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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Vierteljahrs-'Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, Sommer 1886. 
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Depressionen fort, die sich auf zum Theil sehr unregelmäfsigen Bahnen bewegt 
zu haben scheinen; schwächere Erscheinungen dieser Art traten wiederholt auch 
in dem zwischenliegenden Gebiete, über Europa selbst, ein. Unter diesen war 
namentlich die am 9.—10. von Italien nach Westrussland gewanderte Depression 
von wolkenbruchartigem Regen an ihrer NW-Seite (Bamberg und Chemnitz 
48 mm in 24 Stunden, vgl. Monatsbericht) begleitet. Am 12.—13. erhielt, allem 
Anscheine nach, die Depression bei Island einen neuen Mittelpunkt durch ein 
amSW-Rande derselben sich ausbildendes Theilminimum, das nun rasch südost- 
wärts wanderte, um über Schottland wieder nach Ost und darauf nach Nord 
sich zu wenden. Der Sinn der Krümmung der Bahn ist der gewöhnliche und 
entspricht auch der augenblicklichen Druckvertheilung, eine Erklärung für das 
Mafs der Krümmung, resp. für das so sehr weite Ausbiegen der Bahn nach 
Süden, scheint sich aber weder aus dieser, noch aus der Temperaturvertheilung 
entnehmen zu lassen. Die Erscheinung entsprach, nur in schwächerer Entwicke 
lung, recht nahe dem Prototyp dieser Klasse, dem mächtigen Wirbel vom 
26. Januar 1884, trotz der entgegengesetzten Jahreszeit. 
Mit der Nordwärtswendung dieser Depression stieg in Ostrussland die 
Temperatur für fast den ganzen Rest des Monats über ihren Normalwerth. In 
Centraleuropa geschah dieses erst am 20. und nur für kürzei’e Zeit. Der Zeit 
abschnitt vom 16. bis 27. Juli wird im mittleren Gebiete der Karte haupt 
sächlich durch eine Doppeldepression gekennzeichnet, deren Hauptcentrum von 
der Baffinsbai kam, westlich von Irland eine Bahnschlinge machte und darauf 
nach Finnmarken sich entfernte, während am Süd- und darauf Ostrande dieser 
Depression ein Theilminimum rasch auf nur wenig geschwungener Bahn dahin 
glitt. Charakteristischer Weise fällt die Schlinge in der Bahn des Haupt 
minimums in die Zeit des Vorüberganges dieses Theilminimutns, so dafs sie nur 
einen Fall der bekannten cyklonalen Rotation zweier Wirbelcentren um den 
gemeinsamen Schwerpunkt darstellt. 
Die klimatische Sommer-Depression im Osten unseres Welttheiles fiel in 
diesem Zeitabschnitt weit näher zu uns, als im vorhergehenden, und zwar ins 
centrale Russland. 
Das Hochdruckgebiet der Rossbreiten hat während dieses ganzen Viertel 
jahres seine Lage sehr wenig geändert; namentlich aber seit Ende Juni lag 
sein Centrum anhaltend westlich von den Azoren, und in dem Zeitabschnitt 
vom 28. Juli bis 6. August und dem folgenden war auch seine Ausdehnung 
nahezu dieselbe, wie im soeben besprochenen. Auch sonst bietet dieser Zeit 
abschnitt sehr wenig Bemerkenswerthes, da die barometrischen Depressionen 
desselben gering und zum Theil von kurzer Lebensdauer waren. Die Temperatur 
lag vom 28. an in Central- und Westeuropa erheblich unter ihrem Norrual- 
werthe, ohne dafs ein bedeutender Lufttransport aus höheren Breiten statt 
gefunden hätte. 
Etwas schärfer ausgeprägt waren die Druckphänomene im Zeitabschnitt 
vom 7. bis 15. August. Aufser der am 9.—11. ziemlich tiefen Depression, 
welche sich abermals in Centralrussland einstellte und sich erst am Schlufs des 
Zeitraums ostwärts entfernte, traten einige bedeutende, rasch fortschreitende 
(„dynamische“) Wirbel zwischen Cañada und der Ostsee auf. So bildeten sich 
am Rande der am 6. bei Island entstandenen Depression, welche vom 10. an 
rasch sich ausfüllte, am 9.—10. August Theilminima östlich von Neufundland 
und bei der Bretagne aus, welche jenen Rest umkreisten, d. h. das erstere zog 
nach Ost, das letztere nach Nord, an seiner rechten Seite in Nordostfrankreich 
und Westdeutschland Gewitterstürme von zum Theil furchtbarer Kraft mit sich 
führend; vgl. Karl Dove: Der Orkan vom 10. August, in „Meteor. Zeitschr.“ 
1886, Seite 525. Im Laufe des 14. gingen beide zu Grunde durch die kräftige 
Ausbildung zweier neuen, aus Britisch-Amerika heranziehenden Wirbel, welche 
am Morgen des 15. über Labrador und südlich von Island lagen. 
Wie gewöhnlich, so zeigten sich auch während dieses ganzen Sommers 
an der Grenze zwischen Nordostpassat und Südwestmonsun in der Nähe der 
Kapverden wandernde Depressions-Centren, deren gelinge Ausbildung und Lage 
am Rande des Beobachtungsgebietes nur selten gestattet, sie von Tag zu Tage 
mit Sicherheit zu identificiren, es sei denn, dafs man mehrere Wetterkarten für 
jeden Tag entwerfe. In dem jetzt besprochenen Zeitabschnitt zeigt sich indessen
	        
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