Green: Callao, Corinto, La Union.
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in die Leichter geworfen werden, was wiederum eine lange Verzögerung für die
Schiffe zur Folge hatte. Die Arbeit des Kohlenlöschens geht auch nur langsam
von statten, trotzdem dieses in der Darsena (Dock) mit Dampfkrähnen ge-
schieht. Die Schuld daran liegt theils in der kurzen, neunstündigen Arbeitszeit,
die noch dazu nicht voll innegehalten wird, theils in dem mangelhaften Betriebe
der Eisenbahn, indem das Wagenmaterial.in ungenügender Menge vorhanden ist
und aufserdem zu viel Zeit mit dem Rangiren verloren geht, so dafs man oftmals
1 bis 2 Stunden auf Wagen zu warten hat. Die Lage im Dock ist auch nicht
die beste, besonders nicht in dem kleinen Bassin, woselbst uns in der Zeit der
hoben Dünung zweimal die Hintertaue brachen. Im Allgemeinen ist es jedoch
von grofsem Vortheil, im Dock zu löschen, denn abgesehen davon, dafs die
Hafenabgaben hier und auf der Rhede dieselben sind, wird durch das Löschen
mit den Dampfkrähnen viel an Arbeitskraft und Lohn erspart. Ferner erhalten
die Schiffe in Dock ihren Ballast stets eher, meistens auch billiger als’ die :auf
der Rhede, denen der Preis, wenn viel Bedarf da ist, in die Höhe geschraubt
wird. So mußte die deutsche Bark „Theodore‘“ (vgl. Heft I, Seite 37) uach
vielem Dingen, auf der Rhede 2 Soles für die spanische Tonne Ballast zahlen,
während die Schiffe im Dock die gleiche Menge zum Preise von 1’ Soles er-
hielten... Das genannte Schiff wurde noch dazu lange aufgehalten, denn es be-
nöthigte fast 7 Wochen, um etwa 1100 Tonnen Steinkohlen zu löschen und
400 Tonnen Ballast einzunehmen. Es traf sich gerade so unglücklich, dafs
„Theodore‘“ erst am 2. Januar, an dem Tage, als die hohe Dünung einsetzte, bereit
war, den Ballast überzunehmen. Die Folge davon war eine Verzögerung des
Reiseantritts bis nach der Beruhigung der See; weshalb „Theodore‘“ erst nach
uns den Hafen verlassen konnte. Die Hamburger Bark „Luna‘ hatte dagegen
das Glück, vor dem genannten Datum fertig zu werden, und konnte nach der
für Callao verhältnifsmäfßsig kurzen Zeit von 4 Wochen expedirt werden.
Das Feuer auf der Insel San Lorenzo ist sehr schlecht.
Corinto. Auf erhaltene telegraphische Order versegelten wir am 26. Januar 1889
um 3 Uhr Nachmittags von Callao nach Corinto. In Ballast hatte das Schiff
einen Tiefgang auf ebenem Kiel von 11 Fufß 1'/2 Zoll englisch. Der südliche
Wind, der gewöhnlich die Stärke 4 bis 5 hatte, war von 8 bis 12 Uhr etwas
frischer, worauf derselbe beim Beziehen des bis dahin klaren Himmels wieder
abflaute. Die Route, welche ich geplant hatte, führte uns zunächst 60—70 Sm
nach NW von der Küste ab, dann mehr nach Nord, um den Aequator in 84° bis
85° W-Lg zu schneiden, und von dort auf Corinto, wobei die Küste etwas süd-
östlich von diesem ‚Platze angelaufen werden sollte.
Am Mittage des 15. Februar 1889 befanden wir uns in der Peilung
S 15° Wirw.) 11.Sm von der Insel Cardon. Am Nachmittage wehte eine flaue,
unbeständige Briese; eine Bark, an der wir am Vormittage schnell vorbei gelaufen
waren, kam uns um diese Zeit, während wir in Stille und Mallung trieben, mit
einer frischen Briese rasch aufgelaufen, bis auf einige Schiffslängen von uns ent-
fernt, woselbst auch sie von der Briese verlassen wurde. Um 3'% Uhr Nach-
mittags erhielten wir einen Lootsen, der uns jedoch die Order brachte, nicht in
den Hafen hinein, sondern auf der Aufsenrhede, unter der Insel Cardon zu Anker
zu gehen und dort auf weitere Order zu warten. Die gesichtete Bark erwies
sich als „Livingstone“, ebenfalls nach Corinto bestimmt, aber 9 "lage nach uns
von Callao abgegangen. Leider hatte ich nicht genügend Zeit, um mit dem
Kapitän dieses Schiffes eingehend über die von ihm eingeschlagene Route zu
sprechen. So viel habe ich indefs erfahren, dafs er dicht unter der Cocos-Insel
und später noch westlich von der Länge derselben gewesen sei und in dieser
Gegend vom 16. bis zum 17. Februar, also in einem Eitmale, eine Strecke zurückgelegt
habe, zu der wir 8 bis 10 Tage gebraucht hatten. Ich hatte die Absicht gehabt,
ungefähr dieselbe Route als die von „Livingstone“ benutzte zu nehmen, allein
durch einen Fehler unseres Chronometers sind wir etwa 45 Sm östlich von der-
selben geblieben. Der Kapitän des „Livingstone‘“ berichtete ferner, anders wie
wir, nur wenig Strom vorgefunden zu haben. In Callao widersprachen sich die
Meinungen über die beste Route von dort nach Corinto; Einige empfahlen, den
Kurs gerade auf Kap Blanco zu setzen, Andere riethen, einen Punkt 20 Sm öst-
lich der Cocos-Iusel anzulaufen und von dort entweder auf Kap Blanco oder
Corinto zu steuern; noch Andere hielten es mit Rücksicht auf die vielen Wind-
Ann. d. Hydr. ete.. 1892 Heft IIL