Verhältnifs der Temperatur des Wassers und der Luft an der Oberfläche des Oeeans. 447
Stunde
Oa
4 a
8 a
12 a
4p
8p
12 p
Wind
SSW 5
WSW 6
WSW 8
NNW 9
N8
N8
N8
Bewölkung
9
10
10
10
10
10
9
Temp, d, Luft
22,0
22,0
21,5
12,8
11,2
9,6
9,0
Temp. d. Wassers
21,1
21,8
22,1
22,8
21,8
19,2
18,2
Id der Nacht anhaltendes Blitzen, böiger Wind, der zum Morgen immer
mehr auffrischt; von 5 a an Regen. Gegen 9 a lief der Wind nach NW, worauf
nach 10 Minuten die See aussah, als wenn sie kochte, Dampfwolken bezw.
Nebel stiegen vom Wasser empor und wurden mit dem Winde fortgejagt; dies
hielt bis 11a an, dann wurde es klarer; Luft 9° kälter um 10 a, als um 8 a.
Nachmittags stürmischer Wind, hochauflaufende wilde See.
Auf der Reise des „Marco Polo“, Kapt. Th. Minasen, im Oktober 1869
von New-York nach Bremen wurde ein ähnlicher, wenn auch nicht ganz so
gvofser Unterschied in der Temperatur des Wassers und der Luft 5 Tage lang
vom 25. bis 29. Oktober beobachtet, während das Schiff in 40° bis 40° 43' N-Br
von 71° 19' bis 60° 56' W-Lg fortschritt. Am 25. schwankte bei schwachem
nördlichem Winde die Temperatur der Luft zwischen 8° und 6°, jene des
Wassers zwischen 9° und 11°; am 26. bei Mallung Luft 5° bis 9°, Wasser
9,5° bis 13°; am 27. bei auffrischendem N bis NW Luft 6,5° bis 7°, Wasser
13° bis 17°, von 4 p an schwerer Sturm; am 28. bei zuletzt bis zur Windstille
nachlassenden NW-Winden Luft 6,5° bis 9,5°, Wasser 15,5° bis 17,0°; am 29.
bei mäfsigen rundum laufenden Winden Luft 10° bis 15,5°, Wasser 14,5 bis 18°.
Am Nachmittag des 27. abwechselnd ganz flau und schwere Regen- und Hagel-
böOD, viele Wasserhosen rings umher, eine davon kam ganz nahe, so dafs das
Wasser längsseit aufwirbelte. Gegen Mitternacht furchtbare Stöfse, so dafs das
Schiff zitterte. „Später war es flauer, sobald der Wind in Schauem, mit dicker
Luft, Hagel und Regen nördlich holte; dann waren wir aber ganz in Dunst ein
gehüllt wegen des Unterschieds der Oberflächen- und Lufttemperatur; holte der
Wind westlichor, w-urde es sehr steif, aber klarer. Um 5*/s Uhr holte der
Wind in einer furchtbaren Böe ganz nördlich.“
Es ist kaum nöthig, hervorzuheben, dafs diese Nebelbildungen von der
Art des sogenannten Frostrauchs sind, der sich bei kaltem Winterwetter über
dem warmen Wasser der norwegischen Fjorde und über Waken im Eise in allen
nordischen Gegenden bildet, und wesentlich verschieden sind von denjenigen
Trübungen der Atmosphäre, welche sich auf allen (relativ zur Umgebung) kalten
Meeresströmungen zeigen, vom leichten Dunst bis zum dichtesten nässenden
Nebel schwankend, wie den Neufundland-Nebeln und den Nebeln an den russisch
asiatischen Ostküsten, den Garúas von Perú, den Cacimbos von West-Afrika
u. s. w. In letzteren Fällen dürfte es das sehr stabile vertikale Gleichgewicht der
von unten her kühl erhaltenen Luft und die mehr oder weniger vollständige Ab
wesenheit vertikaler Bewegungen in den unteren Schichten der Atmosphäre
sein, welche die Nebelbildung resp. die lange Erhaltung von Kondensationen
in diesen Schichten so begünstigt. Denn jeder vertikale Luftaustausch bewirkt
wegen der Abkühlung bei der Ausdehnung und Erwärmung bei der Zusammen
drückung der Luft eine Annäherung an den Sättigungszustand oben und eine
Entfernung von diesem Zustand — also ein Verdunsten vorhandener Wasser-
tröpfcheu — unten. Wolken resp. Regen stehen also in einem gewissen Gegen
sätze zur Nebelbildung am Erdboden.
Da bekanntlich das Wasser, aus verschiedenen Ursachen, seine Temperatur
im Laufe des Jahres sowie des Tages nicht nur weit weniger ändert, als die
Oberfläche des festen Landes, sondern auch weniger, als die darüber liegende
Luft, so ergiebt sich daraus ein Wechsel des Temperaturunterschiedes der Luft
und ihrer Unterlage nach Jahres- und Tageszeit, welcher gewifs für die physi
kalischen Vorgänge in der ersteren von grofser Bedeutung ist. Dieser Wechsel
verläuft auf dem Moere entgegengesetzt, als auf dem Lande. Denn auf dem
letzteren ist es die Unterlage (wenn auch nur deren alleroberste Schicht),
welche die stärkeren Schwankungen aufweist, auf dem Meere dagegen ist es die
Luft. Berücksichtigt man, wie viele Erscheinungen auf dem Lande in diesem
Verhältnifs ihre Erklärung finden, so mufs man die Wichtigkeit seiner Um