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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Das Eis und die Ströniungsverhältnisse des Beringmeeres etc. 
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lassen Point Barrow, westwärts und südwärts segelnd, meistens vom 15. bis 
25. August. Das junge Eis friert bei Point Barrow gewöhnlich am 30. Sep 
tember fest, wird aber durch das bis zum 1. Dezember fortdauernde beständige 
Schrauben des Packeises übereinander geschoben, um nach diesem Datum in 
grofsen Massen fest auf dem Meeresboden und dem Strande zu liegen. Das 
Packeis ist auch während des Winters, je nach der herrschenden Windrichtung 
und der durch sie hervorgerufenen Meeresströmung, in Bewegung, wie aus 
folgendem Beispiel hervorgeht: 
Am 3. August 1888 gerieth die Bark „Young Phönix“ während eines 
schweren SW-Sturmes, bei Point Barrow, infolge des Verlustes des Ruders 
und Brechens der Ankerketten, in den Pack und mufste aufgegeben werden. 
Die Bark trieb darauf ostwärts und wurde zuletzt am 11. September 35 Sm 
nordöstlich von Return Reef gesehen. Im folgenden Jahre, am 9. Juli, wurde 
das Schilf nochmals gesehen und auch betreten und zwar 8 Sm im Süden von 
Kap Smytk (südlich von Point Barrow), fest eingebettet in einem Eisfelde von 
2 Sm im Durchmesser. Von hier verschwand das Schiff in der Richtung zwi 
schen Nord und West. 
Es w r ürde interessant sein, wenn der Kurs, den dieses Schiff während 
der Zeit vom August 1888 bis Juli 1889 und auch später genommen hat, sich 
feststellen liefse. 
Icy Cape wird in der Regel am 1. November, sehr offene Jahre aus 
genommen, vom Packeise besetzt. Nach diesem Datum ist zwischen Point 
Barrow und Icy Cape kein offenes Wasser vorhanden, aufser wenn sich die 
Eisfelder auf kurze Zeit auseinandertheilen. 
Weiter vom Lande ab, in der Umgebung der Insel Herald und Herald 
Shoal ist die südliche Bewegung des Eises nach dem 20. September sehr 
unregelmäfsig und allein vom Winde abhängig. Starke, nördliche Winde rufen 
hier eiuen südwestlichen Strom hervor, welcher den Pack nach Süden und die 
losen Eismassen au der Kante des westlichen Pack nach SW treibt. Junges 
Eis bildet sich hier manchmal sehr rasch, und es erscheint rathsam, Herald 
Shoal am 1. Oktober zu verlassen. Nach diesem Datum schliefseu sich oft 
unerwartet grofse Wasserbuchten, und das junge Eis kann in einer einzigen 
Nacht eine solche Dicke erreichen (bis zu 6 Zoll), dafs es selbst von einem 
Dampfer nicht durchbrochen werden kann und im Stande ist, schwere Lasten 
zu tragen. Beispiele ersterer Art ereigneten sich in den Jahren 1888 
und 1879. 
Im Jahre 1888 kreuzten 13 Schiffe bis zum 27. September in der Nähe 
der Insel Herald, als sie durch den Eisblink im Süden gewarnt wurden, dafs 
der Pack sich schliefseu würde. Nachdem sie durch einen engen Kanal gesegelt 
waren, fanden sie sich ringsherum eingeschlossen, und das, was sie für das 
offene Wasser gehalten hatten, zeigte sich als eine zweite Eisbai. Das Eis 
bestand aus schweren Eisfeldern, die durch junges Eis zusammengefroren waren. 
Dasselbe wäre undurchdringlich gewesen, wenn nicht ein heftiger südlicher 
Sturm es auseinandergerissen hätte, auf den unmittelbar ein Nordweststurm 
folgte, der es den Schiffen ermöglichte, unter Führung von vielen Segeln sich 
in der Breito von Herald Shoal und in der Länge von 175° West einen Ausgang 
in das offene Wasser zu erzwingen. Der zweite Fall betrifft die Schiffe „Mt. 
Wollaston 11 und „ Vigilantwelche am 10. Oktober 1879 zum letzten Male nord 
östlich der ¿Zerald-Insel gesehen wurden. Sie sind im Packeise nordwärts abge 
führt; alle Leute fanden ihren Untergang. Ob die Schiffe durch Schliefsen einer 
Bucht im Packeis oder durch junges Eis gefangen wurden, konnte natürlich 
nicht aufgeklärt werden. 
Als Beleg für die gemachte Bemerkung bezüglich der Raschheit, mit der 
junges Eis eine aufserordentliche Festigkeit erlangt, möge das folgende Beispiel 
dienen: 
Die Schiffe „Mercury“ und „Helen Mar“ wurden, nachdem sie bereits 
offenes Wasser erreicht hatten, am 18. Oktober 1879 in der Nachbarschaft der 
Insel Herald durch junges Eis fest umschlossen, welches dermafsen rasch an 
Dicke zunahm, dafs, als man zu dem bald gefafsten Entschlufs gekommen war, 
das Schwächstoder beiden Schiffe, „Mercury*, aufzugeben, Proviantladungen etc. 
im Gewicht von mehreren Tonnen durch Kolonnen von 15 Mann über das Eis 
Ami. d. Hydr. etc., 1S90, Heft XI. 
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