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Ansegehing des Hafens von Jacmel. Siidküste von Haiti.
und erst auf ganz kurze Entfernung zu erkennen sind. Aufserdem sind jetzt
zwei Anlegebrücken vorhanden, von denen die eine aber nicht mehr benutzt
wird. Der von S. M. S. „Freya“ erwähnte Wellenbrecher 1 ) liegt südlich der
Stadt auf einem Riffe, ist aber nur eine Ruine, da der Bau in halbfertigem
Zustande wegen Mangel an Geldmitteln liegen geblieben ist.
Als beste Ansteuerungsmarke mufs die Kathedrale mit den beiden minaret-
artigen, spitzen, rothbedachten Thürmchen bezeichnet werden, welche schon
auf ca 15 Sm Entfernung zu erkennen ist.
Wenn man mit nordwestlichem Kurse in die Mitte der Bucht einsteuert
und das Kap Jacmel querab hat, empfiehlt es sich, an der wostlichen Seite dor
Bucht entlang zu gehen, weil von hier aus die Peilobjekte besser zu erkennen
sind. Sobald man die Kathedrale NzO‘/sO peilt, halte man direkt auf dieselbe
zu, bis man mit dem Loth Grund bekommt. Bezüglich der Peilobjekte ist zu
berücksichtigen, dafs, je weiter östlich das Schiff, sowohl beim Ansteuern der
Küste, wie auch beim Einsteuern in die Bucht, steht, die Objekte, speciell die
Kathedrale und die Citadelle, durch die in SW von der Stadt liegende Huk
(in der Karte mit „ruins of a battery“ bezeichnet) verdeckt werden. Die
Thürmchen der Kathedrale kommen zuerst über dieser Huk in Sicht. Sobald
man zu Anker gegangen ist, empfiehlt es sich auf alle Fälle, das Schiff mit
einem Heckanker in der Richtung SSO—NNW festzulegen, um ein Schwaien
und bei dem begrenzten Raum ein Stofsen auf das Riff zu vermeiden. Die
„Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft“ hat für ihre Dampfer
eine Tonne zum Festlegeu des Hecks ausgelegt. Dieselbe liegt vor dem west
lichen Theil der Stadt auf ca 7 m Wasser (ungefähr zwischen Wharf und Flufs-
mündung). S. M. S. „Ariadne“ wurde die Benutzung dieser Tonne zur Ver
fügung gestellt.
Das grofse Riff an der Ostseite der Bucht ist durch seine Farbe schlecht
zu erkennen, nur der flachste Theil desselben macht sich bei Dünung durch
Brandung bemerkbar.
Das an der NO-Küste der Bucht einströmende Flufswasser bringt sehr
oft eine grünlich-weifse Färbung des Wassers an verschiedenen Stellen der Bucht
hervor, welche beim ersten Einlaufen irrthümlich auf das Vorhandensein eines
Riffes oder einer flachen Stelle schliefsen läfst. Beim Einlaufen wurde diese
Wahrnehmung im nordwestlichen Theile der Bucht, beim Auslaufen zwischen
dem Kap Jacmel und dem Kap Marechaux gemacht. Der in den „Annalen der
Hydrographie“ 1884 Seite 121 aus dem Bericht S. M. S. „Freya“ angeführte
Wortlaut: die Deckpeilung „Flaggenmast auf dem links von der Kathedrale
befindlichen Fort“ u. s. w., führt leicht zu einem Mifsverständnifs. Die Citadelle
liegt östlich von der Kathedrale, also beim Einsteuern rechts. Der Flaggenmast
der Citadelle befindet sich auf der westlichen Seite derselben. Aufserdem ist
die Citadelle in ihrem Grundrifs ein viereckiger Bau und nicht rund, wie solches
in der Brit. Adm.-Karte 473 (VII 252) angegeben ist.
l ) „Annal. d. Hydr. etc.“ 1884, Seite 121 u. 715.