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Kleine Notizen.
Da auch eine Landungsbrücke auf der Südseite von Kulangseu in Aus
sicht genommen sein soll, so würde dieser Ankerplatz späterhin noch mehr
Vortheile vor allen anderen bieten.
14. Bemerkung über die Amping-Rhede bei Taiwanfu. Insel
Formosa. Ostküste von China. Derselbe Kommandant hat ferner berichtet,
dafs mit Bezug auf die Meldung des Kommandanten des britischen Schiffes
„Alacrity“, dafs das auf der br. Adm.-Karte 2409 (XI: 42) südlich des Amping-
Forts 1 ) angegebene Fort nicht existirt (vgl. No. 1246 d. „Nachr. f. Seef.“ 1889),
und auf der an Bord befindlichen Karte nicht verzeichnet war. Dagegen liegt, wie
in dem „China Sea Directory“ Vol. III, Seite 281, angegeben ist, ein Fort mit
Flaggenstange und ca 8 sichtbaren Traversen an der Küste südlich von Amping
(auf der Karte Unpene genannt); dieses Fort liegt genau westlich von Taiwanfu.
Aufser dieser Flaggenstange, auf welcher bei der Ankunft de3 Kanonen
bootes eine der chinesischen ähnliche, aber rothe Flagge wehte, und dem grofsen
Baum, d. h. dem höchsten Punkte einer bewaldeten Anhöhe, als welcher er
sich jetzt, von Nord und Ost aus gesehen, markirt (vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“,
1889, Seite 129), bietet ein 3,6 Sm südlich von letzterem am Strande gelegenes
weifses Haus eine gute Landmarke für Kreuzpeilungen, da es, so weit man
sehen kann, das einzige seiner Art ist.
Der bei sichtigem Wetter ebenfalls benutzbare Ape Hill hat von Amping-
Rhede aus die Form eines wagerecht in der Mitte durchschnittenen Kegels,
dessen nordöstlich gerichtete Seite flacher verläuft, als die südwestliche.
15. Bemerkungen über die Einsegelung in den Flufs Min. Ost
küste von China. Derselbe Kommandant hat ferner berichtet, dafs zur Zeit
im Flusse Min 2 ) nur chinesische Lootsen vorhanden sind; dieselben stehen aber
unter dem Hafenmeister und haben Berechtigungsscheine. Für die Nothwendig-
keit derselben bei der EinsegeluDg gilt dasselbe, wie für andere chinesische
Flufsmündungen: Wenn man genau wüfsto, dafs die Tiefen auf der betreffenden
Karte richtig wären und die — übrigens sehr zweckmäfsig gelegten — Tonnen
nicht vertrieben wären, so könnte man bei sichtigem Wetter ohne Lootsen ein-
laufen; doch kommen hier noch die heftigen Wirbel in den Engen, besonders
im Kinpai Pass, in Betracht, zu deren gefahrlosem Passiren man über die
Strömungsverhältnisse genauer unterrichtet sein mufs, als es an der Hand von
Karte und Segelhandbuch allein möglich ist. Ich halte daher die Annahme
eines Lootsen auch für das Auslaufen für erforderlich, wenn man nicht unter
wegs im Flusse ankern will, um Stillwasser abzuwarten.
16. Bemerkungen über den Hafen von Tamsui. Nordküste von
Formosa. Ostküste von China. Derselbe Kommandant hat ferner berichtet,
dafs im Hafen von Tamsui 3 ) auf dem Aufbau der chinesischen Bake zeitweise
ein nur von Fischern unterhaltenes weifses Laternenfeuer brennt. Die beiden
unteren Absätze dieser Bake sind aus schwarzen Steinen, der darüber befindliche
schmalere, auf welchem ein offener hölzerner Aufbau zur Aufnahme der Laterne
steht, ist aus helleren Ziegeln erbaut.
Die südliche 1,8 m- (1 Faden-) Grenze des Hafens hat sich gegen die
Karte in ihrer ganzen Ausdehnung um etwa ‘/a Kabllg. nach Norden, also in
den Hafen hinein, verschoben.
Die geringste Wassertiefe, welche das Kanonenboot ungefähr 2 Stunden
vor Hochwasser und 10 Tage vor Nipzeit fand, betrug 3,9 m. Die Lootsen-
gebühren betragen, und zwar seit dem 12. Dezember 1887, nicht 12, sondern
16 Doll. Die Lootsenflagge ist gelbroth, wagerecht gestreift.
i) „China Sea Directory“ Vol. III, 1884, Seite 281.
*) a. a. O. Seite 315.
3) a. a. 0. Seite 292 bis 295.
Gedruckt und in Vertrieb bei E. S. Mittler & Sohn
Königliche Hofbuehhandlung und Hofbuchdruckerei
Berlin, Kochstrafse 68—70.