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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Aiiu. ü. Hydr. etc., XVIII. Jahrg. (1890), Heft XI. 
Das Eis und die Strömungsverhältnisse des Beringmeeres, der 
Beringstraise und des nördlich davon belegenen Eismeeres. 
Van Fr. Hege mann, Assistent der Seewarte. 
(Schlufs.) 
Allgemeine Beschreibung des Eises in den verschiedenen 
Meerestheilen. Das arktische Packeis, welches niemals verschwindet, besteht 
aus hartem blauem Eise und ist zusammengesetzt aus vergleichsweise ebenen 
Feldern von mehreren Seemeilen Durchmesser, die von 20 bis 30 Fufs hohen 
Eishügeln umgeben und von einander getrennt sind. In diesem Pack ziehen 
sich nach verschiedenen Richtungen Kanäle von ungleicher Länge. Das Packeis 
bewegt sich gewöhnlich in seiner ganzen Masse, die Kanäle öffnen und schliefsen 
sich beständig, und es ist für ein Schiff, welches im Pack eingeschlossen wird, 
unmöglich, sich nach Willkür zu bewegen. Ein solches ist manövrirunfähig, 
und es bleibt nichts weiter übrig, wenu es nicht vor der Bildung von jungem 
Eise frei kommt, als es aufzugeben. 
Durch die vorherrschenden südlichen Winde des Frühlings (nach meiner 
Ansicht sollte es passender Ende Frühling, Anfang Sommer heifsen) 1 ) und die 
nördliche Strömung löst sich der Pack vom festen Landeise ab und treibt nord 
wärts, wobei die südliche Grenze desselben einer steten Veränderung unter 
worfen ist. 
Es liegen keine Berichte vor, dafs das eigentliche Packeis im Herbste 
südlich von leg Cape gesehen worden ist; vielmehr besteht das hier um diese 
Zeit vorhandene Eis aus abgetrennten Eisfeldern. 
Das Landeis folgt dem Pack nach einiger Zeit, es bricht bald auseinander 
und gestattet den Schiffen die Durchsegelung, sobald die Bildung von jungem 
Eise aufgehört hat. Es ist bewundernswerth, wie rasch eine Aenderung des 
W r indes eine Aenderung der Lago der einzelnen Eismassen zu einander hervor 
ruft, es entstehen weite Oeffnungen dort, wo kurz zuvor das Eis dicht gedrängt 
lag, und umgekehrt. 
Grofse Eismassen, die durch die Strömung auf den Grund gesetzt werden, 
sind unter dem Namen Grundeis bekannt. Hinter demselben suchen die Schiffe 
Schutz gegen herandrängende Eisschollen. Das Grundeis ist leicht erkennbar 
an dem Kielwasser, welches sich hinter ihm bildet, und an der Wasserstands 
marke, hervorgerufen durch Fluth und Ebbe. Ein Waler-Kapitän berichtet, dafs 
er sein Schiff an einem Felde Grundeis festgemacht habe, welches anfänglich 
nur einige Fufs über dem Meeresspiegel erhaben war, später aber so weit auf 
flachem Wasser über den Boden hinweggeschoben wurde, dafs es immer mehr 
aus dem Wasser auftauchte und schliefslich die Höhe der Fockraa des Schiffes 
erreichte. 
In der Nähe des arktischen Packeises beginnt Anfang Oktober bei nörd 
lichen Winden die Bildung des jungen Eises, und zwar manchmal so schnell, 
dafs Schiffe, welche sich an der Aufsenkante des letzteren halten, das erstere 
in einigen Stunden aus dem Auge verlieren. Während einer einzigen kalten 
Nacht kann es in einer Dicke von 1 bis 6 Zoll frieren. Die besten Waldampfer, 
welche das Eismeer hier befahren, haben eine durchschnittliche Fahrgeschwindig 
keit von 9 Kn, sie sind aber kaum im Stande, junges Eis von 5 Zoll Dicke mit 
einer gröfseren Fahrt als 3 Kn zu durchbrechen. 
Das Eis in der Beringsee entsteht jedes Jahr neu und schiebt sich in 
grofsen Massen zusammen. Dieses feste Eis, oder das Packeis, reicht Dicht 
t) Vgl. Ann. d. Hydr. etc.“ 1880 Seite 141—144.
	        
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