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Leber das nautische Längenproblem.
M. 0. Z. Scheinb. 0 Höhe
18 h 14“ '23,5' p. m. 6. Nov. 16° 24'
Eefr. u. Par.
Wahre Bist. 30° 7' 1"
0 Polardist. 73 52 29 cosee 0,017432
<f Polardist. 86 2 30 eosec 0,001037
190° 2' 0"
95° 1' 0"
21 8 31 sin 9,557122
8 58 30 sin 9,193134
18,768725
14° 1' 21,4" sin 9,384362
2
28° 2' 43" = in 52“ 10,9®
Wahre © B. A. . . 14 57 5,4
<£ R. A. . . 12^54“ 54,5®
Scheinb. (£ Hölie Seheinb. Distanz
27°
42'
29°
52'
12"
Hh
46'
52"
s-H
1
25
m
12
50
III4-
30
IV 4-
4 i)
Wahre Bist. 30° 7' 1"
Berechnete (7 E. A. 12 1 * 54“ 54,5’
16 h N. Alm. 12 53 33,5
1“
21,0®
l m
21,0
: x
44“
43,9®
16h
0“
0 »
16h
44“
430
M. G. Z.
18
14
235
M. 0. Z.
Länge 1» 29“ 39,‘6®
— 22° 24,9' Ost.
Die Abplattung der Erde hätte bei dieser Rechnungsform auch eben so
leicht mitberücksicbtigt werden können, indem man nur die Aequatorial-Hori-
zontalparallaxe des Mondes (aus der vorletzten der obigen Tabellen) um den
von der Breite abhängigen kleinen Betrag vergröfserte, wodurch die erste
Rechnung schon die wahre Distanz auf denjenigen Punkt der Erdaxe bringt,
welcher in der Lothlinie liegt. Bei der zweiten Rechnung wäre dann blofs die
Deklination des Mondes für denselben Punkt (nach der letzten Tabelle) anzu-
wenden, womit der Rektaseensionsunterschied für eben diesen Punkt gefunden
wird, welcher dem gesuchten Rektascensionsunterschiede am Mittelpunkt der
Erde ganz gleich ist.
Aber nicht diese, nur von der Abplattung der Erde herrührende Kleinig
keit, wodurch die Länge um ein paar Minuteu geändert würde, sondern eine
andere Ursache ist es, welche hier noch eine wesentliche Veränderung des
Resultats hervorbringt. Es trifft sich nämlich gerade, dafs das Jahr (1855) in
der Uebergangszeit liegt, wo die neuen Verbesserungen der Mondtafeln in die
Nautik eingeführt wurden. Konnte Bes sei (1831) in der vorher gedachten
nautischen Abhandlung noch die Zuversicht aussprechen, dafs die Mondtafeln
von Bürg, Burckhardt und Damoiseau für den nautischen Zweck nichts
mehr zu wünschen übrig liefsen, 2 ) so war das nun anders geworden. Die
genauen Mondbeobachtungen auf den Sternwarten wurden auch überhaupt,
seitdem die schärfer berechneten EphemerideD, zunächst durch Encke in Berlin
entstanden, regelmäfsiger mit dem Ergebnifs der Tafeln verglichen, welches
vorhin immer eine längere zeitraubende Rechnung aus den Tafeln selbst er
fordert haben würde, und die grofsen Unterschiede zwischen Rechnung und
Beobachtung traten nun bald wiederholt zu Tage, um so empfindlicher für die
Nautik, wo sich diese Unterschiede, durch Benutzung der Monddistanzen, mehr
als 30 Mal für die Länge des Schiffes vergrößerten. Fehler von 25", die leicht
im vorausberechneten Mondorte gegen die Beobachtungen übrig blieben, mufsten
also Längenfehler bis zu einem Viertelgrad und mehr verursachen. Nachdem
nun aber schon in Amerika Prof. Peiree neue Mondtafeln berechnet hatte,
worin Plana’s Theorie, zwei von Hansen entdeckte Mondgleichungen bezüglich
der Störungen von Venus, Airy’s Korrektion der Mondbahnelemente nebst
Hansen’s säkularer Aenderung der mittleren Bewegung des Mondes und seiner
] ) Aus der ersten der oben gegebenen Tabellen.
ä ) Wenn Bessel sich hier über die Genauigkeit der Mondtafein für nautische Zwecke noch
befriedigend ausspricht und dagegen hinzufügt, dafs die Theorien der jetzt auch von Schumacher
in die Praxis der nautischen Methode eingeführten Planeten zwar mehr zu wünschen übrig liefsen,
so nimmt er dies letztere doch insoweit wieder durch die Bemerkung zurück, dafs man eine wirklich
nachtheilig werdende Unsicherheit davon nicht zu erwarten habe. Bessel hatte hierbei aber offenbar
die Theorie der Planeten überhaupt im Auge, wo schon damals die Uranus-Tafeln weit gröbere
Differenzen mit den Beobachtungen übrig liefsen, als sie bei den Mondtafeln vorkamen, und es
wurde auch bald von ihm selbst die Möglichkeit eines jenseitigen Planeten näher in Aussicht
genommen, dessen Entdeckung 14 Jahre später aus den gedachten Differenzen glänzend hervorging.