502
Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, Sommer 1886.
welche südlich vom Golfe die erforderliche Länge gutzumachen versuchte, blieb
damals von stürmischen Winden verschont. Dagegen scheint bei ihr jener
Weststurm am heftigsten geweht zu haben, welcher am 3. August von allen
drei Mitseglern beobachtet wurde. Seine Entstehung verdankte derselbe dem
Tiefdruckgebiete der Karte XXVII, welches, ähnlich wie das zuletzt erwähnte,
von Kanada nach Osten zog und dessen Mittelpunkt an diesem Tage über Neu
fundland lag. An Bord der damals in der Nähe von 45° N-Br und 50° W-Lg
stehenden „Marie“ beobachtete man mit 745,0 mm den niedrigsten Barometer
stand. Der Schiifsort von „Magdalene“ war gleichzeitig 40,5° N-Br in 66° W-Lg
und der von „Castine“ 39,8° N-Br in 58° W-Lg. Nach dieser Zeit wurden alle
drei Schiffe häufiger von kurze Zeit anhaltenden Ostwinden begünstigt. Ein
solcher sehr kräftig wehender Wind führte „Magdalene“ auch am 8. August
zum Hafen vou New-York. „Marie“ erreichte dies Ziel, wie „Castine“ die Mün
dung des Delarvare-Flusses, am 19. August. „Port Royal“, der bis zum Golf
von Mexiko vom ungestörten Passate begleitet worden war, ankerte auf dem
Mississippi am 4. August. Dies Schiff hatte seine bedeutend längere Reise in
gleicher Zeit, wie die Mitsegler die ihrigen, zurücklegen können.
Am gleichen Tage, dem 4. Juli, traten die drei folgenden Schiffe:
„Astronom“, „Jupiter“ und „Savannahihre Reisen über den Ocean an. Von
denselben war der „Jupiter“ nach Quebec, die beiden anderen Mitsegler nach
New-York bestimmt. „Astronom“, welcher am 21. Juni von der Elbe aus in
See gegangen war, hatte bei leichten umlaufenden Winden die Nordsee und
den Kanal durchsegelt und am 4. Juli die Länge von Lizard erreicht. An dem
selben Tage, an welchem dies Schiff die Elbe verliefs, trat der Mitsegler
„Savamiah“ von der Weser aus seine Reise an. Derselbe wählte, abweichend
vom „Astronom“, den Nord um Schottland führenden Weg. Da indessen auch
hier die Verhältnisse wenig günstig waren, war für „Savannah“ ebenso lange
Zeit erforderlich, nach Fair Island zu kommen, wie für „Astronom“, um die Länge
von Lizard zu erreichen. Im offenen Ocean fand „Savannah“ die Verhältnisse
zunächst noch weit ungünstiger, als es bei „Astronom“ oder bei dem von St.
Nazaire abgegangenen „Jupiter“ der Fall war. Die verschiedenen Tiefdruck
gebiete der Karte XXV, welche sich in der ersten Hälfte des Juli südlich von
Grönland und Island nach Osten bewegten, schufen bei „Savannah“ anhaltende
Westwinde, die ein Vorrücken des Schiffes nach Westen sehr schwierig machten.
Bei den anderen beiden Mitseglern waren als Wirkung des grofsen Hochdruck
gebietes derselben Karte die westlichen Winde zwar auch vorherrschend, doch
waren sie weniger ungünstig, und der am südlichsten stehende „ Jupiter“ wurde
auch an mehreren Tagen von östlichen Winden begünstigt. Durch die anhalten
den Westwinde sah sich „Savannah“ gezwungen, einen südwestlichen Kurs ein
zuhalten und überschritt infolge dessen am 29. Juli den Meridian von 30° West
noch 3° südlicher wie „Astronom“. Da die Lage und Form des grofsen Hoch
druckgebietes dem Auftreten westlicher Winde auf der letzten Hälfte der mitt
leren Route fortgesetzt eine ungünstige blieb, so war auch der fernere Verlauf
der Reise nur ein langsamer. Erst als „Astronom“ und „Savannah“ ihrem
Bestimmungshafen schon ziemlich nahe gekommen waren, stellte sich ein kräftiger
durchstehender Ostwiud ein. Am Mittage des 18. August, als dies geschah,
befand sich das erstere Schiff in 40,5° N-Br und 56,7° W-Lg und das letztere
in 42° N-Br und 56,2° W-Lg in geringer Entfernung von einander. Das Auf
treten eines Tiefdruckgebietes südwestlich von den Schiffen scheint die Ursache
dieses kräftigen Ostwindes gewesen zu sein. Bei demselben wurde der letzte
Reiseabschuitt in rascher Fahrt zurückgelegt. Beide Mitsegler erreichten am
23. August nach einer Fahrt von 50 Tagen ihren Bestimmungshafen New-York.
„Jupiter“, der während seiner Fahrt über den Ocean ganz ähnliche Verhältnisse
wie die beiden Mitsegler angetroffen hatte, gelangte am 17. August zum Busen
von St. Lorenz und am 24. August zur Mündung des St. Lorenz-Flusses.
Nach bedeutend kürzerer Fahrt und noch vor den eben besprochenen
drei Schiffen erreichte der in der Liste folgende, vom Mittclmeer herkommende
„Matthias“ die Mündung des Delaware. Die Ursache seiner rascheren Reise
waren die günstigen Winde, welche auf der durch die südlichere Lage seines
Abfahrtsortes veranlafsten, unweit 32° N-Br verlaufenden Route gefunden wur
den. Auf derselben befand das Schiff sich während des gröfseren Theils seiner