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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 20 (1892)

Müller: Bemerkungen über den Hafen von Chang-Tau. 
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Bemerkungen über den Hafen von Chang-Tau (Chusan-Archipel). ? 
(Aus dem Reisebericht S, M. Knbt. „/itis“, Kapt.-Lieut, Müller.) 
Nur einige 15 Sm westlich von der großen Dampferstrafse, welche durch die 
Steep Island- und Bonham-Strafse führt, liegt der: von zwei Inseln gebildete 
Hafen oder Kanal von Chang-Tau. Die Segelanweisung (China Sea Directory) 
bezeichnet diesen Hafen als vorzüglichen Taifunhafen, in welchen Dampfer leicht 
einlaufen können (wörtlich: for steam ships not difficult of access). Dem ersten 
Theil dieses Urtheils, die Sicherheit des Hafens betreffend, kann nach dem 
kurzen Besuch, welchen S. M. Knbt. „Iltis“ am 8. Dezember daselbst machte, 
vollkommen beigetreten werden, während in Bezug auf die leichte Einfahrt einige 
Zweifel zu äufsern sind. 
1. Einsegelung von Nord. Die Einfahrt ist infolge der gleichartigen 
Küstenformation von Chang-Tau Major von Weitem sehr schwer zu erkennen, 
besonders bei östlich stehender Sonne. Als Marke zum Ansteuern wurde die 
in der Segelanweisung von 1891 angegebene Peilung N 2° O vom höchsten 
Gipfel auf Tsu-San benutzt. Infolge des NW—SO mit ungefähr 3 Sm Ge- 
schwindigkeit laufenden Ebbestromes und des NW-Windes, Stärke 5 bis 6 (Bf.), 
wurde das Schiff so weit südöstlich versetzt, dafs auf Maxwell Isl. im Tae-shan- 
Kanal zugehalten werden mufste, um in dieser Peilung zu bleiben. Aufca 3,5 Sm 
war die Einfahrt in den Hafen einigermafsen auszumachen. Am weitesten sichtbar 
ist eine weiße Marke am Bluff von Chang-Tau Major. Doch ist dieselbe nur 
dann zu sehen, wenn das Schiff nicht östlicher als Tsu-San-Gipfel NW steht. 
Es ist dieselbe nicht zu verwechseln mit einer gleichen weißen Marke, welche, 
höher gelegen, auf einem östlicheren Vorsprunge von Chang-Tau Major sich 
befindet und welche, angesteuert, sehr nahe an den „Hornets‘“ vorbeiführen. würde, 
Auf ca 2,5 Sm konnten die Umrisse der westlich der Einfahrt liegenden Insel 
erkannt werden. Dieselbe hat eine auf der Eingangs genannten Admiralitäts- 
Karte No. 1124 trotz des kleinen Mafses gut wiedergegebene langgestreckte 
Form, mit einer gröfseren Erhöhung auf dem O- und einer kleineren auf dem 
W-Ende. Auf ersterem befindet sich das in der Segelanweisung angegebene 
Leuchthaus, welches ungefähr dieselbe dunkle Färbung hat wie die Felsen und 
deshalb sehr schlecht sichtbar ist. Es hat die Gestalt einer Kirche mit stumpfem 
Thurm an dem Ostende, doch ist es nicht gröfßser als eine der landesüblichen 
Fischerhütten. 
Sobald der Eingang in den Kanal ausgemacht war, wurde als Einsteuerungs- 
marke „die westlich von Chang-Tau Major hervorspringende Halbinsel frei vom 
Bluff gesehen“ benutzt. Diese Halbinsel hebt sich gut von den dahinter liegenden 
höheren Höhenzügen ab. In dieser Peilung wird man die Ostspitze von Chang- 
Tau Minor gut frei östlich von der davor liegenden kleinen Insel mit dem Leucht- 
hause sehen. 
Auf diese letztere Marke ist zu achten, um bei westlicher Stromversetzung 
nicht zu nahe an Chang-Tau Minor zu kommen. In der tiefen Rinne längs 
des Bluff von Chang-Tau Major wurden zwei Stunden vor Niedrigwasser 12 bis 
14m gelothet. In der starken, fast rechtwinkeligen Biegung des Kanals wurde 
ziemlich starkes Strudelwasser angetroffen. Diese Biegung des Fahrwassers ist 
erst, wenn man sich unmittelbar davor befindet, zu übersehen, und allzu langsam 
darf man nicht fahren, da sonst der Strom zu: viel Gewalt über das Schiff 
bekommt. S. M. Knbt. „Iltis“ ging jedenfalls mit ganzer Fahrt in den Hafen. 
Die Schwierigkeit der Nordeinfahrt liegt weniger in dem Auffinden des 
Eingangs, welcher durch die vorerwähnten Marken ausreichend kenntlich 
1) Siehe englische Admiralitäts-Karte No. 1124 vom 15. Januar 1890, Diese Karte „Southern 
Approach to the Yang Tse kiang. Video to Cape Yang Tse* war in den Beständen des Kanonen- 
boots nicht vorhanden. Sie wurde in Shanghai auf Anrathen eines Lootsen beschafft und erwies 
sich als äufserst werthvoll. Namentlich ist auch die grofse Fahrstraßse durch den Archipel sehr gut 
darin gegeben.
	        
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