Die Winde zu Keitum auf Svlt.
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und ist in neuerer Zeit wiederholt und ausführlich behandelt worden. 1 ) Dabei
hat sich eine Menge von Resultaten ergeben, welche zum Theil noch der Be
stätigung bedürfen.
Zunächst tritt uns die Frage nach der Amplitude der täglichen Periode
entgegen, und es fragt sich, wie dieselbe zu messen ist. In der Regel be
zeichnet man in der Meteorologie bekanntlich als Amplitude die Differenz
zwischen Maximum und Minimum, und es wird daher gut seiD, diese Bezeichnung
beizubebalten, und wenn man die tägliche Aenderung nach einem anderen Mafse
mifst, auch einen anderen Namen einzuführen. Eine Aenderung des Mafses der
Schwankung kann nun wünschenswerth oder nothwendig erscheinen, wenn die
Abweichungen grofs sind im Verhältnifs zum mittleren Werthe (wie bei den
Niederschlägen), oder auch wenn das beobachtete Mittel selbst zu verschiedenen
Zeiten sehr verschiedene Werthe aufweist (wie das bei dem Winde der Fall
ist), denn es pflegt die Schwankung einer Gröfse zu dieser Gröfse selbst in
einer gewissen Beziehung zu stehen. Als Mafs der Schwankung bietet sich
alsdann das Verhältnifs der Abweichungen vom Mittel zum Mittel selbst dar,
oder auch das Verhältnifs der extremen Werthe zu einander, eine Gröfse, die
man passend die relative Schwankung nennen wird. Ob man bei den Wind
verhältnissen die Amplitude oder die relative Schwankung als mafsgebend
zu betrachten hat, darüber hat sich zwischen Hamberg einer- und Hann
und Koppen andererseits eine lebhafte Polemik entsponuen. Ohne mich auf
diese weiter einzulassen, will ich nur einen Punkt anführen, den besonders
Köppen (1. c. S. 637) betont hat: „Da die Stärkeperiode jedenfalls zum
gröfseren Theile durch eine Aenderung de8 Verhältnisses der Windstärke zu
dem sich nicht wesentlich ändernden Gradienten bewirkt ist, so ist die Ver
änderlichkeit dieses Verhältnisses das Hauptobjekt der Untersuchung. Sind
v a und v d die Windgeschwindigkeiten in der Nacht und am Tage bei dem
kleinen Gradienten g, V n und V d die gröfseren Windgeschwindigkeiten bei dem
gröfseren Gradienten G, so giebt uns der Vergleich der Differenzen v d — v n und
V d — V„ durchaus keine Idee davon, in welchem Falle das Verhältnifs der Ge
schwindigkeit zum Gradienten stärker gewechselt hat; um dieses zu ermitteln,
mufs entweder vor dem Vergleich jede dieser Differenzen durch den entsprechen
den Gradienten dividirt werden, oder es müssen statt der Differenzen die
Quotienten — und ==A
Vn ' n
genommen werden, in welchem Falle man sich von der
verschiedenen Gröfse des Gradienten unabhängig macht.“ Dieser Punkt dürfte
entscheidend sein; zudem hat Hann in der zuletzt genannten Arbeit gezeigt,
dafs die Beziehungen der täglichen Periode der Windgeschwindigkeit zur
Windstärke, zur Temperatur und zur Bewölkung bei Benutzung der relativen
Schwankung durchweg besser hervortreten, als bei Benutzung der Amplitude.
Man wird sich daher für das Verhältnifs Maximum zu Minimum als Mafs der
Schwankung der Windstärke entscheiden, vielleicht aber ist es gut, die Differenz
Maximum—Minimum einstweilen noch nebenbei mitzuführen.
Eine derartige summarische Behandlung der Windstärke, wie wir sie
bislang behandelt haben, ist aber für eine genaue Charakteristik der Wind
verhältnisse eines Ortes nicht ausreichend. Es hat sich gezeigt, dafs die täg
liche Periode verschieden ist für die verschiedenen Windrichtungen und für
Winde verschiedener Stärke, und dafs sie wesentlich bedingt wird auch durch
die Temperatur und die Bewölkung. Auf alle diese Punkte mufs deshalb
Rücksicht genommen werden.
Man hat also zunächst neben jener summarischen Darstellung der täg
lichen Periode diese auch in ganz derselben Weise für mindestens acht Wind-
*) Ich nenne hier nur: Hjelström: Om den dagliga Finänderingen i Vindens Hastighet,
Upsala 1877. Hann: Die tägliche Periode der Geschwindigkeit und der Richtung des Windes,
Wiener Sitzungsberichte, mathem.-naturw. Klasse, Bd. 79, Abth. 2, 1879. Der tägliche und jährliche
Gang der Windgeschwindigkeit und der Windrichtung auf der Insel Lesina, Ann. d. Hydr. 1888.
Köppen: Die tägliche Aenderung der Windstärke über dem Lande nnd dem Meere, Ann. d. Hydr.
1883. Hamberg: Sur la Variation ditirne de la force du vent, Bihang tili K. Svenska Akademiens
Handlingar. 1. Bd. 5, No. 24, 1880. 2. Bd. 6, No. 5, 1881. 3. Bd. 8, No. 7, 1883. In der
Einleitung dieser letzten Abhandlung findet man die einschlägige Literatur sehr ausführlich an
gegeben.