Die Winde zu Keitum auf Sylt.
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Die tägliche Periode der Windgeschwindigkeit ist nach den Ta
bellen 4 und 5 eine gut ausgeprägte einfache. Das Maximum fällt auf den
Nachmittag in die Zeit des Temperaturmaximums, also zur wärmeren Jahreszeit
um einige Stunden später als zur kälteren. Das Minimum wird kurz vor oder
bald nach Mitternacht erreicht, wie denn auch Windstillen um diese Tageszeit
am häufigsten sind (Tab. 3). Eine Ausnahme machen nur die Monate November
bis Januar, in denen sich ähnlich wie auf Lesina in den frühen Morgenstunden
noch ein sekundäres Maximum findet. Im Jahresmittel liegen die Extreme um
genau 12 Stunden auseinander.
Das Tagesmittel wird zwischen 8 h und 9 h a. m. erreicht, und es bleibt
dann bis 7 h p. m. die Geschwindigkeit über dem Mittel, so dafs die Aenderung
tagsüber etwas intensiver ist als nachts. Auch das steht in vollständiger
Uebereinstimmung mit der täglichen Periode der Windgeschwindigkeit zu Wien
und Lesina, ebenso wie die Erfahrung, dafs die tägliche Amplitude und die relative
Schwankung im Sommer gröfser sind als im Winter, sie sich also umgekehrt
wie die mittlere Geschwindigkeit verhalten.
Eine genauere Untersuchung der täglichen Schwankung der Windstärke
in ihrem Zusammenhang mit den übrigen Witterungserscheinungen habe ich
hier nicht angestellt, weil durch die Arbeiten von Sprung, Köppen, Hann
und Anderen schon hinreichend feststeht, dafs die tägliche Variation mit der
Windstärke (Geschwindigkeit) und der Bewölkung ab- und mit der Temperatur
zunimmt. Quantitativ werthvolle Resultate lassen sich aber allem Anschein
nach aus den fünfjährigen Beobachtungen zu Keitum gar nicht erwarten.
Weiter habe ich dann in Tab. 6 die absoluten Maxima der stündlichen
Windgeschwindigkeiten mit den zugehörigen Windrichtungen zusammengestellt.
Tabelle 6.
Maxima der stündlichen Windgeschwindigkeit zu Keitum.
iu—uu
Richtg. Gesoliw.
Richtg.
Gesell sv.
Richtg.
'
Gesoliw.
Richtg. Geschw.
Richtg.
Geschw.
—T - “ 1
Richtg. Geschw. 1
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
1879
SW
16,0
SW
13,4
ESE
15,5
NW ! 14,7
WSW
13,0
SW ! 14,0
1880
WSW
12,9
W
16,7
W
17,2
w I i3,s
WSW
14,0
SW : 12,1
1883
SSW
19,0
SSW
20,6
NNW
17,9
ESE 13,6
SW
14,6
SW 15,7
1884
WSW
20,1
SSW
14.1
SSW
13,8
NE : 14,5
SW
15,5
NW 16,3
1885
SW
16,8
SW
13,2
w
15.1
NE 11,6
w
16,9
NW 14,0
Mittel
17,0
15,6
15,9
13,6
14,8
1 14,4 ,
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
1879
WNW
17.3
W
169
SW,WSW
18,5
N | 16,4
N
15,1
WSWi 15,8
1880
WNW
13,5
WNW. NW
12,3
NW
11,2
NNE 18,0
SW
21,3
NW 1 19,0
1883
WSW
14,7
W
14,9
SW
16,9
SW 1 18,7
SW
17,5
NE j 17,8 ;
1884
E
10,9
WNW
10,5
SW
13,2
WNW 26,8
ENE
14,9
WSW 17,8
1885
N
11,3
WSW
16,5
WSW
16,0
WSW 17,4
SW
12,5
WSW, 22,0 j
Mittel
13,5
14,2
15/2
19,6
1
.
16,3
18,5
Die gröfste Windgeschwindigkeit, welche innerhalb 5 Jahren zu Keitum
überhaupt registrirt worden ist, beträgt 26,8 m p. Sek. sie fand bei stürmischem
WNW am 28. Oktober 1884, 6 bis 7 h p. m. statt, in der unmittelbar vorauf
gebenden Stunde belief sich die Geschwindigkeit bei W auf 26,1 m p. Sek.
Die Mittelwerthe aus den absoluten Extremen sind in der wärmeren Hälfte des
Jahres kleiner als in der kälteren Zeit. Genaueres läfst sich aber über diese
Periode noch nicht aussagen, es ist das ja auch kaum anders zu erwarten. —
Fast immer sind die absoluten Extreme bei westlichen oder nordwestlichen
Winden eingetrcten, w t o einmal bei nördlichem oder nordöstlichem Sturm die
maximale Geschwindigkeit eines Monats erreicht wurde, war dieso Geschwindig
keit nur relativ klein.