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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, Sommer 1886.
Schnelligkeit augenscheinlich weit überlegen, und dafs dies letztere Schiff fähig
war, mit den beiden Mitseglern nur Schritt zu halten, ein genügender Beweis
für die Güte der angetroffenen Winde.
Am letzten Juli ging auch das grofse eiserne Schiff „ Katharine“ von
nördlicher in südliche Breite über. Dasselbe, welches New-York am 28. Juni
verlassen hatte, fand auf See Anfangs günstige Nordwinde, die geschaffen
wurden durch jenes Tiefdruckgebiet der Karte XXIV, welches sich in den
letzten Tagen des Juni über Labrador nach Neufundland bewegte. Als nach
einigen Tagen sich von Südwesten her ein anderes, ebenfalls auf Karte XXIV
verzeichnetes Tiefdruckgebiet dem Schiffe näherte, wurde die Fahrt an mehreren
Tagen durch kräftigen Südwestwind begünstigt. Später, im Hochdruckgebiete
der Karte XXIV, blieb die Richtung der angetroffenen Winde auch eine
günstige, wenn auch deren Stärke eine geringe war. Unweit von 35,8° N-Br
in 38,4° W-Lg folgte auf 24stündige Stille ein langsam auffrischender Ostwind,
der zum Passat wurde und später auf der zwischen 27° und 14° N-Br liegenden
Strecke am frischesten wehte. Die bei 11,5° N-Br und 25° W-Lg liegende
äquatoriale Passatgrenze wurde am 23. Juli überschritten und darauf bei dem
wenige Wachen später einsetzenden Südwestmonsun in rascher Fahrt nach
4,5° N-Br in 15,3° W-Lg gesegelt. Von diesem Punkte aus, in welchem am
28. Juli gewendet worden war, segelte das Schiff in drei Tagen zur Linie. In
südlicher Breite, wo „Johanna“ in der Nähe der brasilianischen Küste längere
Zeit mit Kreuzen verlor, konnte „Katharine“ weit rascher als „Johanna“ nach
Süden vorlücken. Die Folge davon war, dafs, als „Katharine“ sich am Mittag
des 8. Juli in 20° S-Br und 26,8° W-Lg befand, „Johannas“ Schiffsort noch in
10° S-Br und 34,6° W-Lg war.
Während der zweiten Woche im Juli traten drei Schiffe, „Ferdinand
Fischer“, „Salisbury“ und „ Ventilia“, von 50° N-Br oder Lizard aus die Reise
zum Aequator an. Der erste Theil derselben nahm bei allen keinen günstigen
Verlauf. Der östlichste Theil des grofsen Hochdruckgebietes der Karte XXIV,
dessen ungewöhnliche Form uud Lage den Schiffen der zuletzt behandelten
Gruppe günstige Winde gebracht, hatte sich jetzt, wie Karte XXV zeigt, nach
Süden hin verschoben. Jene drei Schiffe fanden daher gleich beim Beginn
ihrer Reisen anhaltende Westwinde, die nur ein langsames Vorrücken nach
Süden ermöglichten. Auch als das grofse Hochdruckgebiet sich noch weiter
nach Süden und Westen zurückgezogen und jene Form angenommen hatte,
welche sich auf Karte XXVI angegeben findet, trat keine durchgreifende
Besserung ein. Man beobachtete dann vielmehr Westwinde, die durch jenes
Tiefdruckgebiet verursacht wurden, dessen Mittelpunkt laut obenerwähnter Karte
am 18. Juli nahe vor der Kanalmündung lag. Zum Gebiete des Nordostpassats
gelangten schliefslicli: „Ferdinand Fischer“ in 30,2° N-Br und 20,2° W-Lg, wie
„Salisbury“ in 32,4° N-Br und 15,6° W-Lg am 21. Juli und „ Ventilia“ in
33,2° N-Br und 18,8° W-Lg am 26. Juli. „Salisbury“ folgte im weiteren
Verlaufe der Reise der östlichen Route, während die Mitsegler die westliche
wählten. Der zwischen 30° und 22° N-Br am frischesten angetroffene Passat
begleitete die Schiffe, bis sich „Ferdinand Fischer“ am 29. Juli bei 12,8° N-Br
in 25,2° W-Lg, „Salisbury“ am 30. Juli in 15,8° N-Br und 22° W-Lg und
„ Ventilia“ in 11,4° N-Br und 26° W-Lg am 5. August befand. „Salisbury“,
welcher bis dahin schon etwas gegen den „Ferdinand Fischetzurückgeblieben
war, traf es jetzt besonders ungünstig darin, dafs länger als fünf Tage bei
leichter Mallung vergingen, bevor es gelang, den am 5. August in etwa 10,8°
N-Br und 22,8° W-Lg einsetzenden Südwestmonsun anzutreffen. „Theodor
Fischer“ verlor durch Mallung ebenfalls drei Tage, bevor man am 1. August
unweit von 10,8 N-Br in 23,5° W-Lg durch Südwestmonsun begünstigt wurde.
Dagegen brauchte „ Ventilia“ kaum einen Tag nach dem Aufhören des Passats
zu warten, bevor am 5. August der bei 11° N-Br in 26,2° W-Lg durchkommende
Südwestmonsun an seine Stelle trat. Mit St-B.-Halsen segelnd erreichten als
östlichsten Punkt: „Ferdinand Fischer“ 6,6° N-Br in 16,7° W-Lg am 5. August,
„Salisbury“ 6,4° N-Br in 15,8° W-Lg, wie „ Ventilia“ 5,5° N-Br in 19,6° W-Lg
am 9. August. Von diesen Punkten aus erreichte dieses letztere Schiff den
Aequator noch einen Tag früher und zwar auffallender Weise in einem nicht
westlicher liegenden Schnittpunkte, als „Salisbury“ es that. Die von diesen