20 Sm im Osten der Cocos-Insel zu passiren und von dort den Kurs auf Kap 
Blanco zu setzen. Den Kurs von dem genannten Punkte gerade auf Corinto zu 
setzen halte ich vor Ende Februar oder Anfang März nicht für räthlich, Meine 
Segelanweisung „Imray, North-Pacific-Pilot, Part I“ sagt nichts über diese Reise. 
Der Feuerthurm auf Cardon-Insel ist wieder aufgerichtet, ein hölzerner 
Bau, weiß angestrichen, der ein festes, weilses Feuer führt, welches 12 Sm sicht- 
bar sein soll. Die Insel Manzana nördlich der Insel Cardon kann jetzt nicht 
mehr, wie früher öfter geschehen, mit der letzteren verwechselt werden. 
La Union. Am 26, Februar um Mittag erhielten wir die Order, nach La 
Union am Golf von Fonseca in San Salvador zu versegeln, und setzten dem- 
gemäfßs Segel. In der folgenden Nacht befanden wir uns etwa 10 bis 12 Sm 
südöstlich von Kap Coseguina, wo wir bei einer mäfsigen bis frischen östlichen 
Briese auf einer Wassertiefe von 25 bis 36 m — 14 bis 20 Faden — dem Lande ab 
und zu lagen. Mit Tagwerden war das Speck-Riff, welches sich ziemlich weit 
von der Küste erstreckt und auf dem eine hohe Brandung stand, hinter uns in 
Sicht. Je mehr wir uns dem genannten Kap näherten, wurde die Briese schwächer, 
bis nahe unter der hohen Küste eine kurze Windstille eintrat, der aber bald 
eine allmählich auffrischende Briese von NE—NEzN folgte. Beim KEinsegeln in 
die Bai von Fonseca raumte dieselbe so weit auf, dafs wir, über einem Bug 
segelnd, nur etwa 2 Sm westlich der Klippen Farallones zu passiren brauchten. 
Gegen Mittag, als wir bis dicht unter das Südende der Insel Manguera gelangt 
waren, holte der Wind, in heftigen Stöfsen wehend, südlich von Ost. Das Wetter 
war klar. Nachdem eine halbe Stunde später das Südende der Insel Concha- 
guita in einem Abstande von ungefähr 3 Kabllg. geklart und kaum die Mitte 
derselben erreicht war, kam der Wind plötzlich und heftig von vorn und legte 
die Segel back. Wir versuchten dieselben voll zu brassen, aber bevor dieses 
geschehen konnte, fiel der Wind schon wieder von der anderen Seite ein. Während 
auf der offenen Bai beständig ein steifer östlicher Wind herrschte, wiederholten 
sich in der Passage zwischen den Inseln Manguera und Conchaguita die rasch 
auf einander folgenden Wirbel, so dafs alle Bemühungen, voran zu kommen, ver- 
geblich waren; das Schiff trieb der letztgenannten Insel immer näher, und schliefs- 
lich waren wir gezwungen, eine halbe Kabellänge vom Strande auf einer Wasser- 
tiefe von 11 m — 5 Faden — zu ankern. Am folgenden Morgen warpten wir das 
Schiff bei der flauen Briese bis auf 2 Kabellängen vom Strande, um besser unter 
Segel gehen zu können. Allein gegen Mittag stellten sich die Windverhältnisse 
des vorhergegangenen Tages wieder ein, welche uns zwangen, auf dem Ankerplatze 
liegen zu bleiben. Um 6'/, Uhr am Morgen des 1. März gingen wir bei Stauwasser 
Anker auf und kreuzten bei flauer Kühlte, begünstigt durch die einlaufende Fluth, 
nach dem sehr engen Eingange der Bai von La Union. Um 10 Uhr Vormittags 
wurde es windstill; wir befanden uns OSO von der Stelle, die in der Karte als 
„Wateringplace‘“ bezeichnet ist, einem Punkte, wo die Fluth nicht nach der Ein- 
fahrt der Bai, sondern östlich von derselben setzt, weshalb es nöthig wurde, zu 
ankern. Die Windstille dauerte jedoch nur eine halbe Stunde; dann setzte eine 
mäfsige Seebriese aus S ein, mit der wir wieder Anker auf gingen. Noch vor 
11 Uhr passirten wir die Spitze Chicarene, wo uns das Boot des Hafenmeisters 
erwartete. Dem südlichen Ufer in einem Abstande von !/12 Sm folgend, gelangten 
wir um 1’/2 Uhr Nachmittags auf den Ankerplatz von La Union. Wo wir lagen, 
fanden wir eine Wassertiefe von 6,4m — 3'/ 4 Faden — bei Niedrig- und 9,2 m 
— 5 Faden — bei Hochwasser. Lootsen sind in La Union nicht vorhanden ; 
ein Mann von der Besatzung des Hafenmeisterbootes zeigte mir den Platz an, 
wo ich zu ankern hatte. Von diesem Ankerplatze sieht man die Südspitze der 
Iusel Punta Sacate eben frei von der Festlandküste und den kleinen, gegenwärtig 
blau und weifs angestrichenen Thurm des Rathhauses von La Union gerade über 
der rechten Ecke der Kirche — ein altersgraues, vierseitiges, leicht erkennbares
	        
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