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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Das Eis und die Strömungsverhältnisse des Beringmeeres etc. 
jedesmaligen Standpunkt Gewifsheit verschaffen. Um 4 h p. m. am 1. Juli lotheten 
wir bei Windstille und Nebel eine Wassertiefe von 10 Fad., und als letzterer 
sich bald darauf etwas lichtete, sahen wir Land im SW, anscheinend das Süd- 
kap der St. Lorenz-Bai, woselbst wir unseren Wasservorrath zu ergänzen ge 
dachten. Die Küste war noch von einem Saume Eises eingefafst. 
Der Strom setzte auf unserem Ankerplätze mit einer Geschwindigkeit 
von IV* Kn nach NO. 
Beständig Windstille und Nebel. Als dieser endlich am 2. Juli um l h p. m. 
vollständig auf klarte, fanden wir uns 4 Sm im NO von Kap Krlougo; wir 
lichteten daher unseren Anker und kreuzten bei leichtem südlichem Winde nach 
dem Wasserplatze in der Nähe des Kaps Nouniagmo, der Nordspitze der St. 
Lorenz-Bai. Um 8 h p. m. ankerten wir auf einer Wassertiefe von 9 Fad., das 
letztgenannte Kap in NzO und Kap Krlougo in SW mw. Wir benöthigten 
zwei Stunden, um etwa 60 Barrel Trinkwasser an Bord zu liolen, eine Arbeit, 
die durch den niedrigen Wasserstand in der Mündung des kleinen Flusses sehr 
erschwert wurde. Es zeigten sich wiederholt Wale in der Nähe des Schilfes, 
die aber sämmtlicli sehr scheu waren und daher keine Gelegenheit gaben, 
harpunirt zu werden, weshalb die angestellten Verfolgungen alle resultatlos 
verliefen. Obwohl das an Bord geschaffte Quantum Trinkwasser noch bei 
Weitem nicht ausreichto, unseren Bedarf zu decken, so gaben wir doch unser 
Vorhaben auf, weil das lange Waten der Leute in dem kalten Wasser einen 
nachtheiligen Einflufs auf die Gesundheit derselben befürchten liefe. Anderer 
seits rechneten wir auch darauf, den noch fehlenden Rest beim Ostkap bekommen 
zu können. Allein ein hier am 5. Juli zu diesem Zweck angestellter Versuch 
hatte keinen Erfolg. Auch die am Nachmittage dieses Tages gemachte Jagd 
auf einen Bowhead war nicht von dem gewünschten Glück begünstigt. Um 
12 Uhr in der folgenden Nacht segelten wir am Ostkap vorbei und befanden 
uns am folgenden Mittage eben südlich des Polarkreises in der Länge von 
169,1° West. Längs der Küste von Sibirien lagerten schwere Eismassen. Am 
Vormittage des 11. Juli, in 68,1° N-Br und 169,2° W-Lg, schöpften wir einiges 
Trinkwasser (Schmelzwasser) von den nahen Eisschollen, worauf wir dann am 
Nachmittage das Schill' au einem gröfseren Eisfelde festmachten und von diesem 
mit leichter Mühe eine bedeutende MeDge des schönsten Trinkwassers an Bord 
nahmen. 
Am 13. Juli beobachteten wir in 68,4° N-Br und zwischen den Meridianen 
von 168,5° und 169,1° West einen westnordwestlichen Strom von 12 Sm in 
24 Stunden, bei vorherrschend mäfsigem nördlichem Winde. 
Am 16. Juli kreuzten wir gegen einen frischen nördlichen Wind, in 
68,6° N-Br und 171,8° W-Lg, der Kante des westlichen Eises entlang. Wir 
fanden am nächsten Vormittage einen todten Wal, dessen über Wasser befind 
licher Theil von den Möwen abgenagt oder in Fäulnifs übergegangen, während 
dio unter Wasser liegende gröfsere Hälfte noch gut erhalten war. Auch die 
Barton hingen noch fest im Kopfe, welche bekanntlich einem todten Wale nach 
Verlauf einiger Zeit infolge der eingetretenen Fäulnifs wegfallen. In unserem 
Fall lohnte es sich daher um so mehr, den Wal einzuschneiden. 
Zwei Tage später segelten wir bei mäfsigem Nordwinde in 68,8° N-Br 
und 167,8° W-Lg zwischen Treibeismassen ostwärts, als Kap Lieburne 40 Sm 
entfernt mw. NOzO peilte. In 15 Sm Abstand von diesem Kap, woselbst kein 
Eis zu sehen war, jagten wir am folgenden Mittage mehrere Bowheads, aber 
leider ohne Erfolg. Eine Woche später lagen wir in 68,3° N-Br und 174,2° W-Lg 
bei schönem Wetter und leichter östlicher Briese unter der Kante des westlichen 
Eises, auf welchem sich eine grofse Anzahl Walrosse befanden, von denen 
24 Stück erlegt wurden. Auf 68,6° N-Br und 173,0° W-Lg wurden schwere 
Eismassen angetroffen, und am 4. August kreuzten wir auf 69,7° N-Br und 
174,3° W-Lg bei westlichem Winde in einer nach allen Richtungen von Eis 
massen umschlossenen weiten Eisbai, in der wir wiederholt Jagd auf Wale 
machten, aber ohne Erfolg, weil dieselben stets in der Richtung gegen den 
Wind sich unserer Verfolgung entzogen. Es gelang uns zwar am 6. August, 
einen Wal anzuwerfen, allein derselbe ging uns wieder verloren, weil er, in 
69,7° N-Br und 174,4° W-Lg, in den Pack hineinlief und die Leine nahm. 
Tags darauf wurde ein Eisbär erlegt. Endlich nach vieler Mühe glückte es uns
	        
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