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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Ann. d. Hydr. etc., XVIII. Jahrg. (1890), Heft XII. 
471 
Ueber das nautische Längenproblem. 
Von Dr. 0. D. E. Weyer, Professor an der Universität in Kiel. 
Von den beiden verschiedenen Arten der gelungenen Lösung des alten 
Problems der astronomischen Längenbestimmung auf dem Meere, entweder 
durch Monddistanzen oder durch Chronometer, ist die erstere BestimmuDgsweise 
schon seit längerer Zeit mehr zurückgetreten, weil sie in Beziehung auf Genauig 
keit nicht so viel leistete, als die leichter auszuführende chronometrische Längen- 
bestimmung. Die gröfsere Genauigkeit wurde durch die beständig fortgeschrittene 
Vervollkommnung der im Preise zugänglicher gewordenen Chronometer erlangt 
und ihre Zuverlässigkeit aufs Beste dadurch unterstützt, dafs man die Schilfe 
mit mehr als einem guten Chronometer versah, so dafs in diesem Palle eine 
vormals empfohlene Kontrolle der Chronometerlänge durch Monddistanzen nicht 
viel mehr in Anwendung gekommen ist. Die Verbesserung der Reflexions- 
instrumente und der Mondtafeln vermochten die Genauigkeit des Resultats der 
Monddistanzen nicht in gleicher Weise zu steigern, wie es durch die verbesserten 
und in mehrfacher Zahl benutzten Chronometer gelang. Endlich kam auch der 
Vortheil der Abkürzung der Reisedauer durch die Dampfschiffahrt lediglich der 
chronometrischen von beiden Längenbestimmungen zu gut. 
Die Bewegung des Mondes ist bekanntlich zu langsam, um mit den Mond 
distanzen mehr erreichen zu können, als eine Längenbestimmung, deren Fehler 
bei Distanzen zwischen Sonne und Mond durchschnittlich 29Vs Mal gröfser ist, 
als der Fehler in der Distanzmessung; dazu kommt aufserdem noch der Fehler 
der Mondtafeln, ebenfalls 29Va fach vergröfsert, wenn man nicht Distanzen auf 
beiden Seiten des Mondes benutzt hat, um wenigstens diesen Fehler unschädlich 
zu machen. Etwas günstiger kann sich zwar der durchschnittliche Fehler der 
Länge aus den Monddistanzen von Sternen auf das 27Vsfache reduciren, aber 
hierbei kommen andererseits auch viel ungünstigere Fälle vor. Da es nämlich 
an hellen Sternen auf dem Wege des Mondes im letzten grofsen Theil des 
Zodiakus (Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische) mangelt, so sah man 
sich genöthigt, um die Lücke auszufüllen, auch die Sterne Altair, Fomalhaut 
und a Pegasi zu Hülfe zu nehmen, welche 20 bis 30 Grad von der Ekliptik 
entfernt sind. Die Folge davon war, dafs Längenfehler entstehen konnten, die 
45 Mal gröfser als die Distanzfehler wurden, wenn auch die Mondtafeln immer 
ganz genau gewesen wären, wovon sie oft viel weiter entfernt waren, als man 
im nautischen Gebrauch zuversichtlich annehmen zu dürfen glaubte. Stieg aber 
der Fehler in der Messung der Distanz und ihrer Vorausberechnung nach den 
Mondtafeln zusammen auch nur bis auf eine Bogenminute, so hatte man z. B. 
bei Distanzen von Fomalhaut zuweilen das 45fache, also schon einen Fehler 
von 0° 45' in der noch so strenge berechneten Länge, gerade so, als wenn das 
Chronometer um drei Zeitminuten unrichtig gewesen wäre. 
Eine wesentliche Ergänzung zur Vermeidung solcher extremen Fälle trat 
in Beziehung auf die bessere Auswahl der Sterne ein, als auf den Vorschlag 
des dänischen Admirals Lövenörn die vier Planeten Venus, Mars, Jupiter und 
Saturn hinzugezogen wurden, welche sämmtlich heller sind, als die anderen 
Sterne für Monddistanzen und fast immer in günstiger Lage zur Mondbewegung 
stehen, so dafs sich ihre Distanzen vom Monde schnell verändern. Unter der 
Direktion von Prof. Schumacher in Kopenhagen wurden demnächst diese 
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