Beiträge zur Navigirung im Schutzgebiete der Marschall- und Gilbert-Inseln.
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Im Nachstehenden sind die Angaben im Findlay, Jahrgang 1886, und
bei den J/arscAa^-Inseln noch die Angaben von Jacob Witt, „Ann. d. Hydr.“,
Jahrgang 1881, zu Grunde gelegt. Dieselben sind vervollständigt oder verbessert.
Der von Witt gegebene Rath, man solle sich bei längerem Aufenthalte
in der Marschall - Gruppe gut mit Proviant versehen, verdient auch jetzt noch
dringende Beachtung, denn S. M. Knbt. „ Wolf “ konnte bei seinem mehrmaligen
Aufenthalte in Jaluit aufser Kohlen und Wasser nicht nur keinerlei Ausrüstungs
gegenstände bekommen, sondern wurde noch von Privatleuten um Ablassung
solcher angegangen.
Die Marscliall-Inseln.
Nachstehend sind nur diejenigen Inseln und Atolle vermerkt, bei denen
die Angaben im Findlay und der Karte nicht übereinstimmen oder sonst zu
vervollständigen waren.
Mille- (Milli- oder Mulgrave-) I. 1 2 ) Die Angaben über die nächste
Umgebung der Insel Lukunor (Lukunos) sind sowohl im Findlay wie in den
Beschreibungen von Witt („Ann. d. Hydr. etc.“ 1881) falsch.
Nördlich der genannten Insel liegt ein guter, gegen alle Winde theils
durch Riffe theils durch die erstere geschützter Ankerplatz, erkennbar an der
helleren Farbe des Wassers. Die im Westen der Insel befindliche Passage ist
von S. M. Knbt. „IFoZ/“ untersucht worden. Sie ist nur für ganz kleine Fahr
zeuge brauchbar, da das Saumriff nicht unterbrochen ist und die Einsenkung
desselben an seiner tiefsten Stelle nicht mehr wie 3 l /2 m beträgt. Diese Stelle,
welche auch nur 20 bis 30 m breit ist, liegt etwa auf einem Drittel der Ent
fernung von Lukunor und der nächsten westlichen Insel von Osten gerechnet.
Im Uebrigen hat das Riff nur 1 bis 2 m Wasser. Die Kwo^-Iuseln liegen nicht
WSW, sondern OSO von der Insel Lukunor.
Die Lagune ist der wenigen, leicht auffindbaren Riffe wegen ohne
Schwierigkeit zu befahren; nur in der SO-Eclce umgeben den oben angeführten
Ankerplatz sich weit in die Lagune erstreckende Riffe, die umfahren werden
müssen. Von Mille an der Westseite der Lagune kommend, halte man sich
ca 3 Sm vom Südriffe entfernt, wenn man nach Lukunor will (bei Mille liegt
man im NE-Passat sehr schlecht), da man sonst leicht in eine tiefe Fahrrinne
längs des Riffes fährt. Auf letztere Weise kommt man aber in die allmählich
enger werdende, vorher beschriebene Passage, die bis an das Aufsenriff heran
tiefes Wasser hat. Man kann im Nothfalle allerdings auch hier ankern, hat
aber auf starken Strom zu rechnen.
Majuro- oder Arrowsmith-Inseln. 3 ) Die Lage der Hauptpassage
ist in der Karte, soweit beobachtet werden konnte, nicht ganz richtig ge
zeichnet; erstere liegt mehr nach Osten, ungefähr auf der Mitte des Nordriffes.
Während man an der Ostseite in der Lagune dicht unter Land ankern kann,
ist dies an der Westseite nur ca l 1 /* Sm von Land möglich, wo die Wasser
tiefe jedoch eine ziemlich bedeutende ist. Man kann den Anker aber auch auf
kleinen, weniger tiefen Riffen fallen lassen, doch empfiehlt sich dies nur für
kürzere Zeit, da der Anker leicht vom Riffe abgleiten kann. S. M. Knbt. „ Wolf “
benutzte eine 9 m - Stelle. Zwischen dem Ankerplätze und dem Lande liegt,
ca 400 m von letzterem entfernt, ein Riff. Innerhalb desselben ist tiefes Wasser,
man kann dasselbe aber aufser an einer Stelle, welche durch seine weifse
Farbe leicht kenntlich ist, mit Booten nur bei Hochwasser passiren. Von der
mit Riffen dicht besetzten westlichen Hälfte der Lagune scheint der südlichere
Theil der reinste zu sein. Ungefähr 3 Sm von der Südküste entfernt, konnte
S. M. Knbt. „ Wolf “ mit annähernd geradem Kurse von der Ostseite nach der
Westseite der Lagune fahren, vgl. D. Adm.-Iv. 96 (XI: 409a).
Arno- (Arhno-) Atoll. 3 ) Die Br. Adm.-K. 988 (XI: 411a) ist nicht
richtig gezeichnet. Man kann bei Niedrigwasser von der SO-Spitze bis zur
') „North Pacific Ocean Directory“, Findlay, 1886, pag. 952, und „Pacific Islands“,
Vol. II, London 1885, pag. 78.
2 ) a. a. O. pag. 955 und a. a. O. pag. 82.
3) a. a. O. pag. 955 und a. a. O. pag. 79.