Aus dem Reiseberichte des deutschen Schoners „Sagterland“.
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und sandige Landzunge, auf welcher einzeln stehende Palmen wachsen. Zwei
bis drei Seemeilen südlich von dem zuletzt genannten Kap liegt das Fischer
dorf Touro, erkennbar an den vielen dort stehenden Bäumen und seiner weifsen
Kirche, die schon von aufserhalb des Sto&a-Riffs zu sehen ist. In ihrem weitern
südöstlichen Verlauf gewährt die Küste, gegenüber den Kap St. Ro^wBänken,
einen eintönigen Anblick. Ueberall zeigt sich der weifse sandige Strand mit
einzelnen Bäumen, die nur in der Umgebung der Fischerdörfer etwas reichlicher
auftreten. In der Landspitze Pititinga macht dieselbe den einzigen kleinen
Vorsprung. Kap St. Roque, auf 5°29'S-Br und 35° 17' W-Lg, wird aus drei
mit einigen Bäumen bestandenen Sandhügeln gebildet. An der Nordseite von
diesem Kap findet sich eine helle Fläche, im Uebrigeu behält die Küste ihr
früheres Ansehen bei, bis sie bei der Mündung des Rio Grande do Norte höher,
dunkler und bewaldeter wird. Die am Kap St. Roque vorlagernden Riffe Sioba,
Fogo und Maracajaha, die mit ihren äufseren Kanten durchschnittlich 5 Sm von
der Küste entfernt liegen, sind sehr gut anzulothen. Wenn man auf flachem
Wasser, welches sich durch seine hellgrüne Farbe ankündigt, aufkreuzt, wird
man den weiter landabwärts auftretenden Gegenstrom vermeiden. Man kann
dabei die Riffe ohne Gefahr bis auf 10,8 m (6 Faden) Wassertiefe ansteuern,
und die Küstenpunkte leisten zur Orientirung sehr gute Dienste.
Mit dem Fortschritt unserer Reise und besonders nach dem Passiren von
Kap Calcanhar wurde das Wetter immer besser und beständiger. Als wir noch
westlich des Riffs Lavandeira standen, nahm der Wind in der Nacht dermafsen
zu, dafs wir genöthigt waren, unser Obermarssegel festzumachen, in der zweiten
Nacht war dieses nicht mehr erforderlich, das dritte Etmal hindurch konnte
stets das Bramsegel stehen bleiben, und sobald wir Kap Calcanhar passirt waren,
mäfsigte sich der Wind soweit, dafs sämmtliche Segel geführt werden konnten.
Nach viertägiger Fahrt von TJrca do Tubarao stand das Schiff 9 Sm im Süden
von Kap St. Roque. Von jetzt an ging die Reise rascher von statten; nach
weitern zwei Tagen, am 2. Januar 1888, war Pernambuco dwars, und hier holte
der Passat so östlich, dafs wir Kurs nach Süden steuern konnten.
V. Porto Alegre.
Nachdem am 16. Januar 1888 um 11 Vs Uhr Abends das Feuer von Rio
Grande do Sul auf einer Entfernung von 15 Sm in SWzW gepeilt worden war,
lagen wir während der Nacht bei frischem NE-Winde unter kleinen Segeln in
Sicht des Feuers beigedreht. Am folgenden Morgen kam der Bugsirdampfer
heraus, der das Schiff, als der Wasserstand auf der Barre die genügende Tiefe
von 14 Palmen (3,1 m) erlangt hatte, um 10 Uhr Vormittags einschleppte. Am
nächsten Tage, dem 18. Januar, kreuzten wir nach Sao Jose do Norte hinauf.
Hier wurde ein Theil der Ladung gelöscht, und dann mit einem Tiefgang von
12 Palmen (2,6 m) die Reise nach Porto Alegre fortgesetzt. Diese Fahrt nahm
infolge des niedrigen Wasserstandes in der Lagune dos Patos volle 22 Tage
in Anspruch.
Die seichteste Stelle, die ein Schiff auf der Fahrt nach Porto Alegre zu
passiren hat, ist die Bank Gangufu, welche fast quer über das Fahrwasser von
einem Ufer nach dem andern reicht. Bis hierher führt die tiefe Fahrrinne an
dem rechten, westlichen Ufer entlang, um dann aber vor der Bank nach der
gegenüberliegenden Seite hinüber zu biegen. Die Tiefen an dieser Stelle
variiren zwischen 10 und 14 Palmen (2,2 und 3,1 m) und sind hauptsächlich
von dem Regenfall im Gebirge abhängig; indessen ist doch auch die Wind
richtung von Einflufs, indem der Wasserstand auf der genannten Bank bei
nördlichem Winde steigt und bei südlichem Winde fällt. Schon seit Jahresfrist
ist ein Bagger thätig, um einen geraden, bis 15 Palmen (3,3 m) tiefen Kanal
über diese Bank zu schaffen; doch wird die Vollendung dieser Arbeit gewifs
noch eine Reihe von Jahren in Anspruch nehmen, besonders weil es den Leuten
hier nicht allzusehr auf die Zeit ankommt. In der Lagune selbst sind die
Wasserstände der tiefsten Fahrrinne zwischen 36 und 54 Palmen — (etwa 8
bis 12 m). 1 ) Der Kurs schwankt innerhalb der Kompafsstriche N und NO.
!) Im „South-Atlantic-Memoir“ von Findlay ist die Tiefe zu 3 1 /* bis 4 Faden, in der
Engl. Adm.-Karte No. 2522 zu 3 1 /i Faden gegeben.