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Bestimmung des specifischen Gewichts des Seewassers an Bord.
Was nun den Gebrauch der Aräometer an Bord betrifft, so gelten dafür
folgende Regeln; dafs Grund dafür vorliegt, diese so ausführlich zu geben,
wird später bewiesen werden.
Das Seewasser soll mit einem Schöpfeimer (Pütze von Holz oder Segel
tuch) unter Beachtung der für die Bestimmung der Oberflächentemperaturen
geltenden Vorschriften aufgeschlageu werden, d. h. man spüle den Eimer mit
dem zuerst geschöpften Wasser ordentlich aus oder lasse denselben, wenn das
Schiff in Fahrt, einige Augenblicke nachschleppen. Auf Dampfern schöpft mau
selbstverständlich vor der Maschine und so, dafs das vom Kondensator aus
geworfene Wasser keinenfalls in das Gefäfs gelangt. Nachdem dieses an Bord
aufgeholt, messe man sofort die Wassertemperatur und notire dieselbe. Als
dann giefst man aus dem Schöpfeimer das Cylinderglaa etwa ‘/3 bis l /> voll,
und spült dasselbe, mit der flachen Hand es oben verschliefsend, durch Schütteln
und Hin- und Herwiegen gründlich. Daun giefst man dieses Wasser aus dem
Cylinderglas fort und füllt es neu aus dem Eimer zu etwa 4 /s oder 5 /e, und
bringt es an den Ort, wo die Messung vorgenommen werden soll; die Deck
fläche eignet sich nicht dazu, die Ablesung wird zu schwierig. Das Aräometer
wird nun aus dem Besteckkasten genommen, mit einem trockenen Handtuch ab
gewischt und mit reinen trockenen Fingern ganz oben am Halse gefafst und
langsam in das Cylinderglas eingeführt. Man vermeidet unter allen Umständen,
das Instrument mit schwitzenden Fingern oder gar Händen anzufassen, die
Instrumente werden durch die entstehende Fettbedeckung merklich in ihrem
Staude beeinflufst. Sollte das doch versehentlich geschehen seiu, so reibe man
die Stellen vorsichtig mit dem Handtuch ab, bei etwaiger stärkerer Verunreinigung
erst feucht, dann trocken nach. Fasern vom Tuche dürfeu nicht am Glase
haften bleiben. Ebenso vermeidet man, das Instrument in das Cylinderglas zu
geben, so lange das darin enthaltene Seewasser noch Luftblasen zeigt. Diese
müssen durch Schütteln entfernt werden, sonst setzen sie sich au den unteren
Theilen des Körpers oder der Kugel an und heben das Instrument.
Macht das Schiff nur ganz geringfügige Bewegungen, so wird das Aräo
meter nach kaum einer halben Minute aus seinem Auf- und Abpendeln in eine
Ruhelage cintreten. Hierbei ist nur zu beachten, dafs das Mefsgefäfs nicht
schief steht, also das Aräometer sich an der inneren Wandung nicht irgendwie
reibt oder klemmt. Eine langsame Rotation dos Instruments um seine Längs-
axe, durch leichtes Drehen des Halses zwischen den Fingerspitzen hervorgerufen,
wird immer von Vortheil sein. Gleichzeitig senkt man das (ebenfalls gut ge
reinigte) Thermometer neben dem Aräometer ein und notirt die Temperatur
nach Ablauf von 1 bis 2 Minuten. Meist pflegen die den Bestecken beigegebenen
Thermometer sehr empfindlich zu sein und sich schnell auzupassen. Ist das
Mefsgefäfs breit genug, so kann das Thermometer auch weiterhin im Gefäfs
verbleiben, so lange es die freien Bewegungen des Aräometers nicht behindert.
Sonst nehme man es jedenfalls heraus, reinige es und lege es vorläufig weg.
Auch das Aräometer braucht einige Zeit, bis sein Glaskörper die Temperatur
dos Wassers angenommen hat. Ist seine Eigenwärme um 5° bis 8° von der
des Wassers verschieden, so kann das ebensoviele Minuten dauern. Meist wird
eine Frist von 3 Minuten ausreicheu. Nun liest man den Stand so ab, dafs die
kleine (kapillare) Welle, welche am Halse des Instruments sich über die Wasser
oberfläche erhebt, eliminirt ist. Das geschieht am besten so, dafs man schräg
von unten her durch das Glas den Skalentheil abliest bezw. abschätzt, mit
welchem die verlängerte Wasseroberfläche abschneidet. Eine wiederholte Ab
lesung ist zu empfehlen, eine gröfsero Genauigkeit als eine Einheit der vierten
Decimale aber nicht erforderlich, wie unten gezeigt werden soll. Die Beob
achtung wird notirt, alsdann noch zum Schlüsse das Thermometer wieder ein
geführt, die Wassertemperatur zum zweiten Male bestimmt und auch diese notirt.
Nun müssen die Instrumente, sowohl Aräometer, wie Thermometer und
Cylinderglas sofort mit Frischwasser abgespült und sorgfältig abgetrocknet in
ihrem Besteckkasten aufbeu'abrt worden.
Auch bei bewegter See ist die Ablesung des Aräometers oft noch möglich.
Das Rollen ist nach meiner Erfahrung weniger störend, als irgendwie merkliches
Stampfen. Dieses ertheilt dem Aräometer vertikale Schwingungen, welche ein
volles Zuruhekommen hindern. Man könnte zwar versuchen, die extremen Stände,